7 neue Fragen an doctorgonzo

08.11.2015 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
In the quiet words of the Virgin Mary... come again?
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In the quiet words of the Virgin Mary... come again?
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DSDS auf dem Atlantik, Einlasskontrollen und Kinokarma - doctorgonzo is back! Und er hat einen munomentalen Fragebogen mitgebracht!

Okay, 7 ist vielleicht ein ganz kleines bißchen untertrieben... Also machen wir's kurz, denn ihr habt viel vor: Der Fragebogen braucht euch! Und ihr braucht den Fragebogen? Dann sagt Kängufant Bescheid und er schickt ihn euch zu! Ladies und Gentlemen: The doctor is: IN!

Was ist deine erste Erinnerung an Film, Kino oder Fernsehen? Womit fing alles an?

Ich war eigentlich schon immer ein fernsehaffines Kind. Das ARD-Vorabendprogramm mit Ein Colt für alle Fälle, Trio mit vier Fäusten und so weiter hatte es mir ziemlich angetan.

Filmtechnisch ist die erste überwältigende Erfahrung wohl Ein ausgekochtes Schlitzohr, noch heute bin ich stets in akuter Blitzergefahr, wenn im Auto "Eastbound and down" läuft.

Das erste Mal im Kino war Didi auf vollen Touren, nach langer Zeit kann ich den auch wieder mit Genuss sehen, nicht zuletzt, weil darin, trotz der geplanten Dämlichkeit, ein paar hervorragend durchdachte Szenen stecken. Beispielsweise die Chipstüte.

Welcher Film, welche Serie hat dein Leben verändert? Was war danach nie wieder so wie vorher?

Das ist einfach. Auch, wenn ich schon immer durchaus auf Film und Fernsehen abfuhr, wurde ich erst mit einer DVD-Sichtung von Snatch - Schweine und Diamanten so wirklich süchtig. Ein Sammelsurium an grandiosen Rollen, die dazu auch noch perfekt besetzt wurden. Statham durfte danach nie wieder wirklich demonstrieren, dass er mehr als das Actiongetue drauf hat.

Ch-ch-ch-changes: Gibt es einen Film, den du früher total genial fandest, inzwischen aber nicht mehr sehen kannst? Umgekehrt wird auch ein Schuh draus: Gibt es einen Film, den du früher nicht leiden konntest - bis dir auf einmal die Augen aufgingen?

Das ist wieder schwierig. Totale Veränderungen hat es nicht gegeben, aber durchaus verschobene Sympathiewerte. Zu Anfang hatte ich durch den militanten Hype (ich wohnte mal gegenüber des Kinos meiner Stadt) der Harry Potter-Bewegung so überhaupt nichts für die Filme übrig. Nachdem ich die Geduld aufbrachte, fand ich aber auch dort viel Schönes. Genial ist aber etwas anderes.

Welchem Schauspieler oder Regisseur würdest du jeden Fehltritt verzeihen? Und womit hat er oder sie diese Nachsicht verdient?

Ich verzeihe Robert De Niro die ganzen faden Versuche, im Alter noch ein bisschen Kohle abzugreifen und hoffe trotzdem noch auf ein grandioses Spätwerk zum Abschluss der Karriere. Für seine überwältigenden Darbietungen unter Scorsese, Frankenheimer oder Coppola hat er aber einfach nur gigantisch großen Kredit.

Bei den Regisseuren ist es schwieriger. Die beiden Macher, denen ich alles verzeihen würde, lassen mich bisher in der festen Gewissheit, dass selbst, wenn sie richtig Mist machen, das Endprodukt doch noch grandiose Momente hat. Scorsese und Tarantino bieten nämlich, wenn alles andere versagen sollte, sehr verlässlich großes Darstellerkino.

Und Kubrick habe ich schon für die blutleere Verfilmung der Traumnovelle verziehen...

Kontaktbörse: Welche zwei Leute (ob vor oder hinter der Kamera, noch lebendig oder nicht) wären wie geschaffen für eine Zusammenarbeit? Und wie sähe dieser Film aus?

Oh, einige - spontane Ideen:

Tarantino - Vinnie Jones

Hitchcock - Dougray Scott

Peter Sellers - Johnny Depp

Uma Thurman - Errol Flynn

Hitchcock - Uma Thurman

Tim Burton - Johnny Depp (bitte wieder ohne Disney)

You are all weirdos! Der Erfolg welches Schauspielers oder Regisseurs ist Dir unerklärlich? Welches Talent wurde hingegen von der Welt sträflich vernachlässigt?

