Mattes' Star des Jahres ... Ryan Gosling

27.12.2011 - 08:50 Uhr
Ryan Gosling ist mein Star des Jahres
Collage moviepilot
Ryan Gosling ist mein Star des Jahres
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Ryan Gosling hat 2011 mit Blue Valentine, Crazy, Stupid, Love sowie The Ides of March ein ziemlich breites Feld an schauspielerischen Möglchkeiten abgedeckt. Nächstes Jahr sehen wir endlich Drive. Ryan Gosling ist definitiv mein Schauspieler des vergangenen Jahres.

Es gibt definitiv ein paar Gründe, weshalb wir Ryan Gosling lieben können. Seine Performance als drogensüchtiger Lehrer in Half Nelson war genauso lebensnah und sympathisch, wie absurd und schockierend. Seine Rolle als schnurbärtiger, autistischer Puppenverehrer in Lars und die Frauen hat seine schauspielerisch uneitle Versunkenheit letztgültig unter Beweis gestellt. Die arg Romantischen könnten sich dann auch noch als Fans seiner Figur in Wie ein einziger Tag bekennen. Wie auch immer – 2011 jedenfalls war ein gutes Jahr für Ryan Gosling. Wer ihn noch nicht kannte, kennt ihn jetzt. Mit Blue Valentine, Crazy, Stupid, Love. und The Ides of March – Tage des Verrats hat der Mann von intensivem Indie-Kino, über lockere Rom-Com und Oscar-verdächtigem Prestige-Politwerk die verschiedenen Wirkbereiche eines jungen Schauspielers abgedeckt. Ryan Gosling ist mein Schauspielstar 2011.

Dass Ryan Gosling ein sympathischer Typ ist, wurde vor Kurzem schon anlässlich des Kinostarts von The Ides of March gesagt. Ich möchte in ein paar Sätzen zusammenfassen, was ihn für mich 2011 zu etwas ganz Besonderem gemacht hat. In diesem Zusammenhang steht ein Film ganz oben auf der Liste: Blue Valentine. Die konzentrierte Liebesgeschichte hebt das Genre auf eine neue Ebene. Regisseur Derek Cianfrance dekonstruiert respektvoll die Chronik einer Liebe, Aufstieg und Fall, ohne irgendwelche zynischen Verirrungen in seinen Film fließen zu lassen. Der Regisseur verlangte seinen Schauspielern alles ab, und trieb Michelle Williams und Ryan Gosling zu Hochleistungen an.

Der Sprung ins kalte Wasser – Ryan Gosling kann Gänsehaut
Blue Valentine erzählt die Geschichte von Dean und Cindy, zwei völlig normalen Menschen. Sie lernen sich kennen, verlieben sich, stehen zueinander, erschaffen sich eine eigene Welt – und über die Jahre verlieren sie sich fließend, was eigentlich gar nicht so schlimm ist, gleichzeitig das Schlimmste auf der ganzen Welt. Der Film konzentriert sich voll und ganz auf das Paar, auf ihren Rhythmus. So haben wir während der Geschichte das Gefühl, der Regisseur Derek Cianfrance würde uns die Welt erklären, ausgehend von der Chronik einer Beziehung. Dass dieser Film und sein Anspruch auf menschliche Authentizität so gut funktioniert, das liegt besonders an dem Zusammenspiel von Schauspielern und Regisseur. Zusammen erklären sie die Liebes- als Weltgeschichte.

