Die nimmermüden Schauspieldinos

07.10.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Robert De Niro und Al Pacino vor rund 20 Jahren in Heat
Warner Bros.
Robert De Niro und Al Pacino vor rund 20 Jahren in Heat
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Michael Douglas wurde im September 70 Jahre alt und gehört nun in Hollywood zu einem sehr illustren Kreis. Wo andere nämlich ihren wohlverdienten Ruhestand auskosten, arbeiten in der Traumfabrik eine Reihe an Ü-70-Schauspielern unaufhörlich an ihren zukünftigen Projekten.

Manchmal genügt es eins und eins wortwörtlich zusammenzuzählen, um in diesem Fall zu erkennen, dass der kanadische Regisseur Atom Egoyan für seinen neuesten Film tatsächlich den wohl ältesten und altehrwürdigsten Cast seit Menschengedenken um sich geschart hat. Die beiden Oscarpreisträger Martin Landau (Jhg. 1928) und Christopher Plummer (Jhg. 1929) sowie Heinz Lieven (Jhg. 1928), Günter Lamprecht (Jhg. 1930) und der in dieser Reihe fast schon jugendlich anmutende Bruno Ganz (Jhg. 1941) werfen in dem düsteren Rache-Thriller Remember gemeinsam über 300 Jahre Schauspielerfahrung in die Waagschale. Schön, dass es solche besonderen Filmprojekte gibt, wo jene altgedienten Mimen ihre schauspielerischen Fähigkeiten zur Abwechslung mal vereint unter Beweis stellen können (obwohl sie natürlich niemanden mehr in diesem Geschäft etwas beweisen müssen). Gleichzeitig ist es schade, dass wir diese großen Schauspieler nicht häufiger in einer markanten Kino-Hauptrolle erleben dürfen. Besonders Martin Landau muss sich seit Jahren mit durchschnittlichen TV-Filmen begnügen, obwohl er einst niemand Geringeres als Woody Allen in Verbrechen und andere Kleinigkeiten und Johnny Depp in Ed Wood in aller Höflichkeit die Show stahl. 

Zum Glück müssen ihre noch etwas renommierteren Schauspielkollegen Michael Caine (Jhg. 1933), Morgan Freeman (Jhg. 1937), Al Pacino (Jhg. 1940) und Robert De Niro (Jhg. 1943) nicht so lange warten, bis sich eine altersgerechte Rolle für sie findet. Im Gegenteil: Die Herren können sich bis heute vor Angeboten kaum retten, was an ihrem exzellenten Ruf, ihrer unbestrittenen Klasse und vermutlich auch an einigen nicht besonders wählerischen Engagements in ihrer Vergangenheit liegt. Vor allem Michael Caine und Morgan Freeman können mittlerweile eine stattliche Anzahl an zumindest streitbaren Werken vorweisen. Dabei dürfte es den beiden und ihren Alterskollegen weniger ums Geld gehen. Auch in Sachen Ruhm und Ehre können sie nicht mehr viel an Glanz hinzugewinnen. Der wahre Grund für ihren unermüdlichen Einsatz und Fleiß liegt wohl eher darin, dass sie die Schauspielerei weniger als Beruf, sondern vielmehr als Berufung verstehen. Und eine solche Lebensaufgabe kennt ja bekanntlich kein Renteneintrittsalter. 

Allein oder zu zweit - die kommenden Ü-70-Männerprodukte 

Dank ihres vorbildlichen Arbeitsethos können wir uns also auf The Early Years von Paolo Sorrentino (La Grande Bellezza - Die große Schönheit) freuen, in dem Michael Caine und Harvey Keitel (Jhg. 1939) zwei sehr alte Freunde spielen, die über die Kunst, das Leben und die Liebe sinnieren. Robert De Niro hingegen absolviert in The Intern auf seine alten Tage noch ein Praktikum bei einer Mode-Webseite. Auch der britische Schauspieler Sir Ian McKellen (Jhg. 1939) hat sich noch eine vielversprechende Altersrolle gesichert. Nach den Figuren Gandalf und Magneto verkörpert er in A Slight Trick of the Mind nun einen uralten und ruhelosen Sherlock Holmes. Robert Redford (Jhg. 1936), der vor kurzem sein Blockbuster-Debüt in Captain America 2: The Return of the First Avenger feierte, wird 2015 zusammen mit Nick Nolte (Jhg. 1941) in A Walk in the Woods eine Wanderung auf dem Appalachian Trail in den USA in Angriff nehmen. Dustin Hoffman (Jhg. 1937) spielt in Boychoir einen ergrauten und nach wie vor ehrgeizigen Chorleiter. Ben Kingsley (Jhg. 1943) und Christopher Walken (Jhg. 1943) verleihen Baghira und King Louis ihre Stimmen in Disneys Neuauflage von Das Dschungelbuch. Robert Duvall (Jhg. 1931), Anthony Hopkins (Jhg. 1937), Martin Sheen (Jhg. 1940) und Harrison Ford (Jhg. 1942) haben auch noch einige interessante Projekte am Start. Und Al Pacino ist 2014 mit den Rentner-Dramen Manglehorn und The Humbling ersten Berichten zufolge auch wieder "back on track". Einzig und allein Jack Nicholson (Jhg. 1937) scheint sich seit 2010 aus dem Schauspielzirkus verabschiedet zu haben, obwohl Tom Cruise ihn unbedingt für sein zukünftiges Filmprojekt El Presidente aus dem Ruhestand beordern will. 

Gut betagte Ensemblefilme

Neben diesen vereinzelten Altersrollen gibt es natürlich auch die sogenannten Senioren-Flics wie Last Vegas (u.a. mit Michael Douglas, Robert De Niro und Morgan Freeman) und Best Exotic Marigold Hotel, die jeweils eine Fortsetzung in den nächsten Jahren bekommen. Von der Action-Komödie R.E.D. - Älter, härter, besser über eine Gruppe pensionierter CIA-Agenten gibt es bereits einen noch älteren, härteren und besseren zweiten Teil. Nur bei Dustin Hoffmanns Altenheim-Komödie Quartett wird es wohl bei einem Neunzigminüter bleiben. Alles in allem können wir getrost davon ausgehen, dass viele weitere betagte Ensemblefilme bereits in Planung sind. Ein Film, der vielleicht noch nicht mit diesem speziellen Genre in Verbindung gebracht wurde und bei dem die Vorfreude der gesamten Filmwelt wohl keine Grenzen mehr kennt, ist The Irishman von Regie-Legende Martin Scorsese (Jhg. 1942). Wenn wir so wollen, handelt es sich bei dem Krimidrama um das Werk mit dem zweitältesten und -altehrwürdigsten Cast seit Menschengedenken. Harvey Keitel (Jhg. 1939), Al Pacino (Jhg. 1940), Joe Pesci (Jhg. 1941) und Robert De Niro (Jhg. 1943) kommen gemeinsam auf gut und gerne 200 Jahre Schauspiel-Expertise, 4 Oscars und 14 Nominierungen. Selten hat der Begriff Meisterwerk so gepasst wie hier. Wir können nur hoffen, dass die Dreharbeiten bald beginnen.

Was meint ihr: Können die Schauspiellegenden in Zukunft nochmal an ihre besten Rollen anknüpfen? 

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