Don Dubio: Merkwürdige Mafia-Filme

17.03.2009 - 16:32 UhrVor 13 Jahren aktualisiert
Mafia Movies
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Ehrenwerte Prizzis und alberne Paten – Mafia-Filme, die kaum jemand kennt

Der Pate – für die Ewigkeit symbolisiert durch einen mit wattierten Wangen nuschelnden Marlon Brando – gilt immer noch als Sinnbild des Mafiabosses: Altehrwürdig, italienisch und mit einer heiseren, bedächtigen Sprechweise. Er steht für Blut und Blei, aber auch für die romantisierte Darstellung der “Ehrenwerten Familie” in der Freundschaft und Treue genauso wichtig sind, wie Blutsbande und Gewalt.

Regelmässig taucht Der Pate und Der Pate 2 in den Hitlisten der weltbesten Filme auf. Ihnen ist es zu verdanken, dass sich das Genre über die Jahre einen festen Platz erobern konnte und von Die Unbestechlichen, über Departed – Unter Feinden bis zum viel gelobten realistischen Mafiathriller Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra aus dem letzten Jahr und TV-Serien wie Die Sopranos die Zuschauer in seinen Bann zog.

Doch dort, wo es um Ehre und Pathos geht, lauert auch immer der Schalk und so hat auch das Genre des Mafia-Films über die Jahre immer wieder Futter für Komödien und Parodien geliefert. Nicht alle reizten dabei allerdings wirklich zum Lachen.

Mafia! – Eine Nudel macht noch keine Spaghetti! aka Jane Austen’s Mafia!

Auch wenn sich hier einer des legendären ZAZ-Teams, das auch für Hits wie Die nackte Kanone verantwortlich war, auf den Regiestuhl geschwungen hat, blieb diese Klamotte weit hinter dem Potential zurück. Die Story bediente sich direkt bei den übermächtigen Paten-Filmen: Der junge Vincenzo Cortino, Sohn eines Briefträgers, liefert für seinen Vater ein Paket aus und sieht unglücklicherweise etwas, was er nicht hätte sehen sollen. Er flüchtet nach Amerika, wo er sich allmählich an die Spitze der Mafia arbeitet.

Aber trotz ansehnlicher Besetzung mit Lloyd Bridges, Olympia Dukakis und Al Bundy-Dumpfbacke Christina Applegate war der Film eher Klamotte als gelungene Parodie. Andererseits: Gemessen an den heutigen humoristischen Niederungen der diversen Movie-Movies (Fantastic Movie, Meine Frau, die Spartaner und ich oder Date Movie und wie sie alle heißen), ist der Film fast schon wieder witzig.

Freshman

Treffender nahm sich da schon die Komödie Freshman des Themas an und konnte immerhin mit einem besonderen Trumpf aufwarten. Marlon Brando trat als Uniprofessor Carmine Sabatini selbst an um sein Paten-Image zu veralbern. Die Hauptrolle in dem Referenzreichen Spaß spielte Matthew Broderick. Eben erst in New York angekommen hat Clark Kellogg gleich die ersten Probleme: erst wenige Minuten in der großen Stadt, schon wird im sein Koffer mit all seinen Habseligkeiten gestohlen. Aber schon bald findet er einen guten Job: Er soll für Carmine Sabatini, genannt: Jimmy the Toucan, ein Tier durch abholen und an einen Kunden liefern. Obwohl er bedenken hat, nimmt er das Angebot schließlich an, schließlich muß er irgendwie sein Studium an der Filmschule finanzieren.

Nicht nur, dass Brando aussah und spielte wie als Pate, die Ähnlichkeit war der Running Gag des Films, weil alle Figuren Sabatini ständig als Paten ansehen, sich aber niemand traute, ihn darauf hinzuweisen. Der Film ging sogar soweit Ausschnitte aus Der Pate 2 einzubauen.

Die Ehre der Prizzis

Ebenfalls gelungen und noch um einiges schwarzhumoriger war dieses Spätwerk von John Huston, in dem sich Jack Nicholson und Anjelica Huston ein mörderisches Duell lieferten: Der Auftragskiller Charley Partanna arbeitet für die Prizzis, eine reiche Mafiafamilie. Als er sich auf einer Hochzeitsfeier in Irene verliebt, ahnt er noch nicht, dass sie den gleichen Job ausübt wie er selbst. Doch das findet er spätestens heraus, als er auf Irenes Todesliste steht. Dumm nur, dass die beiden mittlerweile geheiratet haben und Charley seine Frau ebenfalls umlegen soll.
Was in in Mr. & Mrs. Smith später mit viel Krawall inszeniert wurde, lief hier als geistreiches und bitterböses Psychoduell ab, dass auch vor drastischen Momenten nicht zurückschreckte. Und Nicholson und Huston waren natürlich ein viel stylisheres Traumpaar.