Diese Liste würde, komplett ausformuliert, hier den Rahmen sprengen, aber ein paar Beispiele gibt es trotzdem.

Bei Hugh Jackman kann mir bislang niemand erklären, warum er so hochgejubelt wird.

Christopher Nolan ist ein toller Regisseur, aber nicht im Ansatz so genial, wie er gern gemacht wird. Liegt nicht zuletzt daran, dass in seinen Filmen darstellerische Glanzleistungen selten sind, gemessen an dem, was sein versammelter Cast so normalerweise drauf hat.

Und natürlich darf bei der aktuellen Diskussion das Duo Feig/McCarthy nicht fehlen. Feigs Kinofilme scheinen immer ein reguläres Genre (RomCom, Action, Agenten) ernsthaft mit einem Spoof in bester Friedberg/Seltzer-Manier verbinden zu wollen. Binnen Augenblicken verliert sich alles in platten Gags. Und Melissa McCarthy kann auch nicht besser schauspielern als Megan Fox oder Jennifer Aniston. Die Tatsache, dass ihr BMI ein anderer ist (und man das ungerechtfertigterweise gern als Kritikpunkt missbraucht) ändert nichts an der Essenz. Es gibt nichts dagegen einzuwenden, dass eine Frau abseits des gängigen Schönheitsideales Kinopräsenz bekommt. Aber das als Verteidigung für ihre schwachen Kinodarbietungen anzuführen, ist zu einfach gedacht.

Unterschätzt werden die klassischen Nebendarsteller in allen Genres. Die Leute, die es schaffen, mit zehn Sätzen in einem Film Markanz zu erreichen, sollten generell mehr Würdigung erfahren. Was beispielsweise ein Gary Busey in den klassischen Actionreißern der 80er und 90er geleistet hat, ist vielleicht nichts für die Royal Shakespeare Company, aber trotzdem von einem hohen Wiedererkennungswert und auch einer Bedeutung, die sich gewaschen hat.

Welches war die passendste Besetzung der gesamten Filmgeschichte, welches die unpassendste? Kolossale Fehlentscheidungen finden hier auch ein Zuhause...

Moralisch finde ich es nach wie vor abgeschmackt, dass Tom Cruise den Graf Stauffenberg geben durfte. Auch, wenn das Ergebnis dann weniger schlimm war als befürchtet.

Dazu habe ich bei vielen Neuaufgüssen und Fortsetzungen Probleme mit den Besetzungen. Hayden Christensen als angehender Darth Vader? Furchtbar.

Geht natürlich auch in positiver Richtung: Johnny Depp als Hunter Stockton Thompson ist mindestens Perfektion. Oder Peter Sellers als Inspector Clouseau. Ebenso wie Bruce Willis als John McClane. Ach, da gibt es wirklich viele.

Was ist das schönste, bzw. was ist das schlimmste Erlebnis, das du jemals in einem Kino hattest?

Da gibt es ein paar. Wundervoll war beispielsweise, als in der Premiere von Sin City eine junge Dame nach einem Dialog auf der Leinwand fragte "Was heißt eloquent?" und aus mehreren Ecken passende und unpassende Antworten kamen.

Oder aber als ich mit einem alten Freund in irgendeiner furchtbaren Sneak-Komödie saß und ein Schmerzpatient in der Reihe vor uns über jeden dieser unsagbar faden Gags lachte, uns aber belehren wollte, weil wir über jeden dieser Gags stöhnten. Dummerweise kippte er sein Popcorn über seine neben ihm ausgebreiteten Klamotten, als er sich wieder zurückdrehte... Die Sache mit dem Karma funktioniert manchmal.

Die allerschönsten Erlebnisse bleiben aber besser privat...

Schlimme Erlebnisse hatten im Normalfall immer mit schwachen Filmen zu tun. Aber einmal dachte ich, ich hätte mein Feuerzeug (ein Geschenk eines mittlerweile verstorbenen Freundes) im Kino verloren und hatte echte Panik. Aber es fand sich wieder. Glücklicherweise.

Wie sah die absurdeste, komischste, romantischste oder einfach nur filmreifste Szene deines Lebens aus? Uuuuuuuuund... ACTION!

