Vergesst Loki und WandaVision: Die beste Marvel-Serie gibt es bei Netflix

11.09.2021 - 09:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
In Jessica Jones gibt es alles, was das Serienherz begehrt: Action, Rausch und interessante FrauenfigurenNetflix
Mit WandaVision, Loki, The Falcon and the Winter Soldier eroberten in den letzten 12 Monaten gleich mehrere MCU-Titel die internationale Serienlandschaft. Die beste Marvel-Serie könnt ihr aber schon seit 2015 auf Netflix streamen.

Während Marvel im Kino Zwangspause hatte, präsentierte Disney+ immerhin in Serienformen neue Abenteuer aus dem MCU. WandaVision verpackte Trauma in einer Satire auf die TV-Geschichte, Loki zeigte eine neue Seite des durchtriebenen Thor-Bruders und The Falcon and the Winter Soldier bereitete die Zukunft von Captain America vor.

Die große Marvel-Serienoffensive gab es allerdings schon vor Jahren ganz woanders. 2015 startete Netflix mit Marvel's Daredevil seine The Defenders-Reihe, es folgten Marvel's Jessica Jones, Marvel's Luke Cage und Marvel's Iron Fist. Jessica Jones stach bereits damals wegen ihres untypischen Hauptcharakters heraus: Eine Privatdetektivin mit Superstärke, tiefsitzendem Trauma, einem Alkoholproblem und einer Abneigung dagegen, sich als Superheldin zu betätigen. Und ist bis heute die beste Marvel-Serie. Glaubt ihr nicht? Dann lasst euch überzeugen.

Jessica Jones hat mehr Charakterentwicklung als Loki und WandaVision zusammen

Jessica Jones gibt seiner Antiheldin nicht nur wesentlich mehr Raum für Charakterentwicklung, sondern konfrontiert sie auch tatsächlich mit den Konsequenzen ihrer Taten. Jessica (Krysten Ritter) muss sich sowohl gegenüber Außenstehenden als auch ihrem Gewissen mehr als einmal verantworten. Lokis großer Moment der Charakterentwicklung besteht dagegen daraus, dass er ein Best-of Video seiner möglichen Zukunft gucken darf. Wanda muss sich zwar mit ihrer Trauer auseinandersetzten, dass sie das Leben einer ganzen Stadt auf dem Kopf gestellt hat, scheint aber eher so mäßig wichtig.

Dass auch Marvel-Serien Geschmackssache sind, beweist Yves positive Reaktion zur ersten Loki-Folge:

LOKI und die TVA: Clever, Witzig & Kreativ | Loki Folge 1 Recap
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Generell schafft es Jessica Jones deutlich besser, Charaktere nicht nur einzuführen, sondern auch befriedigend auszuerzählen. Selbst wenn sie erst in anderen Marvel-Serien oder -Filmen wirklich eine Rolle spielen. So wurde Luke Cage (Mike Colter) etwa in Jessica Jones eingeführt, seine Rolle in Jessicas Geschichte wird aber einwandfrei abgeschlossen, bevor seine persönliche Geschichte in seiner eigenen Serie weitergeht. Ganz zu schweigen von den diversen anderen Jessica Jones spezifischen Nebencharakteren, von denen viele fantastische, eigene Charakterentwicklungen erhalten. Monica Rambeaus Erzählstrang in WandaVision hingegen bleibt in der Luft hängen.

Netflix’ Marvel-Meisterwerk hat im Gegensatz zu Loki echte LGBTQ+ Repräsentation

“Loki ist bi- oder pansexuell!”, gings nach der dritten Folge der ersten Loki-Staffel durch die Medien. Der Trickster-Gott hatte sich in einem Satz geoutet – nur um in der nächsten Folge seine Liebe zu seinem weiblichen gelesenen Gegenpart Sylvie zu erklären. Dies spricht ihm natürlich seine Bi- oder Pansexualität nicht ab, ist aber Teil eines Musters: Marvel hakt seine LGTBQ+ Repräsentation gerne in kurzen Dialog-Sätzen ab, nur um dann für die tatsächlich gezeigten Beziehungen auf traditionelle, heterosexuelle Schemata zurückzugreifen.

