Tenet: Ohne Robert Pattinson würde das Ende nicht funktionieren

09.09.2020 - 09:35 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
TenetWarner Bros.
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Tenet erschlägt einen mit der geballten Kraft des Kinos. Doch dann findet sich zwischen all dem Tosen plötzlich Robert Pattinson wieder und schmuggelt eine unerwartete wie berührende Lässigkeit in den Film.

Es ist sehr leicht, sich von Tenet überrumpeln zu lassen. Christopher Nolans neuer Science-Fiction-Film poltert mit einer Wucht über die große Leinwand, dass man die Rückkehr des Kinos wahrlich am eigenen Leib erfahren kann. Bilder und Musik vereinen sich in einem tosenden Inferno, das uns als Zuschauer rund um den Globus transportiert, während sich vor unseren Augen die Dinge vorwärts wie rückwärts bewegen.

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Eine Vielzahl als Eindrücken, die durchaus herausfordernd ist, zumal Tenet selbst die Dialoge als furiose Actionszenen begreift. Wo eben noch Kugeln durch den Raum geschleudert, Autos eingekesselt und sogar ein ganzer Flughafen lahmgelegt wurde, lässt Christopher Nolan seine Figuren in rasanten Gesprächen aufeinandertreffen, sodass einem allein im Angesicht der präzise formulierten Worte der Atem stockt.

Achtung, es folgen Spoiler zu Tenet.

Robert Pattinson bringt eine unglaubliche Lässigkeit mit

Doch dann offenbart sich Tenet plötzlich auch von einer völlig unerwarteten Seite, die an Eleganz und Gelassenheit kaum zu übertreffen ist und in den vorherigen Filmen von Christopher Nolan höchstens flüchtig zum Vorschein kam. Eine Lässigkeit, wie man sie eher einem James Bond zuordnen würde, der trotz lebensgefährlicher Situationen seinen trockenen Humor entfesselt und die paradiesische Kulisse genießt.

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Wenn Christopher Nolan den Doppelnull-Agenten als Inspiration für seinen mitreißenden Zeit-Thriller nennt, dann bezieht er sich nicht nur auf die Action, die Mission und den Bösewicht, sondern ebenfalls auf die verspielten Eigenheiten, die James Bond als Marke in den vergangenen Dekaden trotz unterschiedlicher Inkarnationen geprägt haben. In Tenet kommt diese Lässigkeit vor allem durch Robert Pattinson zum Ausdruck.

Neil ist der heimliche Star von Christopher Nolans Tenet

Auch wenn wir von John David Washingtons Protagonisten eine Menge cooler Sprüche zu hören bekommen, wenn er etwa mit Michael Caine und Kenneth Branagh zum Wortgefecht antritt, bringt der von Pattinson verkörperte Neil nochmal einen ganz anderen, faszinierenden Vibe mit. Das beginnt bei seiner verschwitzten ersten Erscheinung in Mumbai und zieht sich bis zum großen Twist im Finale.

Dazwischen lernen wir Neil als absoluten Profi kennen, der bereits nach wenigen Stichworten das größere Bild einer Situation erkennt, sei sie noch so verklausuliert. Ein Umstand, der ihn geradezu verdächtig erscheinen lässt: Zuerst trumpft er mit seinem Master in Physik auf, ehe mehr und mehr Schnipsel eines gewaltigen Wissensvorsprungs zum Vorschein kommen und die Grenze zwischen Freund und Feind verschwimmen.

Tenet

Robert Pattinson schlüpft geschickt durch die vielen verschiedenen Winkel von Christopher Nolans Labyrinth - und das, obwohl er das Blockbuster-Kino in den vergangenen Jahren großräumig umschifft hat. Dabei spielte er viele verschiedene Charaktertypen unter der Regie von spannenden Filmemachern wie David Cronenberg, Werner Herzog, James Gray und den Safdie-Brüdern.

Robert Pattinson meldet sich im Blockbuster-Kino zurück

Zuletzt beeindruckten vor allem seine tief in sich zurückgezogenen Darbietungen in Claire Denis' stillem Science-Fiction-Drama High Life und das ausufernde Gegenteil davon im albtraumhaften Der Leuchtturm von Robert Eggers. Man hat förmlich gesehen, wie Pattinson beide Figuren mit Leib und Seele verkörpert, als hätte er ihnen seine gesamte Lebenskraft eingehaucht. Und dann bewegt er sich auf einmal so frei durch Tenet.

Egal, wie oft Christopher Nolan die Figuren durch die verschiedenen Zeitebenen der verschachtelten Handlung in Tenet schleust: Robert Pattinson bewahrt sich stets eine Coolness und Souveränität, als hätte er nie etwas anderes als diese cleveren und charmanten Figuren in Hollywoods High-Concept-Filmen verkörpert, deren Charme - allein das verschmitzte Grinsen zum Schluss - man sich einfach nicht entziehen kann.

Tenet

Apropos Schluss: Das Ende von Tenet hält gleich mehrere Schlüsselmomente bereit, gerade im Hinblick auf Robert Pattinsons Figur. Wie sich herausstellt, war sein Neil von Anfang an ein Verbündeter des Protagonisten und rettete ihm unerkannt schon im atemlosen Auftakt in der Oper von Kiew das Leben. Lange Zeit lässt Christopher Nolan die Persönlichkeiten beider aneinander dotzen, ehe er hier ihre tiefe Verbindung offenbart.

Robert Pattinson ist der Schlüssel für das Tenet-Finale

Beginn und Ende einer langen Freundschaft kommen in einem wundervollen Moment zusammen, in dem sich Christopher Nolan gleichzeitig auch vor Casablanca verbeugt. Die Erleichterung im Gesicht der Profis ist eindeutig erkennbar, genauso wie die Erschöpfung, mit der sie auf das gemeinsame Abenteuer zurückblicken, das sich im letzten Akt abseits von waghalsigen Heist-Aktionen in einen Kriegsschauplatz verwandelt hat.

Christopher Nolan fängt hier ein Gefühl von Schwerelosigkeit ein, das sich ganz bewusst als Kontrast zu den erschlagenden Aufnahmen davor entfaltet. Es ist ein kleiner, kostbarer Augenblick der Ewigkeit, ehe die nächste Inversion erfolgt und die Hektik der Zeitumkehrung erneut beginnt. Ohne die Dynamik, die Robert Pattinson mitbringt, wäre diese Tenet-Szene nicht möglich. Er ist ein Schlitzohr, aber vor allem ein Freund.

Tenet läuft seit dem 26. August 2020 in den deutschen Kinos.

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