Das ist schon wieder etwas schwieriger. Filmreif.... Ich habe mich mal mit einem Auto in Zeitlupe überschlagen. Angenehmere Erfahrung als Fast & Funless...

Dazu hat mich mal die Kripo an meinem Geburtstag (nach echt harter Nacht) telefonisch geweckt. Das hatte was von Memento. Als alles geklärt war, bekam ich noch ein hochpolizeiliches Alles Gute durchs Telefon. Und am Nachmittag schickte man mir noch zwei Streifenhörnchen vorbei, um die Aussage aufzunehmen, während ich gerade Essen für die Gäste vorbereitete.

Wenn deinem Leben ein Soundtrack gegeben werden müsste, welchen würdest du wählen? Und warum?

Ein bisschen Classic Rock, ein bisschen Klassik, ein bisschen den Stil von Morricone, ein bisschen zeitlose Kultsongs... Naja, eben irgendwie ein Mashup aus einem Scorsese- und einem Tarantino-Soundtrack. Und das Intro wird untermalt vom Gitarrenriff aus "Whole Lotta Love".

Welcher Film drückt jedes Mal auf deine Tränendrüse, ob du willst oder nicht? Und welcher Film schafft es jedes Mal, alle Wolken weg zu schieben?

Einen Kloß im Hals habe ich immer bei der letzten Szene aus Die Verurteilten.

Immer wieder nach oben bringt mich Lasse Spang Olsens trashig genialer Ganovenfilm In China essen sie Hunde und natürlich der Dude, der macht wirklich alles wieder gut. Ob nun der Stuhl einfach ins Leere kippt, Lennon mit Lenin verwechselt wird oder man aber Kraftwerk parodiert.

Herr Verteidiger, Sie haben das Wort: Welcher Film, welche Serie hat, deiner Meinung nach, eine viel zu schlechte Bewertung auf moviepilot?

Viele alte Filme fallen entweder durch das Raster, oder aber werden schnell und unbedacht abgeurteilt.
Dazu werden viele wirklich tolle irische Werke sträflich unterschätzt wie Starkey, I went down und Fish and Chips.
Als Serie ist The Adventures of Sherlock Holmes mit einer Wertung von 8,8 noch immer barbarisch unterschätzt.

Im Gegenzug scheint jede Erklärung unmöglich wie beispielsweise Dark Angel auf so eine freundliche Wertung kommt. Oder aktuell Circus HalliGalli....

Wer ist deine größte Filmheldin, dein liebster Filmheld? Und warum ist sie / er / es besser als die anderen?

Da gibt es eine Menge. Burtons Batman, John McClane, Travis Bickle, natürlich James Bond und Kermit der Frosch - einfach, weil sie eine gewisse Einmaligkeit repräsentieren. In Zeiten, in denen man ständig irgendwas neu aufgießt, bleiben sie irgendwie in ihrer eigenen Galaxie.

Bibbedi-bobbedi-buh: Du bist jetzt König von Hollywood! Was würdest du als erstes ändern?

Alleinherrscher? Ganz nach meinem Geschmack. Ich würde wohl als Erstes eine Art Budgetobergrenze einführen, zudem dürften nicht mehr als 10% des Budgets für Werbung draufgehen. Dazu gäbe es noch einen Oscar für nachhaltig wirtschaftliches Arbeiten.

Außerdem, und das wäre der Kernpunkt, müssten die Macher sich verantworten, je dämlicher der Film aus Nachlässigkeit ist (also nichts gegen geplante Dämlichkeit), desto höher der Strafsatz. Und diese Strafzahlungen würden dann direkt für Bildung oder so benutzt. Für xXx - Triple X zum Beispiel bekäme ein kleines Land flächendeckend vernünftige Bibliotheken inklusive Personal, für die Realfilme von Asterix bekäme jede Grundschule einen vernünftigen Schulgarten, und für Tomb Raider könnte man den religiösen Einfluss aus dem US-amerikanischen Bildungssystem entfernen.

Nicht vergessen dürfte ich dann auch eine enorme Einschränkung von Sequels, Reboots und Remakes. Auch, wenn das wohl durch den Dämlichkeitsparagraphen wohl schon deutlich eingeschränkt werden würde.

UND: Es gäbe eine Einlasskontrolle an den Kinos. Man müsste Allgemeinwissensfragen beantworten, um hineinzugelangen.

