Wir schauen The Walking Dead - Staffel 5, Folge 10

17.02.2015 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Sasha (Sonequa Martin-Green)AMC
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Hunger und Durst - diese zwei Faktoren bestimmen das Geschehen in Them, der zehnten Episode der fünften Staffel von The Walking Dead. Wird Rick verdursten? Stirbt Carol den Hungertod? Und wer füttert eigentlich die kleine Judith?

Augen, Tränen - alles in einem Close-up eingefangen: Ein Bild, das mit Sicherheit nicht zum ersten Mal seinen Weg in die Zombie-Apokalypse von The Walking Dead gefunden hat. In Anbetracht der letzten zwei Episoden scheint der Frust jedoch überaus berechtigt. Nachdem im Rahmen des Mid-Season-Finales Beth (Emily Kinney) tragischerweise aus dem Geschehen schied, hat es in der vergangenen Woche niemand Geringeren als Tyreese (Chad Coleman) erwischt, der fortan nicht mehr unter den Lebenden weilt. Kein Wunder, dass Ricks (Andrew Lincoln) Gruppe verzweifelt ist - so schnell und radikal wie in den vergangenen Tagen hat sich die Anzahl der Überlebenden schon lange nicht mehr dezimiert.

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In Them laufen sie nun weitere 45 Minuten durch die Prärie, ohne ein richtiges Ziel vor Augen und stets den Tod ihrer lieb gewonnen Weggefährten im Nacken. Dabei besinnt sich die zehnte Folge der fünften Staffel auf zwei essentielle Probleme, die bei The Walking Dead für gewöhnlich erst an zweiter Stelle nach den zwischenmenschlichen Konflikten stehen: auf Hunger und Durst.

We are the Walking Dead.

Als wäre seit Vatos, der vierten Episode der ersten Staffel von The Walking Dead, keine Sekunde vergangen, brennt die Sonne auf die Erde. Und auch das unermüdliche Grillenzirpen, das Jim (Andrew Rothenberg) seinerzeit in den Wahnsinn getrieben hat, ist wieder zu vernehmen. Dazwischen torkelt ein Beißer durchs Dickicht. Obgleich zuvor noch eine jener Kreaturen für den Tod von Tyreese verantwortlich war, erweckt der jetzige Kandidat der lebenden Toten in seinem Handeln den Eindruck, komplett ohnmächtig zu sein. So ohnmächtig, dass ihn Maggie (Lauren Cohan) sogar tatenlos direkt auf sich zukommen lässt. Erst im letzten Moment sticht sie zu, um dem Zombie den Garaus zu bereiten. Eine emotionale Regung ist mit dieser Geste allerdings nicht einmal im Ansatz verbunden. Zu betäubt ist die Stimmung. Auch Daryl (Norman Reedus) gräbt lustlos und ausgelaugt in der Erde. Den Wurm, den er zwischen Matsch und Dreck entdeckt, verschlingt er ebenfalls ohne Regung, da er weiß, wie trost- und hoffnungslos die Situation ist.

"Wanna hug, Rick?"

Die Sonne knallt auf den Asphalt, bahnt sich ihren Weg durch die Blätter der Bäume. Jeder Frame verwandelt sich in ein Zeugnis niederschlagender Hitze und genauso schnell verblasst der majestätische Schein der goldenen Strahlen, die den Wald in ein mysteriös bedrohliches Licht werfen. "We need to find water, food", so das bodenständige Credo der Episode. Fast unerwartet ertränkt Them die unvermeidbare Trauer hinsichtlich vergangener Ereignisse in handfesten Problemen wie eben der Suche nach Essen und Trinken. Klar, die sogenannten Supplies waren schon immer ein fester Bestandteil im Narrativ der Serie. Viel zu oft wurden sie jedoch nur als Vorwand verwendet, um die Figuren von A nach B zu bewegen oder einen anderweitigen Subplot vorzubereiten. Jetzt gibt es aber keine Ausreden mehr. Rick und Co. drohen zu verdursten, drohen zu verhungern. Noch vor den Opening Credits bringt ein Dialog zwischen Maggie und Sasha (Sonequa Martin-Green) die große Not geschickt auf den Punkt: "How much longer we got?" - "60 miles." - "I wasn't talking about that."