Oscar – Vom Regen in die Traufe

Kriminell schlecht war hingegen diese Mafiaklamotte in der Sylvester Stallone ein weiteres Mal erfolglos versuchte auch im Komödienbereich Fuß zu fassen. Was seinem damaligen Antipoden Arnold Schwarzenegger mit Twins – Zwillinge überraschend gut geglückt war, versagte bei Stallone völlig. Auch wenn mit John Landis ein erfahrener Regisseur die Zügel in der Hand hielt: Stallone ist einfach nicht lustig und als Mafiosi auf dem Wege der Besserung wollte ihn wirklich niemand sehen.

Ein Papst zum Küssen

Trotz des dämlichen deutschen Titels versteckte sich hinter diesem Film (der im Original den blasphemischen Namen “The Pope must die” trug – welcher dann nach Protesten in The Pope must diet umgetauft wurde) eine bösartige, wenn auch durchaus klamaukige Komödie, die im Fahrwasser des Überraschungshits King Ralph die Mafia direkt im Vatikan verortete und einen augenscheinlich ungeeigneten Protagonisten ins höchste Amt beförderte. Robbie Coltrane – den meisten wohl durch die smarte Krimiserie Für alle Fälle Fitz und als Harry Potters Hagrid ein Begriff – nahm es als Papst wider Willen mit korrupten Kardinälen, Waffenschmugglern und anderen finsteren Gesellen auf, die den Zentralsitz der katholischen Kirche in ganz unrühmlichem Licht erscheinen ließ.

My Blue Heaven

Auch der derzeit wieder als Inspektor Clueseou herumstolpernde Steve Martin hat sich als Filmmafiosi verdingt. In diesem Quasi-Sequel zum Klassiker GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia wird die Geschichte des Aussteigers Henry Hill (dessen Lebensgeschichte die Vorlage für Goodfellas lieferte und der dort von Ray Liotta gespielt wurde) weitererzählt. Der ist von seinem ruhigen Leben als Normalo mit neuer Identität nämlich angenervt und macht dem FBI-Agenten Rick Moranis der ihn vor den Auftragskillern der Mafia beschützen soll, das Leben zur Hölle.

Wise Guys – Zwei ausgeschlafene Jungs

In Brian De Palma s überdrehter Komödie darf Danny DeVito als Kleinmafiosi zeigen was er drauf hat. Zusammen mit seinem Kumpel vergeigt er einen Auftrag, weil er eigenmächtig auf ein anderes Pferd setzt – dummerweise hatte sein Boss das Rennen manipuliert und verliert dadurch eine gewaltige Summe und DeVito und sein Kumpel sehen sich von Mafiapsychopathen gehetzt. Trotz des unterirdischen deutschen Verleihtitels Zwei Superpflaumen in der Unterwelt – der später zum Glück etwas entschräft wurde – bietet der Film temporeichen Spaß mit hochkarätig besetzten Nebenrollen. Unter anderem geben sich Harvey Keitel und Frank Vincent (den Soprano-Zuschauer als Phil Leotardo kennen) die Ehre.

Die Liste ließe sich endlos fortsetzen: Ob Manche mögen’s heiß, Schnappt Shorty, Mickey Blue Eyes oder Reine Nervensache – solange ihre ernsten Kollegen für volle Kassen sorgen, werden auch ihre leichtfüssigeren Kollegen weiter die Leinwand (oder die DVD-Theken füllen).

Welche mafiösen Vorlieben habt ihr: Lieber ernst und ehrenhaft oder ironisch und schwarzhumorig? Welches sind eure liebsten Mobster-Movies?

Und nicht vergessen: Wenn ihr wissen wollt, wie gut ihr euch mit Mafia-Filmen auskennt, dann geht es HIER zu unserem großen Quiz!

Gomorrha in der Spezialedition mit Hauptfilm, Special Features-DVD und Buch könnt ihr übrigens ab dem 19. März im Handel erwerben.

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