Never change a winning team - Erfolglose Sequels

15.12.2010 - 08:50 Uhr
Die Chroniken von Narnia 3: Die Reise auf der Morgenröte
20th Century Fox
Die Chroniken von Narnia 3: Die Reise auf der Morgenröte
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Wenn Filmemacher ihrer eigenen Arbeit überdrüssig werden, sind es meist die Filmfans, die es zu spüren bekommen. Wir zeigen euch Filmfranchises, die von ihren Vätern verlassen wurden und auch Die Chroniken von Narnia 3 blieb davon nicht verschont.

Morgen startet Die Chroniken von Narnia 3: Die Reise auf der Morgenröte, der dritte Teil der Fantasiesaga nach den Kinderbüchern von C.S. Lewis. Allein die ersten beiden Filme haben zusammen fast 1,2 Milliarden Dollar umgesetzt, also schien eine weitere Verfilmung reine Formalität. Aber weit gefehlt!

Auch wenn Die Chroniken von Narnia – Der König von Narnia weltweit fast 750 Millionen Dollar einspielte, verlor im Vergleich dazu Die Chroniken von Narnia – Prinz Kaspian von Narnia fast 50% und schaffte international “nur” noch knapp die 420 Millionen Marke, was bei einem Budget von 225 Millionen Dollar keine Glanzleistung ist. Zunächst wollte Disney den dritten Teil mit geringerem Budget produzieren, stieg jedoch letztendlich komplett aus der Koproduktion mit Walden Media aus. Diese fanden mit 20 Century Fox aber bald einen Ersatzpartner. Mit Michael Apted (James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug) als neuen Regisseur und mit einem verkleinerten Produktionsvolumen stachen sie mit der Morgenröte in See.

Entstanden ist erneut ein naives, moralisches und blutarmes Fantasyabenteuer für die Kleinen, das sich nicht sonderlich von den Vorgängern unterscheidet. Dem Buch wird entsprochen, aber nicht den Erwartungen von Jugendlichen oder Erwachsenen. Das nicht alle Produktionsveränderungen so glimpflich ausfallen, zeigen wir euch jetzt, ganz nach dem Motto: Never change a winning team!

Batman – Von düsterer Lackritzstange zum knallbunten Lutschbonbon
Batman und Batmans Rückkehr trugen noch die unverkennbare Handschrift des Regiewunders Tim Burton. Nach einigem Hin und Her verzichtete er bei der geplanten zweiten Fortsetzung Batman Forever auf den Regiestuhl und wurde durch Joel Schumacher ersetzt. Michael Keaton verzichtete ebenfalls auf seine Rolle als Bruce Wayne alias Batman – es wird gemunkelt, er verlangte 15 Millionen Dollar plus Gewinnbeteiligung. Unter neuer Führung und mit Val Kilmer im Fledermauskostüm vollzog die Reihe eine 180° Drehung von einer düsteren Lackritzstange zum knallbunten Lutschbonbon.

Harry Potter – Von zuckersüßen Wonneproppen zu ernstzunehmenden Fantasydramen
Das Harry Potter-Franchise ist eine der wenigen Filmreihen, bei der die Fans von Glück reden können, dass der ursprüngliche Regisseur den Zauberstab weiterreichte. Chris Columbus gründete mit Harry Potter und der Stein der Weisen und Harry Potter und die Kammer des Schreckens zwei zuckersüße Fantasyfilme für Kinder. Aber ähnlich wie die Charaktere älter wurden, mussten auch die Filme mitwachsen. Alfonso Cuarón garantierte dafür, dass sich nicht nur die Kinderstars schauspielerisch weiterentwickelten, sondern auch das ganze Potter-Universum reifer und düsterer wurde. Auch wenn die nachkommenden Regisseure weitere – nicht immer nachvollziehbare – Veränderungen erwirkten, darf der Bruch zwischen Harry Potter und die Kammer des Schreckens und Harry Potter und der Gefangene von Askaban als der prägendste bezeichnet werden.

Jurassic Park – Vom ethischen Technothriller zum bisslosen Schmalspur-Adventure
Auch wenn nach Jurassic Park die Fortsetzung Vergessene Welt – Jurassic Park merklich schwächer war, bot die Fortsetzung immer noch gute Unterhaltung in Kombination mit eindrucksvollen Effekten. Jurassic Park III dagegen musste ohne eine Buchvorlage aus der Hand des Technothriller-Experten Michael Crichton und ohne die fähigen Hände von Steven Spielberg auskommen. Auch Jeff Goldblum wollte kein drittes Mal in Erscheinung treten. Stattdessen konnte Sam Neill wieder überzeugt werden, als Dr. Alan Grant zurückzukehren. Aber wie wir alle wissen nur mit einem bescheidenem Ergebnis.

