Frühe Oscar-Spekulationen über Inception

20.07.2010 - 08:50 Uhr
Inception
Warner Bros. Pictures
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Kaum ist Inception in den amerikanischen Kinos gestartet, spekulieren die ersten Kritiker bereits über dessen Chancen bei der kommenden Verleihung des Oscars 2011. Hat der Film von Christopher Nolan gar das Potential, den Preis als Bester Film mit nach Hause zu nehmen?

Nach einem überragenden Startwochenende in den USA mit einem Einspielergebnis von 60,4 Millionen Dollar und den durchweg positiv ausgefallenen Kritiken kann sich Christopher Nolan jetzt erstmal entspannt zurücklehnen und behaupten: Ja, ich habe mit Inception einen wirklich guten Film abgeliefert. Die Fans mögen ihn, der neutrale Kinogänger mag ihn und auch die Kritiker mögen ihn. So weit, so gut. Aber wird sich Christopher Nolan mit diesen Zahlen und den vielen glücklichen Gesichtern nach dem Kinobesuch zufrieden geben? Liegt es nicht in der Natur das Menschen, dass er für das, was er gut gemacht hat, belohnt werden möchte? Da wird wohl auch Christopher Nolan nur zustimmend nicken und an die zahlreichen Preisverleihungen denken, die ihm noch bevorstehen – allen voran die Verleihung des Oscar, die am 27. Februar 2011 traditionell in Los Angeles stattfinden wird. Jedenfalls gibt es wie auf abc bereits Spekulationen über die Oscar-Chancen des Films.

Im Hinterkopf wird Christopher Nolan dabei aber auch noch seinen letzten Film The Dark Knight haben, der ähnlich furios das Kinopublikum und die Kritiker begeisterte. Dann kam die Oscarverleihung, und siehe da: Zwar konnte The Dark Knight gleich acht Oscar-Nominierungen verbuchen, aber weder Christopher Nolan als Bester Regisseur noch eine Nominierung als Bester Film befanden sich darunter. Neben der unumgänglichen Auszeichnung für Nebendarsteller Heath Ledger wurde The Dark Knight abgespeist mit Preisvorschlägen in den Technik-Kategorien, von denen er immerhin noch einen Oscar für den Besten Tonschnitt gewinnen konnte. Und das war es dann auch für den von vielen als Bester Film des Jahres 2008 gepriesenen The Dark Knight.

Warum sollte es also für Inception beim Oscar 2011 anders laufen? Die ungeschriebenen Regeln der Academy sind bekannt. Blockbuster haben meist geringe Chancen auf den Gewinn als Bester Film, weil es ihnen oft an der notwendigen emotionalen Tiefe fehlt. Als Bester Film des Jahres stehen besonders solche hoch im Kurs, in denen die Dramatik groß geschrieben wird und die auch ein bisschen was fürs Herz bieten. Ein Film wie Inception kann damit zwar auch aufwarten, aber in erster Linie weiß Inception doch durch sein visuelles Gesamtbild zu beeindrucken. Oder wie Leah Rozen auf thewrap.com schreibt: “Inception fordert in erster Linie den Verstand und die Augen, weniger das Herz.” Und dafür scheinen doch eher die bereits angesprochenen Technik-Awards bereit zu stehen, und vielleicht noch eine Nominierung für das Beste Original-Drehbuch aufgrund der grandios verschachtelten Geschichte. Das wäre dann immerhin nach Memento die zweite Nominierung für einen Drehbuch-Oscar für Christopher Nolan.

Aber die Academy muss auch nicht immer nach dem selben Schema verfahren. Zwar verwehrte sie auch visionären Klassikern wie 2001: Odyssee im Weltraum, Blade Runner und Matrix eine Nominierung als Bester Film, aber sie bedachte immerhin Ich kämpfe um dich mit eben dieser Nominierung, ebenso wie dessen Regisseur Alfred Hitchcock – und dieser Film drehte sich um die Freud’sche Traumanalyse und den Surrealismus von Salvador Dalí. Wenn das kein gutes Zeichen für Inception ist. Darüber hinaus werden bei der kommenden Oscar-Verleihung im Gegensatz zur Situation von The Dark Knight wieder zehn Filme in den erlauchten Kreis der Nominierungen für den Besten Film des Jahres Einzug erhalten. Und wenn die Academy Inception nicht zu den zehn besten Filmen des Jahres zählt, tja, dann sind da entweder die falschen Leute in der Verantwortung oder uns erwarten noch zehn wirklich, wirklich gute Filme in diesem Jahr.

Die Chancen für die Darsteller auf eine Oscar-Nominierung sind dagegen sehr gering einzustufen. Zwar liest sich die Castliste von Inception wie ein Jubiläumstreffen ehemaliger Oscar-Nominierter (Leonardo DiCaprio, Ellen Page und Ken Watanabe) und -Gewinner (Michael Caine, Marion Cotillard), aber für keinen der Genannten bleibt im Film aufgrund des straffen Handlungsverlaufs die Zeit, die von der Academy obligatorisch geforderten dramatischen Szenen abzuliefern.

Was die anderen Kategorien angeht, muss sich Inception bis jetzt vor keinem anderen Film verstecken. Sowohl Hans Zimmer, der für den Score von Inception sorgte, als auch Cutter Lee Smith dürfen sich berechtigte Hoffnungen auf eine Oscar-Nominierung und einen möglichen Gewinn machen – und die Verantwortlichen der nun bereits zum dritten Mal erwähnten Technik-Kategorien erst recht.

Es ist zwar noch eine Weile hin bis zum nächsten Oscar und Inception startet erst nächste Woche in unseren Kinos, aber was meint ihr: Hat Inception eine Chance, den Oscar als Bester Film des Jahres zu gewinnen?

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