Mit Anwältin Jeri Hogarth ist nicht zu spaßen

Wie als im Vorfeld von Avengers 4: Endgame ein großes Drama um das erste homosexuelle Paar in einem Marvel-Film gemacht wurde, bis sich herausstellte, dass die Repräsentation aus einem kurzen Satz einer Nebenfigur bestand, die nach dieser einen Szene nie mehr vorkam. Jessica Jones hingegen meint es ernst mit seinen queeren Charakteren und gibt ihnen ähnlich viel Beziehungsraum wie seinen heterosexuellen Figuren.

Eine der prominentesten Nebenfiguren, die eiskalte Anwältin Jeri Hogarth, grandios gespielt von Carrie-Anne Moss, befindet sich etwa im Trennungsstreit mit ihrer Ehefrau, wegen einer Affäre mit ihrer Assistentin. Ein Konflikt, der nicht nur kurz erwähnt wird, sondern mit allen beteiligten Figuren eine nicht kleine Rolle in der ersten Staffel spielt.

Dazu kommt in der letzten Staffel Jessicas neue Assistentin Gillian, die von der trans Schauspielerin Aneesh Sheth gespielt wird. Gillians Geschlechtsidentität wird in der Serie nie offiziell erwähnt, sie existiert einfach. Der Leitsatz "Show, don’t tell" funktioniert nämlich auch im Bereich Repräsentation.

Jessica Jones hat den besten Bösewicht aller Marvel-Serien

Zugegeben, Killgrave taucht nur in der ersten Staffel wirklich auf. Seine Geschichte ist allerdings derart mit Jessicas verknüpft, dass sein Einfluss über die ganze Serie hinweg präsent ist. Kein Wunder, gehört er doch zu den stärksten Marvel-Bösewichten. Killgrave kann mit seiner Superkraft Menschen dazu bringen, genau das zu tun, was er will, und die Serienverantwortlichen nutzten dies geschickt als Symbol für missbräuchliche Beziehungen. Dies macht seinen Konflikt mit Jessica persönlicher, intimer und beängstigender – bis hin zum großen emotionalen Finale.

David Tennant spricht über seine Rolle und die Netflix-Serie

Jessica Jones - S01 Ask Marvel with David Tennant (English) HD
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Killgrave-Darsteller David Tennant gelingt zudem das Kunststück, Killgraves schleimig-bedrohliche Ausstrahlung mit dem notwendigen Charme zu verknüpfen, damit man ihm den Manipulator auch unabhängig seiner Superkräfte abnimmt. Mehrdimensionale und gut geschriebene Figuren sind eben nicht nur für die Protagonist:innen einer Serie wichtig, sondern sorgen ebenso für spannende Bösewichte und finale Endkämpfe, die mehr als nur solide Action bieten.

WandaVision hingegen setzte mit der Enthüllung der wahren Antagonistin zwar für eine nette Überraschung, ließ dafür aber andere Konflikte hintenüber fallen. Ähnliches passierte in The Falcon and The Winter Soldier wo die eigentlich interessante Motivation einer Antagonistin in der letzten Folge plötzlich praktisch keine Rolle mehr spielte. Das große Action-Finale war wohl wichtiger.

Killgrave sorgt wiederholt für Gruselgänsehaut

Jessica Jones hat vielleicht nicht die spektakulärsten Effekte, dafür aber etwas, was viel wichtiger ist: glaubhafte Charaktere und tiefe Emotion, die nicht in CGI ertränkt wird. Womit Jessica Jones am Ende zwar am wenigsten Action-Spektakel bietet, aber in allen anderen Bereichen die Marvel-Konkurrenz locker aussticht.

Die große Diskussion im Podcast: Ist Loki die beste MCU-Serie?

Die neue Marvel-Serie Loki bei Disney+ verändert das Superhelden-Universum wie keine davor. Im Podcast nehmen Jenny Jecke und Max Wieseler die erste Staffel unter die Lupe.

Was bedeutet die Serie für Tom Hiddlestons Antihelden nach 10 Jahren Kino? Welche neuen Elemente bereichern die Serie? Und wo liegen die Schwächen einer Show, die in so kurzer Zeit die Weichen für das Marvel Cinematic Universe neu stellen muss? Wir sprechen darüber, erklären den Comic-Hintergrund mancher Figuren und spekulieren, was Loki für das MCU bedeutet. Spoiler sind garantiert!

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