Wenn die Kasse zweimal klingelt...

25.09.2009 - 15:24 Uhr
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Der Parasit unter den Filmen frisst sich auch dieses Jahr munter durch die Filmwelt: Hollywood haut ein Remake nach dem anderen raus und wir schauen mal, ob das wirklich immer so schlecht sein muss…

Die Entführung der U-Bahn Pelham 1 2 3 und Fame sind die jüngsten Beispiele für Remakes. Hollywood gefällt sich als Wiederkäuer – und das schon so lange es Kinofilme gibt. Gleich Der große Eisenbahnraub von 1903, der als erster Spielfilm überhaupt gilt, wurde ein Jahr später neu aufgelegt. Seitdem schlägt der Remakehammer immer wieder gnadenlos, mal mehr, mal weniger erfolgreich zu. Wir schauen heute mal, ob es sich lohnt, zurückzuschlagen. Gibt es vielleicht doch gerechtfertigte Neuauflagen, quasi mildernde Umstände für “Remakes aus Notwehr”?

Schuldig im Sinne der Anklage… Lebenslang für schlechte Remakes!

Bei manchen Filmen, wie zum Beispiel Das Omen von 2006, sitzt der Zuschauer im Kino und fragt sich, warum überhaupt ein neuer Film gemacht wurde, wenn eh (fast) alles genau so ist wie im Original Das Omen. Bei anderen, wie zum Beispiel Psycho, geht es sogar so weit, dass reflexartig der Gedanke kommt “Wie kann er es wagen!” So ikonisch ist das 1960er Original von Alfred Hitchcock.

Grundlos, aber immerhin schick: Psycho von Gus van Sant:

Psycho generierte wenigstens noch eine morbide Neugierde beim Zuschauer, wie sehr Gus van Sant scheitern würde. Andere Remakes floppen gleich gnadenlos an den Kinokassen, weil es fast schon zu offensichtlich ist, dass hier nur Geld gemacht werden sollte. Poseidon bietet sich da an. So lieblos runtergenudelt, dass sogar das Original Die Höllenfahrt der Poseidon auf einmal wie ganz großes Kino aussah. Meistens haben diese Filme irgendwo im Pressetext eine Passage über “neue Generationen von Kinogängern” – als wären alte Filme inkompatibel für junge Augen.

Es gibt auch Filme, an denen sich die Geister scheiden. Planet der Affen von 1968 ist unbestritten einer der größten Science Fiction-Filme aller Zeiten. Dementsprechend viel Kritik musste Tim Burton 2001 für sein Remake einstecken. Und trotzdem wird in dunklen Ecken gemunkelt, es gäbe Leute, die das Remake mochten.

Freispruch – und sei es nur aus Mangel an Beweisen

Mitunter schleicht sich auch ein Remake ins Kino, das tatsächlich eine Rechtfertigung hat. Anthony Minghella zum Beispiel musste der Autorin Patricia Highsmith versprechen, in der neuen Verfilmung von Der talentierte Mr. Ripley die Homosexualität der Hauptfigur so offensichtlich zu machen, wie sie es seinerzeit nicht durfte.

Vergessen wir auch nicht die Remakes, von denen kaum einer weiß, dass es welche sind. Die wenigsten wissen, dass e-m@il für Dich auf einem Film von 1940 beruht oder Victor/Victoria nach einem deutschen Vorbild von 1933 gemodelt wurde. Oder die Art von Remake, das irgendwo in der Grauzone steckt: Hairspray von 1988 z.B. fand erst den Weg auf die Musicalbühnen. Danach wurde das Musical zur Vorlage für das Remake Hairspray. Wenn so viel Zeit zwischen den beiden Filmen liegt, dass das Original kaum noch bekannt ist oder der neue Film tatsächlich einen ganz neuen Ansatz liefert: Nur zu, mehr davon!

Von Deutschland…

…nach Hollywood

Zu guter Letzt: Hochverrat!

Die fieseste Sorte von Remakes hab ich für den Schluss aufgehoben: Die “Amerikaner gucken keine ausländischen Filme und Synchronisation gefährdet den heimischen Markt”-Sorte. Vanilla Sky oder Ring sind ja sooo viel besser mit amerikanischen Schauspielern und Regisseuren, die mit der Originalvision so gar nichts zu tun haben. Da muss es (diesmal ohne jeden Sarkasmus) Tom Tykwer hoch angerechnet werden, dass er alle Bemühungen aus den USA abblockte, die Lola rennt remaken wollten. Sogar das Angebot, dass er gnädigerweise sogar selbst Regie führen dürfe, lehnte er ab – Hut ab vor soviel Treue zum eigenen Werk, sag ich da nur.

Und was bringt die Zukunft? Nächstes Jahr versucht sich Keira Knightley an My Fair Lady und Steven Spielberg macht Mein Freund Harvey. Es hilft alles nichts, am besten bereitet Ihr Euch schon mal innerlich darauf vor, demnächst über die Remakes von Hellraiser, Fright Night – Die rabenschwarze Nacht, Die Fliege, Highlander und Footloose zu lesen, denn die lauern bereits am Horizont.

Jetzt seid Ihr dran: Welches Remake hat Euch richtig sauer gemacht? Fairerweise aber auch: Gibt es irgendwo da draußen tatsächlich Remakes, die ihre Vorlage in den Schatten stellen?

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