Welches Filmzitat wolltest du schon immer mal anwenden, hattest aber noch nie die Gelegenheit dazu?

Ach, meine liebsten Zitate konnte ich in diversen Variationen schon mehrfach anwenden. Ob aus Die üblichen Verdächtigen, The Big Lebowski, Batman, Full Metal Jacket, oder oder oder.
Immer wieder gern nutze ich "Das Geistige kommt hier zu kurz" aus Das Boot, das kann erstens kaum einer zuordnen, und zweitens passt es einfach erschreckend oft.

Khaaaaaaaaaaaaaan!! Hast du dich als Fan eines Films, einer Serie, eines Schauspielers, etc. schon mal so richtig blamiert?

Nein. Warum auch? Erstens ist mein Geschmack in dieser Hinsicht tadellos, und zweitens kann ich meine Meinung auch erläutern, ohne "Ich find den halt so suuuuuper" zu äußern...

Remakes und Relaunches sind in der Regel ziemlich nervig - aber welcher Film oder welche Reihe hätte deiner Meinung nach einen Neustart verdient?

Sie sind fast ausnahmslos nervig. Ich persönlich hoffe, dass man sich in dieser Hinsicht wieder auf etwas mehr Kreativität besinnt, anstatt aus den Resten von vor zwei Wochen noch ein Fünf Sterne Menü zaubern zu wollen... Leider funktioniert diese ätzende Strategie an den Kassen noch zu gut, was wiederum an den Kinogängern selbst liegt.

Gimme more - welcher Film schreit nach einem Sequel, hat aber nie eines bekommen?

Die wenigsten Sequels haben ihren Originalen zur Ehre gereicht. Zudem wäre bei den Filmen, bei denen ich die Vorstellung zumindest nicht ganz entsetzlich fände, schon zuviel Zeit verstrichen, als dass man noch ein glaubwürdiges Sequel anhängen könnte.

Wenn du einen Tag in einem Film leben könntest, welcher würde es sein und welche Figur wärst du?

Dagobert Duck aus DuckTales, wenn möglich, würde ich das ganze Geld zu mir in die reale Welt überweisen....
Dazu auch gerne mal James Bond, einmal für den Schneider und natürlich, um durch die Schauplätze zu wandeln...

Hast du dich schon mal so richtig wegen eines Films gestritten? Worum ging's?

Ich bin seit fast acht Jahren hier bei Moviepilot. "Mal" ist gar kein Ausdruck (allerdings nicht nur hier). Und es geht um alles mögliche. Mal ist es bloß der Geschmack, mal kommen Verschwörungstheoretiker aus ihren Löchern, mal ist jemand gänzlich außerstande, die eigene Meinung zu erklären, mal liegt jemand aber auch nur himmelschreiend falsch.

Déjà vu: Gibt es eine Filmfigur, die dir zum Verwechseln ähnlich ist? Oder kennst du jemanden, auf die oder den eine Filmfigur wie die Faust aufs Auge passt?

Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Aber auch nach längerem Überlegen fällt mir niemand ein, bei dem das wirklich passen würde.

Mit welchem Genre oder welcher Filmgattung kannst du überhaupt nichts anfangen?

Also Horror lässt mich meistens sehr unbefriedigt zurück, die trashig sympathischen Sachen im Vincent Price-Stil mal ausgenommen. Aber dieses richtige Horrorzeug ist für mich unsagbar langweilig. Je mehr geisterhafte Elemente darin auftauchen, desto blöder wird es. Irgendwie reicht eine Auflistung kreativer Folter- und Todesarten bei mir nicht zur Verzückung.

Außerdem ist mir das Genre der neuen Romantic Comedy vollkommen zuwider. Nicht nur, weil ich eben ein Y-Chromosom trage, sondern, weil in den Werken meist weder das eine noch das andere vorkommt. Diese Filme sind wahrscheinlich auch von der Taschentuch- und Süßigkeitenindustrie subventioniert. Überwiegend erbärmlich gespielt und in der Auflösung nicht weniger Fantasy als Harry Potter oder Star Wars. Am Ende besinnt sich die modelmäßige Protagonistin dann auf den netten Typ, der immer da war, und nicht auf den Schnösel mit fettem Konto und telegenem Äußeren... ja, genau. Könnte selbstironisch lustig sein, wenn es nicht so schlecht gemacht wäre...

