Wir schauen The Walking Dead - Staffel 5, Folge 2

21.10.2014 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Noch am Leben: The Wire-Export Lawrence Gilliard, Jr.
AMC
Noch am Leben: The Wire-Export Lawrence Gilliard, Jr.
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Nach dem actionreichen Staffelauftakt kehrt vorerst wieder etwas Ruhe in The Walking Dead ein. Dennoch wartet Strangers, die zweite Episode der fünften Staffel, mit einer Begegnung auf, die für Ricks Gruppe durchaus zum Verhängnis werden könnte.

Der Staffelauftakt war ein reißerischer, ein roher Akt der Gewalt. Vom Gefecht in Terminus sind in Strangers, der zweiten Episode der fünften Staffel von The Walking Dead, nur noch schwarze Rauchwolken am Horizont zu erkennen, die sich ihren Weg in den Himmel bahnen. Die Gruppe hat den Ort des Schreckens verlassen und befindet sich wieder on the road. In einer epochalen Einstellung im Opening der Folge marschieren Rick (Andrew Lincoln) und Co. vom Kampf erschöpft eine Straße entlang. In Zeitlupe meint die Kamera jede Schweißperle ihres Angesichts einzufangen und dazu feuert Bear McCrearys bedrohlicher Score den Gang der Gepeitschten an.

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Dazwischen blendet Regisseur David Boyd, der sich bisher vor allem als Kameramann der Zombie-Horror-Serie und weiteren Formaten wie etwa Firefly ‒ Aufbruch der Serenity und Deadwood einen Namen gemacht hat, Auszüge einer Rast als ruhigen Kontrapunkt. Erst ein Schatten in der Nacht sorgt für Unruhe, ehe er in den Vorspann überleitet, der für diese Staffel hingebungsvoll der neuen Landschaft angepasst wurde. War das ein Beißer, der gekommen ist, um seinen Blutdurst zu stillen? Oder wird die Gruppe von jemandem beobachtet und verfolgt?

I miss Andrea. I miss Hershel. I don't miss what was before.

Während die Figuren verschnaufen, streut The Walking Dead-Schöpfer Robert Kirkman, der dieses Mal für das Drehbuch der Episode verantwortlich ist, karge Dialoge ein, um kurz und knapp die Verhältnisse aufzufrischen. Besonders zwischen Carol (Melissa Suzanne McBride), die zuletzt zum Rambo der Zombie-Apokalypse mutierte, und Daryl (Norman Reedus) herrscht Ungewissheit: "I don't want to talk about it. I can't. I just need to forget it." Und damit gelangt Strangers bereits in den ersten Minuten an einem zentralen sowie wichtigen Aspekt dieser 45 Minuten. Obgleich die glückliche Wiedervereinigung als Ausgangspunkt für das nächste Kapitel fungiert, haben die einzelnen Figuren (in kleinen Gruppen oder wie eben in Carols Fall für eine bestimmte Zeit lang sogar komplett alleine) Dinge erlebt, die sie genauso geprägt wie verändert haben. Jetzt, wo sich alte Vertraute wieder in die Arme fallen, wird ihnen klar, dass nichts mehr so ist, wie es vorher einmal war. Carol hat ihre persönliche (und bisher kaum erzählte) Hölle erlebt, bevor sie auf Tyreese (Chad Coleman) und Judith traf. Auch Daryl bestreitet seit dem Verschwinden respektive der Entführung von Beth (Emily Kinney) ein inneres Gefecht, das mit Sicherheit kein leichtes ist.


Noch nie war die Gruppe über einen dermaßen langen Zeitraum in so viele kleine Bruchstücke gesplittet gewesen. Nicht zuletzt ist ein Gros noch nicht einmal mit den Quasi-Neuankömmlingen Abraham (Michael Cudlitz), Eugene (Josh McDermitt), Rosita (Christian Serratos) und Tara (Alanna Masterson) vertraut. Dass die Zusammenkunft nach der Terminus-Pleite nicht einfach werden würde, liegt auf der Hand. Trotzdem schweißt die unbekannte Gefahr von außen ("Something is watching us. Keep close.") die Überlebenden zusammen. Dann ist es ein verzweifelter Hilferuf, der Tempo ins Geschehen bringt. Obwohl Rick zögert, drängt Carl (Chandler Riggs), dem Fremden zu helfen. Gabriel (Seth Gilliam) ist sein Name und er ist ein Mann Gottes. Ein Mann Gottes in einer Welt, die längst von jeder übergeordnet ordnenden Macht verlassen zu sein scheint. Dennoch sieht sich der Priester in seinem Glauben bestätigt, so schickt ihm der Herr als Antwort auf seine Gebete Rettung im Augenblick der Not. Ein spannender Konflikt, immerhin kollidierten die moralischen und ethischen Diskurse in The Walking Dead selten mit dem Religiösen. Doch jetzt entführt Robert Kirkman sogar direkt in eine Kirche, die sich auf den ersten Blick – also wie zuvor die Farm, das Gefängnis und Terminus – als Hort der Sicherheit präsentiert.

