Wenn ich an Action denke, dann denke ich an alte Männer. Ich könnte nun anfangen aufzuzählen, welche Unterhemdträger der 80er meine Gedanken einnehmen, aber ich denke, ich kann es abkürzen, indem ich sage: der komplette Cast von The Expendables 2 plus alle Castinggerüchte, die ihr darum gehört habt. Sylvester Stallone und Harrison Ford sind im Rentenalter, Bruce Willis könnten wir als Frührentner bezeichnen, Mission: Impossible Star Tom Cruise geht auf die 50 zu und auch Jason Statham ist jenseits der 40. Das heißt natürlich nicht, dass sie zu alt sind für den Job, aber trotzdem ist die Frage wohl berechtigt, wer ihrem Beispiel folgen könnte. So gerne ich diese Stars auf der Leinwand sehe, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich zumindest von den Actionrollen abwenden oder die benötigte Leistung nicht mehr bringen können oder wollen, wie im Fall von Daniel Craig, der sich schon mit 43 zu alt fühlt, um weiterhin den James Bond zu geben. Aber wer tritt an ihre Stelle, wenn diese Herren nicht mehr wollen? Gibt es überhaupt noch reine Actionstars? Zum Start von Atemlos – Gefährliche Wahrheit, dem Actiondebüt von Taylor Lautner, wollten wir eine Liste mit unseren jungen Lieblings-Actionhelden unter 30 machen und standen plötzlich vor einem Problem. Uns fiel niemand ein.
Die meisten Schauspieler, von denen wir hätten sagen können, dass es sich bei ihnen um die jüngste Generation Actionhelden handelt, sind entweder bereits über 30 oder machen nur gerne Ausflüge ins Genre, die nie lange genug sind, als dass sie den Titel verdient hätten. Sam Worthington kämpft sich durch Science-Fiction bis hin zur Fantasy, hat sich aber bis jetzt von der reinen Action fern gehalten. Chris Pine zeigte erste Ansätze mit Unstoppable – Außer Kontrolle, scheint aber keine Ambitionen zu haben, diese auszubauen. Chris Evans beweist zwar immer wieder, dass er Action mag, verbindet das aber meistens mit Comicverfilmungen wie Captain America – The First Avenger, The Losers oder Fantastic Four. Die Action, die wir in Filmen wie Spider-Man oder Superman Returns finden, lässt sich kaum vergleichen mit der in Rambo oder Terminator.
Noch dazu gibt es einen neuen Trend, der sich immer weiter abzeichnet: die nerdigen Helden. Schauspielern, die zwar in die Altersklasse fallen, nach der wir suchen und in actionreichen Filmen auftauchen, bei denen wir jedoch nicht gerade an das Wort Held denken. Kick-Ass Darsteller Aaron Taylor-Johnson, den Nicolas Cage auch liebevoll Ass-Kicked nennt. Der geekige Zombiekiller Jesse Eisenberg. Shia LaBeouf, der zwar schon in einigen Actionblockbustern mitgespielt hat, aber trotzdem nicht die erste Wahl ist, wenn wir an die Worte männlich oder Action denken. Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt Schauspieler Michael Cera fällt ebenfalls heraus und das muss ich gar nicht erst begründen. Sie – und viele andere – sind die Helden in actionreichen Filmen der letzten Jahre, aber würdet ihr sie als die neuen Actionhelden bezeichnen?
Nun stellt sich die Frage: Was ist ein Actionheld eigentlich für uns? Eine Person, die einmal in einem Actionfilm die Hauptrolle übernommen hat? Eine Person, die für uns gleichbedeutend ist mit einer actiongeladenen Kultfigur, die sie einmal dargestellt hat? Oder ein Schauspieler, dessen gesamte Filmografie nur eine Liste an explosionsgeladenen Filmtiteln ist?
Sam Worthington, Chris Pine, Tom Hardy, Chris Evans, Bradley Cooper und Ryan Reynolds sind alle über 30 und zeigen Genreambitionen, auch wenn sie sich nicht festlegen wollen. Vielleicht ist es auch einfach für Schauspieler im Jahr 2011 nicht mehr interessant, so viel Zeit in einem Genre zu verbringen, um sich darin einen Namen zu machen. Es gibt unzählige Schauspieler, die so festgefahren sind, dass wir sie uns kaum in einer anderen Filmkategorie vorstellen können? Warum also die Gefahr eingehen, in eine Schublade gesteckt zu werden, wenn die Filmwelt noch offen steht?
Vielleicht ist es auch schlicht falsch, auf Schauspieler unter 30 zu schauen. Vielleicht muss Mann erst ein bestimmtes Alter erreichen, um tatsächlich Actionstar sein zu können. Selbst wenn ein Schauspieler in diesem Genre nicht immer ernst sein muss, so muss er doch eine gewisse Reife ausstrahlen, dass wir ihn als Haudegen erst nehmen können. Bruce Willis war 33, während er Stirb langsam drehte. Als Arnie zu Conan der Barbar wurde, war er 35 und noch älter, als der Terminator das Licht der Welt erblickte, um nur zwei Beispiele zu nennen. Möglicherweise sind nicht die Zwanziger, sondern die Dreißiger das perfekte Actionalter und wir sind die Sache einfach falsch angegangen.
Oder vielleicht ist die Zeit der großen, männlichen Actionhelden, bewaffnet nur mit grimmigen Blick und Beretta, einfach vorbei. Vielleicht ist es Zeit für eine neue Generation, die eben nicht aus menschlichen Fleischbergen in Unterhemden besteht, sondern aus Charakterdarstellern mit Köpfchen, die es ab und an gerne knallen lassen. Falls das der Fall sein sollte, so können sich die Fans der Old School Actionkracher immernoch über Filme wie The Expendables 2 freuen und sich damit trösten, dass Jason Statham, Vin Diesel und Dwayne Johnson sicherlich noch gute 20 Prügeljahre vor sich haben, während auch Bruce Willis und Clive Owen sicherlich nicht vorhaben, in nächster Zeit schlappzumachen.
Was sagt ihr zu dem Thema? Wer hat Potenzial zur neuen Generation der Actionhelden zu gehören? Was zeichnet für euch einen Actionstar aus?