Die Mumie – Vom saftigen Mumien-Remake zur staubtrockenen Mumienkopie
Stephen Sommers enorm unterhaltsames Remake Die Mumie des alten Universal Klassikers Die Mumie mit Boris Karloff war die Blockbusterüberraschung des Jahres 1999. Mit Die Mumie kehrt zurück folgte ein Sequel, dass das bewährte Konzept stur kopierte. Aber trotz aller Übertreibungen und Ermüdungserscheinungen konnte die Fortsetzung unterhalten. Danach hatte Stephen Sommers kein Interesse mehr an der Reihe, also schwang sich Rob Cohen (xXx – Triple X, The Fast and the Furious) auf den Sattel von Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers. Auch auf Rachel Weisz sowie Arnold Vosloo musste verzichtet werden, stattdessen kamen Maria Bello als erschreckend schlechte Evy und Jet Li als farblose Mumienkopie.

Terminator – Von der drohenden Apokalypse zum billigen Endzeit-Spektakel
James Cameron schmiedete mit seinen ersten beiden Filmen Terminator und Terminator 2 – Tag der Abrechnung zwei Klassiker des Sci-Fi-Genres. Danach zogen zehn Jahre ins Land und plötzlich kam Terminator 3 – Rebellion der Maschinen, ohne James Cameron, aber immerhin mit dem Gouvernator Arnold Schwarzenegger. Der Film riss keine Bäume aus, aber kopierte das Ursprungskonzept konsequent, so dass er mit gutem Willen als Teil der Filmreihe angesehen werden konnte. Mit Terminator: Die Erlösung dagegen, ohne Arnie, aber mit jede Menge neuen Filmemachern vor und hinter der Kamera, entfernte sich die Reihe komplett von dem, was das Franchise ursprünglich auszeichnete.

X-Men – Von Glaubwürdigkeit zu Einfältigkeit
Bryan Singer schuf mit den ersten beiden X-Men-Filmen X-Men – Der Film und X-Men 2 moderne Beispiele, wie Glaubwürdigkeit und ein gewisser Anspruch mit dem Blockbusterkino und Comicverfilmungen zu vereinbaren sind. Auf die zweite Fortsetzung verzichtete der Regisseur zu Gunsten von Superman Returns. Brett Ratner übernahm seinen Posten und vermochte es nicht ganz, den alten Geist wieder zu entfachen. Sein X-Men: Der letzte Widerstand war nicht schlecht, nur merklich ungelenkiger und einfältiger als sein Vorgänger.

Was bringt die Zukunft?

Fluch der Karibik – Was wird Teil 4 ohne die Stammbesetzung?
Mit Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten befindet sich aktuell der vierte Teil der Reihe in der Produktion, ohne Regisseur Gore Verbinski und ohne das Filmpaar Orlando Bloom und Keira Knightley. Stattdessen versucht sich Musical-Profi Rob Marshall (Chicago, Nine) als Action- und Abenteuer-Regisseur. Es muss sich erst zeigen, ob und wie sich die Veränderungen in der Besetzung auf den Film auswirken werden.

Iron Man – Was wird aus Tony Stark ohne seinen Bodyguard?
Wie erst heute bekannt wurde, muss sich auch Iron Man 3 damit arrangieren, dass Jon Favreau – der Iron Man und Iron Man 2 aus der Taufe hob – dem Franchise den Rücken kehrt. Die Konsequenzen sind noch ungewiss.

The Hobbit – Ist die stilistische Kontinuität gesichert?
Peter Jackson wollte für Der Hobbit: Eine unerwartete Reise und Der Hobbit: Smaugs Einöde einem neuen Regisseur den Platz überlassen, aber die Insolvenz des Filmstudios MGM verzögerte den Produktionsablauf dermaßen, dass der Auserwählte Guillermo del Toro das Handtuch warf. Auch Gandalf Darsteller Ian McKellen ließ verlautbaren, dass er nicht gewillt ist, ewig zu warten und nur mit dem richtigen Regisseur an der Seite auch wieder in seine alte Rolle schlüpfen wolle. Also übernahm Peter Jackson schlussendlich doch wieder den Regieposten und nun scheint das Projekt das Schlimmste überstanden zu haben und die stilistische Kontinuität innerhalb der Reihe ist gewährleistet.

Kennt ihr noch Filmreihen, die von ihren ursprünglichen Filmemachern im Stich gelassen wurden?

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