Wir schauen The Walking Dead - Staffel 5, Folge 13

10.03.2015 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Mag offensichtlich Bier: Rosita (Christian Serratos)AMC
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Nachdem letzte Woche die Erinnerung im Mittelpunkt der Geschehnisse stand, widmet sich die 13. Episode der fünften Staffel von The Walking Dead ihrem Titel entsprechend dem Vergessen. Doch was sollen Rick und Co. genau in Alexandria vergessen?

Jede einzelne Sekunde in Remember war vor allem geprägt von Misstrauen. Kaum hatten Rick (Andrew Lincoln) und seine Gruppe die Alexandria Safe Zone betreten, stand - trotz der Entscheidung, dies zu tun - weiterhin die Frage nach dem grundsätzlichen Vertrauen im Raum. In Forget, der 13. Episode der fünften Staffel von The Walking Dead, hat dieser Konflikt bereits die nächste Stufe erreicht: Aus gesundem Misstrauen ist bedrohliche Paranoia geworden. Gleich zu Beginn der Episode treibt die zunehmende Schnittfrequenz des Openings Sasha (Sonequa Martin-Green) in die Enge. Eigentlich wollte sie außerhalb der sicheren Mauer nur Schießübungen (auf Familienporträts!) durchführen.

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Doch schon alleine das Knacken eines Astes oder das Rauschen des Windes, der Laub im Wald aufwirbelt, sorgt für ein mulmiges Gefühl im Magen. Vor Beißern hat Sasha sicherlich keine Angst. Vielmehr sind es die Menschen, die hinter jedem Baum lauern (könnten) und Sasha mit verlogener Freundschaft empfangen (könnten).

Come and get me.

Szenenwechsel zu Rick, Carol (Melissa Suzanne McBride) und Daryl (Norman Reedus): Gemeinsam überlegt das Trio, wie sie ihre Waffen zurückbekommen, die ihnen gleich beim Empfang in der Alexandria Safe Zone abgenommen wurden. Was auffällt, ist auf der einen Seite natürlich, wie gut Rick in seiner neuen Uniform aussieht. Auf der anderen Seite teasert ein Hans-Landa-Gedächtnis-Zombie etwas Unheilvolles an, da seine Stirn von einem großen W (wie Wolves?) geziert wird, das eindeutig Brad Pitts Handschrift trägt. Darüber hinaus geht Michonne (Danai Jekesai Gurira) ein ganz anderer Gedanke durch den Kopf: "I don't know if this is some kind of play, handing authority to strangers." Wo sie Recht hat, hat sie Recht - allerdings betont sie damit nur einen Status quo, der bereits vor über 45 Minuten etabliert wurde und seitdem unverändert ist. Zweifelsohne verbirgt Deanna (Tovah Feldshuh) hinter all der geheuchelten Transparenz ein düsteres Geheimnis. Gegenüber den Skeptikern teilt sie jedoch nur den utopischen Traum vom Paradies.

"Does that sound like pie in the sky?", fragt Deanna glückselig und von sich selbst überzeugt in die Runde. "No." - "No." - "No." Keiner wagt die Seifenblase zum Platzen zu bringen, obgleich Rick & Co. im Gefängnis am eigenen Leib erfahren haben, dass der Zivilisationsaufbau in dieser Welt nur scheitern kann. Doch woher kommt Deannas unermüdliche Zuversicht? Und was verbirgt sich tatsächlich dahinter? Offensichtlich nicht allzu viel Strategie. Oder zumindest schenkt sie dieser unbedeutenden Nebensächlichkeit namens Sicherheitsvorkehrung nicht einmal im Geringsten die gleiche Aufmerksamkeit wie Rick, Michonne und Sasha. Deutlich entscheidender sind Vorbereitungen für eine Dinnerparty (!), zu der die Neuankömmlinge herzlich eingeladen sind respektive ihre Anwesenheit bestimmend erwartet wird. Die Harmonie, die im Anschluss folgt, findet sich irgendwo zwischen absoluter Künstlichkeit und abstoßender Dekadenz wieder.

Während genüssliche Speisen und Getränke in Hülle und Fülle aufgetafelt werden, dominiert vor allem der Small Talk. Hier entsteht endlich einmal wieder Raum, um die zahlreichen Figuren des Ensembles zu Wort kommen zu lassen. So wendet sich Abraham (Michael Cudlitz) vertrauensvoll an Rosita (Christian Serratos) und wirft in Anbetracht der verschwenderischen Feierlichkeit ein bedenkliches "I don't know about this" in die Runde. Ohne sich den Kopf zu zerbrechen, entgegnet Rosita mit verzweifelter Begeisterung die einzig akzeptable Antwort: "They have beer." Erschreckenderweise fällt Corey Reed im Folgenden auch nicht mehr ein, über das sich seine Charaktere ernsthaft unterhalten könnten. Ah, Carl (Chandler Riggs) hat scheinbar neue Freunde gefunden, und Noah (Tyler James Williams) lebt immer noch. Dass Gabriel (Seth Gilliam) aber seit drei Episoden kein einziges Mal den Mund aufgemacht hat und Eugene (Josh McDermitt) zum Mid-Seasonfinale nicht verstorben ist, das hat vermutlich nicht einmal Scott M. Gimple bemerkt.

