Asiaten müssen draußen bleiben!

10.09.2011 - 08:00 Uhr
Sind Asiaten hier unerwünscht?
moviepilot
Sind Asiaten hier unerwünscht?
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Das Filmfestival Venedig endet heute, große Filmemacher zeigten tolle Filme, von denen wir hoffentlich viele im Kino zu sehen bekommen. Nur werden die asiatischen Produktionen wieder in der Versenkung verschwinden. Ein echter Grund, sich mal auszukotzen.

Es ist ein Drama, wenn Leute denken, bei Wong Kar-Wai handle es sich um die Nummer 23 beim Chinesen, bei Mamoru Oshii um den neuen Wagen von Toyota oder bei Chan-wook Park um das koreanische Äquivalent zum Englischen Garten. Aber woher kommt diese Ignoranz? Sie ist eine Folge der Praktik, asiatische Filme beinahe gänzlich aus deutschen Kinos auszuschließen.

Und da in Venedig einige Filme aus Asien mit großem Erfolg liefen, es aber sicher nie zu uns schaffen werden, haben wir ihn auch schon, den Aufreger der Woche.

Von Venedig nicht ins deutsche Kino
Beim Filmfestival Venedig liefen wieder zahlreiche Filme, auf die wir Fans der Kinokunst uns alle freuen. Der Gott des Gemetzels von Roman Polanski wurde mehr als positiv aufgenommen, George Clooney wurde für The Ides of March – Tage des Verrats gefeiert (wir berichteten), auch Regie-Altmeister wie Abel Ferrara (4:44 Last Day on Earth), David Cronenberg (Eine dunkle Begierde) oder William Friedkin (Killer Joe) zeigten ihre neuesten Werke auf dem Festival. Und die Chancen, dass wir diese Filme in Deutschland im Kino zu sehen bekommen, stehen gut. Auf jeden Fall ist es wahrscheinlicher, dass diese Streifen sich in die Lichtspielhäuser unseres Landes verirren, als irgendeine Produktion aus Asien. Filme aus dieser Region werden kategorisch diskriminiert, indem sie einfach unterschlagen werden, egal von wem sie stammen und wie erfolgreich sie international sind. Deutsche Kinos sind asiatenfeindlich!

Die Reise stoppt vor Asien
Niemand sollte sich die Hoffnung machen, dass Warriors Of The Rainbow: Seediq Bale von Wei Te-Sheng sich jemals in ein deutsches Kino verirrt. Auch Himizu, der neue Film von Sion Sono, wird es wohl kaum zu uns schaffen. Noch nicht einmal Life Without Principle des international bekannten Johnnie To hat größere Chancen, dem deutschen Kinobesucher vorgeführt zu werden. Es gibt natürlich auch andere Nationen, deren Filme eher selten den Weg in die Bundesrepublik finden, aber alleine in den nächsten zwei Wochen starten beispielsweise Mein Stück vom Kuchen (aus Frankreich), Attack the Block (aus Großbritannien), Bruderschaft (aus Dänemark) oder Gianni und die Frauen (aus Italien). Wer will, der kann sich internationale, nicht-amerikanische Produktionen durchaus angucken – nur eben (fast) nichts Asiatisches. Südkorea, Hongkong, Japan und Co. finden in unseren Kinos nicht statt. So kommt es auch, dass Departed – Unter Feinden als Meisterwerk gefeiert wird, welches er durchaus auch ist, was zu einem Großteil aber auch darauf zurückzuführen ist, dass die Originalfilme Infernal Affairs – Die achte Hölle und Infernal Affairs II – Abstieg in die achte Hölle einfach unbekannt waren (und sind), weil sie aufgrund einer ignoranten Haltung nie wirklich bei uns gezeigt wurden. Was haben denn nur alle gegen die Asiaten?

Fans auch ohne Kino
Moment, alle bestimmt nicht! Es gibt reichlich Anhänger des Hongkong-Kinos, Martial-Arts-Filme sind weltweit beliebt, Animes haben überall Fans von jung bis alt. Werke von Akira Kurosawa sind längst nicht mehr nur Pflichtprogramm für Studenten der Filmwissenschaft und (selbsternannte) Cineasten, Bruce Lee kennt jedes Kind, auch modernere Filmschaffende aus Asien wie Takashi Miike, Joon-ho Bong oder Yun-Fat Chow haben es geschafft, sich selbst in Deutschland, wo ihre Werke kaum bis gar nicht ins Kino kommen, eine Fanbase zu erbauen. Animes, vor allem die von Hayao Miyazaki, werden geliebt, im Vergleich zu Filmen von vor allem Pixar aber selten im Kino gezeigt.

Es bleibt die Frage nach dem Warum. Womöglich scheuen die Kinobetreiber das Risiko, das sich angesichts der doch recht großen Anhängerschaft des asiatischen Films jedoch vergleichsweise gering ausnehmen dürfte. Die sich von westlichen Produktionen abhebenden Erzählstruktur könnte auch ein Grund für die Nichtbeachtung sein. Aber bedeutet das nicht, dass wir alle durch die bekannten eingeschlagenen Wege stagnieren? Vielleicht hätte das Jammern über die grassierende Einfallslosigkeit ein Ende, würde die Verbannung asiatischer Produktionen aus unseren Kinos aufgehoben werden. Aber da Impulsgeber vom größten Kontinent der Erde offenbar auch weiterhin unerwünscht bleiben, verharren wir und machen uns Luft im Aufreger der Woche.

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