Begrabt The Expendables! Sylvester Stallones Action-Abschied macht 5 fatale Fehler und betrügt Fans mit der wichtigsten Änderung

24.09.2023 - 10:00 Uhr
The Expendables 4Lionsgate
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Nach fast 10 Jahren ist The Expendables 4 endlich da. Sylvester Stallones offiziell letzter Söldner-Auftritt ist der schlechteste Teil der Action-Reihe.

Die Expendables sind vieles, aber nicht sexy. Sie sind nicht mysteriös wie John Wick, smart wie die Mission: Impossible-Truppe oder lässig wie Vin Diesels Zirkel in der Fast & Furious-Saga. Ihr Kapital ist die Meta-Ebene. Ihr Kapital ist das augenzwinkernde Bewusstsein, wie lange die 80er schon her sind, deren Revival die Reihe seit mittlerweile 13 Jahren feiert. Diese Woche erschien The Expendables 4.

Sylvester Stallone und Jason Statham haben kein Problem, über künstliche Hüften zu feixen. Und dann ganze Armeen zu dezimieren. Dass sie sich nicht ernst nehmen, ist einfach charmant. Aber hält der Charme auch in The Expendables 4 noch? Nein. Der Reihe ist die Puste ausgegangen.

Sylvester Stallone ist in The Expendables 4 kaum zu sehen

Die Story des vierten Teils ist dünn, selbst für Expendables-Verhältnisse. Terrorist Rahmat (Iko Uwais) stiehlt nukleare Sprengkapseln aus Libyen, die Truppe um Barney Ross (Stallone) soll ihn aufhalten. So befiehlt es CIA-Agent Marsh (Andy Garcia), und damit fällt auch schon der Startschuss auf der Brotkrumenspur des Gemetzels. Aber die fundamentalen Eigenschaften der erfolgreichen Vorgänger fehlen.

Sylvester Stallone als Barney Ross

Der Charme der Action-Saga ist zum großen Teil der Charme Stallones, der als Produzent die Reihe mitgestaltet und viele seiner alten Kollegen und Rivalen für Dreharbeiten zusammengetrommelt hat. Stallone und Arnold Schwarzenegger verkörpern wie niemand sonst das Action-Jahrzehnt, auf das sich die Filme beziehen. Gleichzeitig porträtiert er vor der Kamera den Expendables-Archetypus des Action-Helden: stur, altmodisch, flapsig, schlagkräftig. Das erste Problem von Expendables 4 heißt: zu wenig Stallone.

Wie ein Video vom Expendables 4-Dreh schon vor Monaten vermuten ließ, ist der Action-Star nur wenige Minuten vor der Kamera zu sehen. Der Film ist im Kern ein Jason Statham-Vehikel. Daran ist grundlegend nichts falsch, aber Statham ist schlicht zu jung, um ein selbstironisches 80er-Revival als Hauptfigur zu tragen. Ohne Stallone bleibt nur ein fauler Action-Plot wie wir ihn in 1000 andere Filmen sehen. Denn andere Stars aus früheren Tagen gibt es in The Expendables 4 nicht.

In The Expendables 4 fehlen die Action-Helden der 80er

Dolph Lundgren ist natürlich als 80er-Veteran dabei, hat aber noch weniger Screentime als der kaum vorhandene Stallone. Tony Jaa, Iko Uwais und selbst Curtis '50 Cent' Jackson sind potenziell spannende Neuzugänge, die aber ebenfalls viel zu junge Karrieren besitzen, um ein Revival-Gefühl zu verstärken. Das Martial-Arts-Potenzial von Jaa und Uwais geht – das nur nebenbei bemerkt – im Stakkato-Schnitt des Blockbusters völlig unter.

Neben Stallone in The Expendables 2 mit dabei: Arnold Schwarzenegger

The Expendables 2, immer noch der beste Film der Reihe, bombardierte Fans mit Namen wie Chuck Norris, Arnold Schwarzenegger oder Jean-Claude Van Damme. Davon kann Teil 4 nur träumen. Vielleicht sind die richtig großen Namen ja mittlerweile erschöpft, aber Stars mit 80er-Karrieren wie Kurt Russell, Eddie Murphy oder Linda Hamilton könnten immer noch gut ins Franchise passen.

The Expendables 4 verrät aus Faulheit seine eigenen Figuren

Aber selbst mit einem spektakuläreren Cast liegt es an den Autoren und Regisseuren, die Stars angemessen in Szene zu setzen. The Expendables 4 enttäuscht dabei gleich doppelt. Dass die Story flach ist, wird Fans der Reihe nicht überraschen. Aber die Logiklöcher des Films wirken geradezu lieblos – als wäre den Verantwortlichen egal, ob dabei ein genießbarer Action-Film entsteht.

Vorsicht, Spoiler!

Warum befinden sich etwa nukleare Sprengköpfe in einer libyschen Chemiefabrik? Warum wenden sich die Expendables nach Jahren der Kameradschaft in Sekundenschnelle von Christmas ab? Warum entwirft Gina (Megan Fox) einen komplizierten Plan, bei dem sie sich von Christmas retten lässt, wenn sie genauso gut ihre Gefangennahme hätte vermeiden können?

Megan Fox in The Expendables 4

Ich erwarte von keinem Expendables-Film Drehbuch-Höchstleistungen, aber ich muss an die Story und an die Figuren glauben können. Wenn ein Drehbuch das Wesen seiner eigenen Figuren nicht respektiert, bricht der Film als erzählerische Einheit auseinander.

Abgesehen davon fehlt es in Expendables 4 schlicht an Witz. Die süffisanten Punchlines nach einer Action-Szene sind nicht nur Beiwerk, sondern fester Bestandteil des Revival-Charmes. Nicht, dass der Film zu ernst wäre. Aber die flachen Sprüche, in den Vorgängern noch wichtiger Unterhaltungsfaktor, sind hier einfach haarsträubend unkreativ.

Die groß angekündigte FSK 18-Änderung des Action-Films ist ein Betrug an den Fans

Viele Fans der Reihe wird darüber hinaus schmerzen, wie brav die Gewaltdarstellung des Films ausfällt. Blutige FSK 18-Szenen waren von Anfang an ein Verkaufsargument der Reihe. Der ab 16-Schlenker der The Expendables 3-Kinofassung kam in der Community nicht gut an, und umso eifriger wurde The Expendables 4 daraufhin als Rückkehr zur Erwachsenen-Action beworben.

Das hält unser Kollege Yves von The Expendables 4:

Eine Enttäuschung The Expendables 4 Review
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Zwar hat er die ab-18-Einstufung tatsächlich bekommen, den Gewaltgrad des neuen Films könnte man aber geradezu als Verrat an den Fans empfinden. Bis auf eine Szene am Ende des Films lässt sich The Expendables 4 seine hohe Altersfreigabe nämlich nicht anmerken. Warum? Gab es nicht mehr genug Geld für Special Effects, nachdem Stallone und Statham bezahlt wurden? Bei 100 Millionen Dollar Budget ist das schwer vorstellbar.

Viele Fans der Reihe werden sich wünschen, sie würde niemals enden. Aber The Expendables 4 wirkt nicht nur kraft-, sondern geradezu obdachlos, als hätte sie die Nische ihrer Daseinsberechtigung verloren. Ich möchte raten: Begrabt die Reihe. Das ist besser, als sie einen langen, unwürdigen Tod sterben zu sehen.

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