Meine Enttäuschung 2012 – Iron Sky

30.12.2012 - 08:30 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Meine Enttäuschung 2012: Iron Sky
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Meine Enttäuschung 2012: Iron Sky
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Weltraumnazis kommen in der Zukunft vom Mond und planen eine Invasion auf der Erde? Wenn das nicht die verrückteste Prämisse des vergangenen Kinojahres war. Allerdings entpuppte sich Iron Sky in Anbetracht meiner Erwartungen als herbe Enttäuschung.

Auch ich habe lange über meine persönliche Enttäuschung des Kinojahres 2012 nachgedacht. Der erste Gedanke ging an das fulminante Desaster The Dark Knight Rises von Christopher Nolan (Prestige – Die Meister der Magie), der mich vollkommen ratlos im Kinosessel zurückgelassen hatte. Dann bin ich allerdings meine Filmliste noch einmal genauer durchgegangen und bin auf den fast vergessenen Iron Sky gestoßen, der dem enormen Erwartungsgehalt meinerseits nicht im Geringsten gerecht geworden ist. Doch zurück zum Beginn der Geschichte.

Es war vermutlich irgendwann 2009 oder 2010 als mich ein Freund auf auf den ersten Teaser zum angesprochenen Science-Fiction-Film aufmerksam gemacht hat. Zuerst bin ich davon ausgegangen, dass es sich um einen gelungenen Fake-Trailer handelte. Doch nach kurzer Recherche war ich schlauer: Hinter den bewegten Bildern steckte tatsächlich ein Filmprojekt, das seit mehreren Jahren produziert und vorbereitet wird. Auf Facebook sowie der offiziellen Website von Iron Sky standen zudem haufenweise Entwürfe, Skizzen und andere Dinge zur Verfügung, die einen genaueren Einblick in die Struktur des Films boten – und das war schräg, aber abgefahren: Seit Ende des zweiten Weltkriegs verstecken sich Weltraumnazis auf dem Mond und haben über die Jahrzehnte eine Armee aufgebaut, um im Jahr 2018 mittels Invasion erneut die Weltherrschaft über die Erde an sich zureisen.

Diese Prämisse gehörte wohl zu den verrücktesten der vergangenen Jahre und bot durchaus Potential für eine ordentliches Trash-Feuerwerk inklusive satirischem Unterton sowie absurden und aberwitzigen Elementen. Außerdem sollte das Projekt größtenteils unabhängig – unter anderem durch das mittlerweile allseits beliebte Crowdfunding – finanziert werden und Inspirationen sowie konkrete Vorschläge von Fans waren stets willkommen – was im Grunde die perfekte Ausgangssituation für den Film war. Je weiter Iron Sky seiner Veröffentlichung näher rückte, desto mehr stiegen aber auch die Erwartungen, bis mich schließlich der überall im Internet gegenwärtige Hype endgültig ansteckte. Nachdem ich allerdings später das fertige Produkt gesehen hatte, war alle Vorfreude verflogen.

Der Vorhang öffnete sich und die Projektion offenbarte die ersten Bilder des lang erwarteten Werkes. Doch spätestens nach einer halben Stunde war klar, dass die Ausgangssituation zwar ihre Reize bietet, die Nazis auf dem Mond jedoch schnell zu langweilen beginnen. Während das Standartrepertoire an thematischen Witzeleien durchgekaut wird, begeisterten im besten Fall die kleinen Details am Rande, die traurigerweise kaum Beachtung fanden. Unterm Strich waren die Pointen also äußerst rar im Film verteilt und der erhoffte bissige Unterton entpuppte sich als uninspirierte sowie konventionelle Satire. Das schlimmste Gefühl war allerdings die Tatsache, jeden Moment schon einmal irgendwo in einem anderen Film – und meistens auch besser – gesehen und erlebt zu haben. So erreicht weder das Spiel mit dem Kenntnisstand der Vergangenheit und dem Fortschritt der Zukunft einen neuen Höhepunkt, noch werden beispielsweise die aufgegriffen Arier-Klischees um neue Facetten erweitert.

Einer der weitaus gelungeneren Momente war der Einsatz von Der große Diktator. Hier wurde routiniert der Wahnsinn sowie die Engstirnigkeit der Ideologie und Propagandamechanismen im dritten Reich vorgeführt und anschließend entlarvt, wenn die arische Erdexpertin Renate Richter (Julia Dietze) erkennt, was die wahre Intention des Werkes von Charlie Chaplin (Moderne Zeiten) war. Mit der Erwähnung von Udo Kier (Dancer in the Dark) als selbsternannter Führer Kortzfleisch sind allerdings meine persönlichen Highlights schon genannt und das reicht definitiv nicht für eineinhalb Stunden Spielfilm aus. Dass ich Iron Sky später als Meisterwerk betiteln würde, hatte ich nie erwartet. Nichtsdestotrotz blieb das vorhandene Potential meines Erachtens fast völlig unangetastet. Stattdessen wird die kreative Prämisse als Grundlage für eine standardisierte Komödie herangezogen, die weder originell noch unterhaltsam ausgefallen ist. Lahme Passagen ziehen die wenigen guten Augenblicke unnötig in die Länge und nicht einmal ein charmanter Trash-Faktor war vorhanden.

Meine sieben Enttäuschungen des Kinojahres 2012
1. Iron Sky von Timo Vuorensola
2. The Dark Knight Rises von Christopher Nolan
3. Liebe von Michael Haneke
4. Extrem laut und unglaublich nah von Stephen Daldry
5. Savages von Oliver Stone
6. Abraham Lincoln Vampirjäger von Timur Bekmambetov
7. End of Watch von David Ayer

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