Sobald Forget allerdings wieder bei den Figuren angekommen ist, die (momentan) tatsächlich eine Agenda besitzen, arbeitet die Episode gleich mehrere erinnerungswürdige Augenblicke heraus. Sasha gesellt sich wider Willen zu den anderen in Deannas Wohnzimmer und wird dort gleich mit aller Herzlichkeit empfangen. Eine Frau will ihr in aller Euphorie der Herzlichkeit sogar ihr Lieblingsessen kochen. Als Sasha jedoch keine Antwort hinsichtlich ihrer präferierten Speise gibt, gestaltet sich die Fortführung des Dialogs mit Besorgnis: "I'm just worried that I'll end up cooking something you hate, you know?" - "That's what you worry about?!", entgegnet Sasha fassungslos und trifft den Nagel dieser regelrecht surrealen Veranstaltung präzise auf den Kopf. Carol macht am Rande der Dinnerparty ebenfalls eine einprägsame Bekanntschaft mit einem Jungen, dessen größte Zukunftsangst sich aus den Worten Cookie und Mangel zusammensetzt. Als dieser Junge dann auch noch Carol dabei erwischt, wie sie sich im Geheimen ihrer alten Waffen bemächtigt, zeigt die vermeintlich nette Dame aus der Nachbarschaft dem verwöhnten Bengel, wo der Hammer hängt:

One morning you'll wake up. [...] You'll be outside the walls far, far away tied to a tree. And you'll scream and scream because you'll be so afraid. No one will come to help because no one will hear you. Well, something will hear you. The monsters will come. The ones out there. And you won't be able to run away when they come for you. And they will tear you apart and eat you up all while you're still alive. All while you can still feel it. And then afterwards, no one will ever know what happened to you. Or you can promise not to ever tell anyone what you saw here and then nothing will happen. And you'll get cookies. Lots of cookies. I know what I think you should do.

Nach dieser Ansage würde wohl keiner mehr die liebenswürdige sowie überaus zuvorkommende und stets freundliche Carol bei seiner Mama verpetzen, insbesondere wenn man die Aussicht auf Unmengen dieser Cookies  hat. Auch Rick offenbart in Forget eine unberechenbare Seite seiner selbst, die womöglich gerade in der gestelzt normalen Umgebung der Alexandria Safe Zone deutlicher denn je zutage tritt. In Jessie (Alexandra Breckenridge) hat er nicht nur ein neues Love Interest entdeckt, sondern verhält sich obgleich seines Wissens um ihren Mann sehr unkontrolliert bis creepy. Wenn Jessie mit Pete (Corey Brill) am Ende nach Hause schlendert, verfolgt Rick die beiden mit einem unheilvoll gelassenen Blick, bevor er im Anschluss zur Spicks and Specks  von den Bee Gees die Gegenwart eines Beißers sucht. Okay, that's fine ... I guess?

Abseits davon beschäftigt sich Regisseur David Boyd in dieser Episode vor allem mit Daryl, der nähere Bekanntschaft mit Aaron (Ross Marquand) und seinem Freund Eric (Jordan Woods-Robinson) macht. Natürlich ist es kein Zufall, dass gerade Daryl mitsamt seiner Redneck-Vergangenheit der Konfrontation mit Homosexualität nicht entgehen kann. Entgegen der Erwartungen begegnet Daryl den beiden jedoch als emotional schweigsamer Außenseiter, der mit seinen eigenen Problemen kämpft, mit sich hadert und sich lieber auf eine unverhoffte Begegnung einlässt, anstelle sich dem Rest seiner Gruppe auf der Dinnerparty anzuschließen. Eine Begegnung, die also alles andere als selbstverständlich ist. Und dennoch wird hier eine Bindung aufgebaut, die gänzlich ungezwungen entsteht. Bei dem Versuch, ein Pferd, namentlich Buttons, einzufangen, treffen Daryl und Aaron nicht nur auf den obligatorischen Zombie-Content der Episode, sondern erleben ebenso ein niederschmetterndes Zeugnis ihrer Zeit. "He always ran", bemerkt Aaron, als das Pferd von Untoten in seine Einzelteile zerlegt wird. Aber irgendwann kann und will auch der gute Buttons dem Unvermeidbaren nicht mehr entkommen und Widerstand leisten - genauso wie die Menschen. Die Frage ist nur, wann sie an diesen Punkt gelangen.

Staffel 5, Folge 1: No Sanctuary
Staffel 5, Folge 2: Strangers
Staffel 5, Folge 3: Four Walls and a Roof
Staffel 5, Folge 4: Slabtown
Staffel 5, Folge 5: Self Help
Staffel 5, Folge 6: Consumed
Staffel 5, Folge 7: Crossed
Staffel 5, Folge 8: Coda
Staffel 5, Folge 9: What Happened and What's Going to Happen
Staffel 5, Folge 10: Them
Staffel 5, Folge 11: The Distance
Staffel 5, Folge 12: Remember

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