Erleben wir ein Goldenes Science Fiction-Zeitalter?

12.04.2013 - 09:18 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Matt Damon in Elysium
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Matt Damon in Elysium
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Der Trailer für Elysium ließ diese Woche viele Fanherzen höher schlagen. Gestern startete Tom Cruise mit Oblivion in den deutschen Kinos. Die nächsten Jahre stehen ganz im Zeichen der Science Fiction. Sind wir gerade Zeugen eines neuen Goldenen Zeitalters des Genres?

Wenn Avatar – Aufbruch nach Pandora der Welt eine Überraschung beschert hat – außer Hauptrollen für Sam Worthington – dann ist es der Boom des Science Fiction-Films. In den vergangenen Tagen sorgte der Trailer für Elysium von Neill Blomkamp für Wirbel und ließ fast vergessen, dass mit Oblivion das erste große Sci Fi-Spektakel 2013 in den Kinos anlief. Es sind nur weitere Symptome eines Booms, der in den nächsten beiden Jahren unsere Geldbeuteln erleichtern will und, sofern die Einspielergebnisse die Beteiligten zufriedenstellen, nicht abbrechen wird. Liebhaber von technologisch ausgeklügelten Zukunftsvisionen werden sich freuen. Doch befinden wir uns in einer echten Blütezeit des Science Fiction-Films oder einer Plage uninspirierter Fließbandarbeit?

Ende der 90er als Beverly Hills, 90210 noch lief, Lindsay Lohan als vielversprechende Kinderdarstellerin auf sich aufmerksam machte und sich die Backstreet Boys auf dem Höhepunkt ihrer Karriere befanden, kurz gesagt als die Welt in jeder Hinsicht ein bessere war, bot das Kino reichlich Stoff für Fans von Science Fiction-Filmen. Warum auch nicht? Das Millennium nahte und vielerorts stieg die Angst auf einen globalen Kollaps der Computernetzwerke. Es war eine Kinoepoche, die uns so unterschiedliche Genrebeiträge wie Contact, Gattaca, Starship Troopers, Das fünfte Element, Cube (allein 1997!), Dark City, Pi, eXistenZ, Galaxy Quest – Planlos durchs Weltall und Der Gigant aus dem All schenkte. In der ebenso düsteren wie stylishen Cyberpunk-Dystopie Matrix kulminierte der Science Fiction-Film der Spätneunziger. Und dann kam… nichts.

Natürlich wurden auch nach dem ausbleibenden Weltuntergang zum Jahrtausendwechsel Science Fiction-Filme gedreht. Gerade im Bereich höherer Budgets häuften sich finanzielle wie kreative Desaster. Allein 2000 sah die konkurrierende Trias Mission to Mars, Red Planet und Supernova hinter den Erwartungen zurückleiben, wobei Brian De Palma wenigstens mit Würde vom Platz ging. Ob Skurrilitäten wie Battlefield Earth – Kampf um die Erde, das Zeichentrickabenteuer Titan A.E. oder die Erneuerungsversuche Planet der Affen und The Time Machine, insbesondere amerikanische Sci Fi-Filme schienen Publikum und kreatives Potenzial aus den Augen zu verlieren. Etwa zur selben Zeit, als George Lucas seine Star Wars-Prequels auf die Zuschauerschaft hetzte, ging mit Star Trek – Nemesis einem anderen großen, den Genre-Konventionen stärker verschriebenem Franchise die Luft aus. Der Niedergang des Science Fiction-Films, das vereinzelte Spielberg-Meisterwerk einmal beiseite gelassen, fiel in diesen Jahren mit dem Aufstieg eines artverwandten Genres zusammen: des Superheldenfilms, der die Produktionen aus der Traumfabrik bis heute dominiert.

Mit dem vorläufigen Ende der X-Men- und Spider-Man-Reihen ging die klassische Phase des modernen Superheldenfilms in eine zweite Welle über, eingeläutet durch das Marvel Cinematic Universe einerseits (Iron Man, 2008) und Christopher Nolans realistischem Ansatz in The Dark Knight (ebenfalls 2008) andererseits. Der Milliarden-Erfolg von Avatar mag sowohl kreativen als auch finanziellen Einfluss auf die kommende Generation von Science Fiction-Filmen gehabt haben. Die Popularität eines Sci Fi-lastigen Superheldenfilms wie Iron Man sowie der ein Jahr zuvor gestarteten Transformers Reihe darf bei Betrachtung der Wurzeln des heutigen Booms und seiner künstlerischen Resultate nicht vernachlässigt werden. Obwohl 2009 ganz im Zeichen der blauen Katzenaliens stand, feierten in diesem Jahr auch Moon, District 9 und Star Trek Premiere, die Sci Fi im neuen Jahrtausend auf Independent und Blockbuster-Ebene zu definieren suchten. Das Schlüsseljahr des Booms führte den Studios mit Avatar und Star Trek vor, wie das Genre an die jugendliche Zuschauerschaft verkauft werden kann. Gleichzeitig verjüngten Neill Blomkamp und Duncan Jones, später gefolgt von Gareth Edwards, Joseph Kosinski, Joe Cornish und Josh Trank, einen Talentpool, von dem die Sci Fi-Highlights der kommenden Jahre zehren.

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