Geschickt deswegen, weil trotz der akuten Problematik vorherige Hilflosigkeit nicht verloren geht, denn in den "60 miles" schwingt noch ein gewisses Ziel dieser ewigen Odyssee mit. Und das, obwohl Them der absolute Beweis dafür ist, wie orientierungslos die Figuren durch die Gegend stolpern. Langsam und schleppend bewegen sie sich vorwärts. Bei diesem vorwärts handelt es sich jedoch nur um ein unbestimmtes Vorwärts - nur, um einfach irgendwie voranzukommen. Dieses Mal gibt es keinen Tod als Erlösung. Gestorben wurde in den letzten zwei Kapiteln zur Genüge. Stattdessen schnaufen die Beißer der Gruppe hinterher, die in ihrer Trägheit nicht einmal versucht, dem Unheil zu entkommen. Lustlos bis genervt schubsen sie die geifernden Zeitgenossen von einer Brücke. Selbst Julius Ramsays Inszenierung passt sich der niedergeschlagenen Stimmung an und wechselt im Moment der Action nur zwischen den gleichen Einstellungen hin und her, die binnen weniger Sekunden als Metapher des müßigen Treibens etabliert werden.

Später will Abraham (Michael Cudlitz), der seinen Durst mit Alkohol stillt, der Orientierungslosigkeit entgegen für ein bisschen Ordnung im Figurengeflecht sorgen. "Hey, you're with friends", entgegnet er Sasha und erhält nur ein kaltes "We're not friends" als Antwort. Aber was sind sie dann, diese paar Menschen, die seit geraumer Zeit durch die Wildnis tigern und mehrere hundert Kilometer hauptsächlich zu Fuß miteinander zurückgelegt haben? Rick gestaltet seine Antwort auf diese Frage als Fazit einer intimen Anekdote sowie in Anlehnung an die zugrundeliegende Comic-Vorlage aus der Feder von Robert Kirkman wie folgt: "We are the Walking Dead." Doch irgendwie wird diese nüchterne Konklusion von einem gewissen Zerfall im Unterton begleitet. Im Handumdrehen hat sich der "grown-up stuff" in ein unerträgliches Schweigen verwandelt, das lediglich mit einem "We do what we need to do and then we get to live" gebrochen respektive durchstanden werden kann. Infolgedessen ist es für Rick egal, was die Gruppe in Washington, D.C. erwartet. Es geht nur darum, zu überleben - "because this is how we survive."

Unterm Strich ist Them eine jener Episoden, die sich in erster Linie durch ihre Überschaubarkeit auszeichnen und weiterhin mit atmosphärischen Augenblicken punkten, die zwar nicht wirklich Neuland in der Zombie-Apokalypse entdecken, dafür aber die Tragik des Geschehens in unfassbaren Geschichten spürbar machen. Eine dieser Geschichten erzählt von einer Frau, die Maggie im Kofferraum eines verlassenen Wagens entdeckt. In der Hoffnung, Essen oder etwas zu Trinken hinter der blechernen Klappe zu finden, blickt ihr der weibliche Zombie entgegen. Beim zweiten Blick fällt Maggie auf, dass die Beißerin gefesselt ist, sprich offensichtlich handelt es sich um eine Person, die vor dem Ausbruch der Katastrophe gekidnappt wurde und dann aufgrund der verheerenden Entwicklungen niemals die Chance hatte, ihrem Schicksal zu entkommen. Gänsehaut - so ungeheuerlich, unerwartet und stark zugleich kommt diese Begegnung um die Ecke. Schade nur, dass Drehbuchautorin Heather Bellson, ihres Zeichens seit Beginn der fünften Staffel bei The Walking Dead als Produzentin an Bord, im weiteren Verlauf den Hunger-/Durst-Konflikt mit überstürzter Schicksalsfügung löst.

Was bisher geschah:

Staffel 5, Folge 1: No Sanctuary
Staffel 5, Folge 2: Strangers
Staffel 5, Folge 3: Four Walls and a Roof
Staffel 5, Folge 4: Slabtown
Staffel 5, Folge 5: Self Help
Staffel 5, Folge 6: Consumed
Staffel 5, Folge 7: Crossed
Staffel 5, Folge 8: Coda
Staffel 5, Folge 9: What Happened and What's Going On

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