Was noch? Tanzfilme. Schon allein der Musikauswahl wegen ein fast ausnahmslos furchtbares Genre.

Gibt es ein Buch, eine Serie, die du abgöttisch liebst - und deren Verfilmung dich maßlos enttäuscht hat? Was hätte besser gemacht werden müssen?

Ich bin ziemlicher Robert Harris-Fan. Seine drei großen Werke "Vaterland", "Enigma" und "Aurora" sind Bücher, die ich problemos im Wechsel wieder und wieder lesen könnte. Allerdings wurden nicht alle davon ebenbürtig verfilmt. Während bei Vaterland alles recht anständig klappte und Aurora zumindest die Spannung retten konnte, ist Enigma trotz bester Voraussetzungen und eines nominell tollen Cast eine unglaublich Entsetzlichkeit geworden. Vor allem die vollkommen unnötig eingebaute Romanze ist so erbärmlich geschrieben, dass Drehbuchautor Tom Stoppard (der es bedeutend besser kann) beim Verfassen die Finger hätten abfallen sollen. Das Drumherum, Schauplätze, Atmosphäre, Kulissen, Requisiten, alles hätte das Zeug zum tollen Film, aber das Drehbuch ist mitsamt dieser so barbarisch schlecht drangefummelten und vorlagenverachtenden Möchtegernromanze ein absoluter Killer.

Außerdem hat man Nick Hornbys "Fever Pitch" zweimal verfilmt, einmal sehr hochwertig mit Colin Firth und Mark Strong, und einmal ganz furchtbar schlecht ins Baseballmilieu transformiert....

Guilty Pleasure - welchen 'schrecklichen' Film findest du insgeheim toll? Beichte, Sünder! Und vielleicht kannst du uns überzeugen...

Ob es guilty pleasure ist weiß ich nicht, das ist immer schnell mal gesagt, aber ich empfinde bei keinem Film, den ich mag irgendwie ein schlechtes Gewissen. Klar gibt es Filme um deren Dämlichkeit ich durchaus weiß, die mir aber trotzdem Spaß machen. Ein solcher wäre UHF - Sender mit beschränkter Hoffnung, keiner der Darsteller reißt was und einige Gags sind unglaublich dämlich, aber er strotzt vor kleinen genialen Momenten, die etwa dem Wischmopp, der Lichtschwertgeräusche macht oder die Tagträume des Protagonisten. Aber guilty pleasure ist das auch nicht.

Welchen großen, hochgelobten Klassiker oder Kultfilm magst du insgeheim überhaupt nicht? Welche Lücke in deinem Filmwissen hast du bisher geheim gehalten? Wir verraten es auch keinem...

Insgeheim? Nein, wenn mich ein Film anstinkt, ist das les- und hörbar. Kultstatus hin oder her. Musterbeispiel ist James Camerons Seifenoper auf dem Nordatlantik. Da hat man massig Geld zur Verfügung und investiert nicht mehr als ein altes Wurstbrot in Drehbuch und Dialoge, macht ein sehr interessantes Vorkommnis des 20.Jahrhunderts zur Cashcow und wird daür auch noch mit Preisen beworfen, die abseits der Tricktechnik weniger Berechtigung haben als ein richtiger Musikpreis für irgendeinen DSDS-Dödel.

Wenn du drei Filme für eine einsame Insel wählen müsstest (auf der es unerklärlicherweise ein Home-Entertainment-System gibt), welche wären es?

Titanic, Dirty Dancing und Pretty Woman - eine bessere Motivation, in Rekordzeit ein Floß zu bauen und es auf offener See zu riskieren gibt es nicht.

Sollte allerdings die Insel idyllisch und die kulinarische Verpflegung unkompliziert und angemehm sein, dann wohl Ronin, Adel verpflichtet und High Fidelity.

Wie sieht deine Blu-Ray-, DVD-, Videosammlung aus? Besitzt du ausgefallene Fanartikel, auf die du besonders stolz bist?

Von Fritz Lang bis Tarantino wild durcheinander, mit einer Tendenz zu schwarzem Humor und guten Soundtracks. Als Bonus "schauen" die Regale auf ein Kinoposter von The Man with the golden Gun. Ich habe sogar eine japanische DVD von Yellow Submarine - warum, weiß ich allerdings auch nicht.