Da weiterhin allgemeines Misstrauen herrscht, untersucht die Gruppe die heiligen Hallen hinsichtlich eines Hinterhalts, wird jedoch (vorerst) nicht fündig. Was die einzelnen Mitglieder stattdessen finden, sind sakrale Gegenstände en masse, unzählige Zeichnungen des brennenden Dornbuschs und die ersten Worte aus Genesis. "In the beginning God created the heavens and the earth" – die Schöpfungsgeschichte im Schoß der Zombie-Apokalypse. Später zeigt Carl, dem in Strangers von seinem Vater sowie seiner Umwelt eine unaufgeregt effektive, aber ebenso redundante Lektion in puncto voreiligem Vertrauen gelehrt wird, Rick einige Messerkratzer sowie einen Haufen unordentlich eingeritzter Buchstaben im Holz der Kirche: "You'll burn for this." In der Zwischenzeit befindet sich ein kleiner Stoßtrupp der Gruppe auf der obligatorischen Suche nach Supplies, in erster Linie ein Story-Vehikel, um den Beißer-Content der Episode aufzuwerten. Übrig bleiben zwei Erkenntnisse: Aufgequollene Untote aus dem Wasser sind super creepy und lassen sich wunderbar im The Last of Us-Style an Kanten zermalmen. Und der fromme Gabriel verbirgt hinter seinem gepflegten Kollar mehr, als er zugeben möchte. Immerhin wirft ihn die unerwartete Begegnungen mit einer verwandelten Bekannten vollständig aus der Bahn.


Außerdem rutscht Bob (Lawrence Gilliard Jr.) mit stetiger Laufzeit ins Zentrum der Episode. Entgegensetzt seiner Mitstreiter stellt er sich auf die Seite von Abraham und redet Rick zu, dessen Plan Vertrauen zu schenken. Er besteht regelrecht darauf, dass der ehemalige Sheriff in seiner Eigenschaft als Anführer der Gruppe die Odyssee nach Washington unterstützt. Nachdem Abraham beim andächtigen Zusammensein darauf appelliert, dass es in dieser Welt mehr gibt, als jeden Tag aufzuwachen, nur um erneut ums Überleben zu kämpfen, willigt Rick überraschend ohne jegliche Diskussion ein. Ausschlaggebend für seine Entscheidung ist Judith ("If she is in, I'm in."). Schön, dass auch mal jemand an die Kinder denkt. Nach den bereits erwähnten Zufluchtsorten avanciert nun also Washington (stellvertretend für "Food, fuel, refuge") zum gelobten Land und Hoffnungsschimmer am Horizont. Insofern legt die fünfte Staffel langsam, aber sicher ihre grobe Richtung vor. Im Cliffhanger-Schluss streut Robert Kirkman trotzdem weitere Brotkrumen, die in unterschiedliche Richtungen führen.

Auf der einen Seite gibt es einen Schlüsseldialog zwischen Carol und Daryl, der die vorherigen Bedenken auflöst: "We ain't dead. Whatever happened happened. We'll start over." Ein Motorengeräusch durchbricht das nächtliche Beisammensein der zwei und plötzlich rast ein Wagen durch die Dunkelheit, direkt an ihnen vorbei. Kurzerhand nimmt das Badass-Paar die Verfolgung auf. Wo diese enden wird, bleibt ungewiss. Viel gewisser ist dagegen auf der anderen Seite, was aus Gareth (Andrew J. West) und seinen Kompagnons geworden ist. Dieser schleicht sich nämlich geschickt an Bob heran, der abseits der Gruppe seinen Emotionen freien Lauf lassen will. Kurzerhand wird er von dem Bösewicht bewusstlos geschlagen und erwacht im Reigen der Kannibalen. Gareth teilt ihm mit, dass er und seine Männer jagen, um zu Überleben. Und, dass sein linkes Bein, das er in exakt diesem Moment genüsslich verschlingt, besser schmeckt, als er gedacht hätte. Als fader Beigeschmack dieses – früher oder später – erwarteten Wiedersehens, entpuppt sich der faule Umstand, dass Bob ausschließlich in den Vordergrund von Strangers geschrieben wurde, um nun zum relevanten Opfer zu avancieren. Bleibt zu hoffen, dass Showrunner Scott M. Gimple und Konsorten aus den vergangenen Staffeln gelernt haben, wie sie eine Nebenfigur ordentlich ins Jenseits befördern, ohne es wie einen ärgerlich kalkulierten Mechanismus wirken zu lassen.

Yummy, Yummy, Yummy / I got love in my tummy / And I feel like a-lovin you


Wie hat euch die 2. Folge der 5. Staffel von The Walking Dead zugesagt?

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