Komplette Biographie zu Gus van Sant
Scheinbar mühelos wandelt Regisseur Gus Van Sant zwischen sperrigem Independent / Arthouse-Kino und den großen Oscar-Projekten. Dass er dabei nie seine ganz eigene Handschrift verloren hat, macht ihn zu einem der interessantesten Filmemacher der letzten Jahrzehnte.
Seinen Durchbruch feiert Van Sant Ende der 80er Jahre mit dem Drama-Roadmovie Drugstore Cowboy, das von einem halbstarken Drogenjunkie auf der Suche nach sich selbst handelt. In einem ähnlichem Umfeld angesiedelt ist seine nächste Regiearbeit My Private Idaho – Das Ende der Unschuld. Gus Van Sant erzählt die Geschichte zweier Straßenstricher (Keanu Reeves, River Phoenix), die füreinander mehr empfinden als nur Freundschaft.
Nach einer kurzen Durststrecke feiert der US-Amerikaner mit dem Außenseiter-Drama Good Will Hunting seinen weltweiten Durchbruch. Bedeutend zugänglicher als seine bisherigen Werke, gelingt Gus Van Sant die richtige Balance zwischen Anspruch und Unterhaltung. Großartige Darsteller (Oscar für Robin Williams) und ein beeindruckendes Drehbuch (Oscar für Matt Damon und Ben Affleck) machen den Film über ein verkanntes Mathegenie zu einem kleinen Meisterwerk.
In den folgenden Jahren experimentiert Gus Van Sant viel, was seine Projektwahl betrifft. Dass Eins-zu-Eins – Remake des Hitchcock – Klassiker Psycho kann weder Publikum noch Kritiker überzeugen. Mit dem recht herkömmlichen Schüler-Lehrer-Drama Forrester – Gefunden! liefert der Regisseur seinen vermutlich konventionellsten Film ab. Mit seiner darauf folgenden Death-Trilogie stürzt sich Gus Van Sant wieder ins Arthouse-Kino. Können Gerry und Last Days nur ein sehr spezielles Publikum erreichen, gelingt ihm mit Elephant ein kleiner Überraschungserfolg. Vollkommen zu Recht gewinnt das zurückhaltende Drama, über ein Schulmassaker, den Filmpreis von Cannes.
Mit Milk, dem Biopic über das Leben des ersten homosexuellen Bürgermeisters der USA, gelingt Gus Van Sant 2008 sein erster großer kommerziell Erfolg nach längerer Zeit. Beinahe klassisch inszeniert, beweist der Regisseur ein Gespür dafür, Zeitgeist und Gefühlslage der damaligen Bewegung perfekt einzufangen. Hauptdarsteller Sean Penn gelingt mit der Rolle des Harvey Milk eine der vielschichtigsten Leistungen seiner Karriere.