In einem Interview erklärt Ryan Gosling eine sehr bezeichnende Stelle in Blue Valentine. Die frisch Verliebten Cindy und Dean wandern über die Brooklyn Bridge und Cindy bewegt etwas, das sie Dean aber nicht sagen möchte. Die Szene wurde während des Drehs improvisiert. Der Regisseur hatte die Schauspieler einzeln zur Seite genommen. Michelle Williams sollte das Geheimnis ihrer Figur auf keinen Fall preisgeben, Ryan Gosling sollte ihr das Geheimnis in jedem Fall entlocken, koste es, was es wolle. Letztenendes springt Ryan Gosling über die Brüstung und droht zu springen. Unbewusst, verspielt, rauschhaft – erst im Nachhinein wird dem Schauspieler klar, dass er mit einem spontanen Selbstmordversuch gedroht hat, um an das zu kommen, was seine Geliebte plagt. Die Szene fasst ziemlich gut zusammen, was diesen Film so groß macht: Ein gutes Gefühl für das passende Licht, eine sensible Kamera und zwei Schauspieler, die nicht genau wissen, was gerade vorgeht, sich selbst erstaunt entdecken, während sie In-Character durch die Kamera springen. Ryan Gosling gingen die intensiven Dreharbeiten derart unter die Haut, dass er im Anschluss erstmal Entspannung in der RomCom Crazy, Stupid, Love neben Steve Carell suchen musste.

Ein unkomplizierter James Dean
In Blue Valentine öffnet sich Ryan Gosling den psychologischen Mustern eines Hyper-Method-Actings. Zusammen mit Derek Cianfrance und Michelle Williams wohnte er über einen Monat gemeinsam in einem Haus und sie lebten ihre Rollen, inklusive Einkaufs-Budget, gemeinsamem Weihnachtsfest usw. Sie sammelten Erfahrungen. Ryan Gosling schafft es, seiner Figur eine psychologische Physis zu geben. Ryan Goslings Schauspiel geht unterhalb des Halses weiter, Lässigkeit schlägt sich in den Füßen, im Gang nieder, Wut läuft über die Arme, Verzweiflung durch den Bauch. Seine Performances sind visuell klar lesbar und trotzdem in einer Art magisch verklärt und rätselhaft, die an eine subtile Variante von James Dean erinnert.

Mit Drive sehen wir im Januar 2012 endlich das heißerwartete Gangster-Drama, Marke Nicolas Winding Refn. In einer überstilisierten Verbrecher-Ballade zeigt Ryan Gosling sich von seiner Schokoladenseite und wird zu einer wortkargen, rätselhaft glatten, ultracoolen Nemesis auf vier Reifen. Mit Stoneface und dem richtigen Maß an Gewaltbereitschaft zeigt er uns, welche zärtlich-brutalen Untertöne noch in ihm stecken. In Ides of March schlüpft er in die geerdetere Rolle eines Wahlkampfleiters, der sich im politischen und ideellen Kampf um öffentliche Macht verirrt. Ryan Gosling ist vielseitig einsetzbar, drückt jeder Rolle aber doch diese amerikanische Süffigkeit des charismatischen Lebenskünstlers auf. Mehr davon. 2011 war ein gutes Jahr.

Hier alle Texte zu Tops & Flops sowie Stars des Jahres im Überblick:
Flops 2011Mattes’ Flop-Film des Jahres – Kill The BossInes’ Flop-Film des Jahres – Sucker PunchSophies Flop des Jahres – Pirates of the Caribbean
Tops 2011Mattes’ Top-Film des Jahres – Winters’ BoneInes’ Top-Film des Jahres – MelancholiaSophies Top Film des Jahres – Planet der Affen
Top-Schauspieler des Jahres 2011Jennys Star des Jahres – Kristen WiigJennys Star des Jahres – Andy SerkisMattes’ Star des Jahres – Mia WasikowskaMattes’ Star des Jahres – Ryan GoslingSophies Star des Jahres – Michelle WilliamsSophies Star des Jahres – Robert PattinsonMaltes Star des Jahres – Jennifer LawrenceMaltes Star des Jahres – Michael FassbenderInes’ Stars des Jahres – Alexander SkarsgardInes’ Star des Jahres – Saoirse Ronan
Interessante Regisseure des Jahres 2011Tomas Alfredson – Nordmann mit AmbitionenNicolas Winding Refn – Meister der PräzisionAndrea Arnold – Von Top of the Pops nach VenedigCary Fukunaga – Bildgewaltige Filme mit viel Kraft

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