Dazu habe ich ein 150cmx250cm Poster auf Plane gedruckt mit Bruce Willis in Sin City als Motiv in meiner Küche hängen. Und ja, ich bin nahezu unanständig stolz darauf. Nicht zuletzt, weil ich es quasi als zusätzliche Belohnung für meinen ersten öffentlichen Auftritt bekam. Der Wirt meiner Lieblingskneipe zeigte als besonderes Event Herr Lehmann in unserem lokalen Kino und organiserte als Rahmenprogramm dazu eine Whiskyverkostung, die ich moderierte.

Gibt es ein Autogramm, ein Stück Memorabilia, für das du deine Seele verkaufen würdest... oder vielleicht schon hast?

Die Kiste aus den Opening Credits von Eine Leiche zum Dessert wäre eine herrliche Dekoration. Einen kleinen Kunstdruck von einem Szenenbild aus der Hand des legendären Ken Adam habe ich schon, und eben dieses tolle Sin City Plakat.

Welcher Film hat eindeutig das falsche Ende? Und wie hätte er enden sollen?

Hmm. Im Grunde sollte jeder Horrorkrempel, der dann mit einer Art Geister-Clifhanger endet ein handfesteres Ende bekommen. Da mich dieses Genre aber ohnhein nicht reizt, muss ich wohl etwas anderes anführen: Im recht schlechten Remake von Der Schakal sollte Willis Gere erschießen. Einfach aus Prinzip.

Außerdem hätte spätestens der erste Teil des "Fast & Furious"-Krempels so enden sollen, dass unmöglich ein weiterer Teil hätte gemacht werden können.

Wenn du einen Film hättest vollkommen anders machen können, welcher wäre es, und wie hätte er ausgesehen?

Vollkommen anders? Warum dann überhaupt anders machen und nicht etwas komplett neues drehen? Viele Filme bedürfen nur Detailverfeinerungen. Bei Salt beispielsweise hätte ein Austausch des Ehepaares schon viel gewinnen können.

Was ist die größte Sünde, die man beim Filmegucken begehen kann? Was bringt dich so richtig auf die Palme?

Ich brauche keine Ruhe im Kino, eine Unterhaltung oder eine raschelnde Chipstüte stören mich selten. Wenn jemand bei blöden Gags lachen darf, darf ich diese blöden Gags aber auch hörbar kritisieren. Im Kino stört mich eigentlich, neben schlechten Filmen nebst Publikum, hauptsächlich die Gruppe der Leute, die sich in die hinterste Ecke setzen und nach 20 Minuten zum ersten Mal aufs Klo müssen. Außerdem ist es sehr störend, wenn man mehr als zehn Euro für eine Kinokarte ausgibt und der Film auf einer Leinwand mit der Qualität einer uralten Tapete gezeigt wird, oder man den dumpfen Bass einer Effekteschlacht aus einem Dumpfnussfilm im Nebenkino hört.

Hier hast du eine Million - jetzt geh hinaus in die Welt und bau das Kino deiner Träume. Sag uns nur kurz bescheid, wie es aussähe...

Es würde das Budget überschreiten. Ein Traum aus Bauhaus und Art Deco.

Zwei Säle, einer für Klassiker und ein anderer für noch kultigere Klassiker und ab und zu eine der wenigen zeigenswerten Neuerscheinungen und am hinteren Ende jedes Saales hinter Glas eine richtige Bar, so dass man den Film sehen und sich trotzdem permanent Getränkenachschub holen kann, ohne ständig durchs Bild zu laufen. Außerdem gäbe es richtiges Essen. Ebenfalls in der Bar zu genießen. Das Foyer und die Bar wären dekoriert mit Requisiten aus alten Filmen und den kultigen, alten Kinoplakaten. Die Beleuchtung der Säle wären diese alten Neonschriftzüge, zusammengesetzt zu kultigen Kinozitaten und am Haupteingang gäbe es den vorher angesprochenen Allgemeinwissenstest. Außerdem gäbe es an der Kasse eine Falltüre, für Leute die nach Filmen mit Julia Roberts, Vin Diesel oder so fragen. Diese Falltüre würde zu einem geheimen Kraftwerk führen, in dem diese Leute dann für die Energieversorgung des Kraftwerks arbeiten müssten, oder den Morlocks als Opfer dienen, die ihrerseits für die Energierversorgung sorgen. Das habe ich noch nicht ganz entschieden.

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