Ryan Gosling - Kein Macho-Held

21.12.2011 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Tobis
Ryan Gosling in The Ides of March
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In dieser Woche startet mit The Ides of March von und mit George Clooney einer der interessantesten Filme des Jahres. Der Hollywood-Star hält sich stärker im Hintergrund als üblich und überlässt Ryan Gosling das Feld. Grund genug für uns, auf den Kanadier ein Loblied zu singen.

Ryan Gosling wurde vor zwei Wochen Beinahe-Sexiest Man Alive, ist laut TIME Magazine die coolste Person 2011 und wurde in der letzten Woche als Hauptdarsteller für den Golden Globe nominiert. Weshalb der ganze Bohei? Das könnt ihr ab Donnerstag selbst heraus finden, in The Ides of March – Tage des Verrats. Es ist der krönende Abschluss eines sensationellen Jahres für Ryan Gosling. Mit Crazy, Stupid, Love., Blue Valentine, dem kommenden Drive und eben mit dem Politthriller The Ides of March von und mit George Clooney hat der 31-Jährige in diesem Jahr eindrucksvoll bewiesen, dass er zu den ganz Großen seiner Zunft gehört. Vielfältig ist seine Rollenwahl. Er präsentiert sich als überaus wandelbarer Schauspieler, der eine Komödie ebenso wie einen Thriller tragen kann.

Dabei hätte er einer dieser glatten Schönlinge werden können, die überall auftauchen, aber schnell vergessen sind. Sein Karrierestart im “Mickey Mouse Club” des Disney-Konzerns – da war er 12 Jahre alt – ist prädestiniert für einen solchen Typ. Jede Kante wird dort abgeschliffen, alles auf den unproblematischen Mainstream-Faktor und den Marktwert reduziert. Aber der Kanadier Ryan Gosling hat nach einigen TV-Auftritten als Jugendlicher den Absprung geschafft, sich nicht von der Maschinerie kaufen lassen. Mit 17 Jahren geht er von der Schule ab und entscheidet sich zunächst ganz und gar für die Schauspielerei. Er ist klug in seiner Rollenwahl, nimmt nicht alles, sondern bevorzugt komplexe, tiefe Charaktere in kleineren Filmen.

Da wäre zum Beispiel die Rolle des jüdischen Neonazis in dem Psychodrama Inside a Skinhead (2001). Er muss sich hier ständig selbst verleugnen, weil er Jude ist, aber seinen rassistischen Neonazi-Kameraden dies natürlich nicht verraten kann. In State of Mind (2002) ersticht er den autistischen Freund seiner Schwester. Auch in Mord nach Plan (2002) tötet er. Hier allerdings, weil er mit dem perfekten Mord beweisen will, dass er über Gesetz, Moral und Gesellschaft steht. Ryan Gosling tritt als hoffnungsloser Romantiker in der Nicholas Sparks-Verfilmung Wie ein einziger Tag (2004) auf oder mimt einen lebensmüden Studenten in Stay (2005).

Paradebeispiele seiner Schauspielkunst weit entfernt vom Machogehabe des Hollywood-Kinos sind Lars und die Frauen und Half Nelson. In Letzterem gibt er einen drogenabhängigen Lehrer und zeigte uns bereits hier, was ihn auszeichnet: ein lässiger Charme, der nicht aufgesetzt wirkt, sondern zu seinem Wesen gehört. In Lars und die Frauen verschenkt er als leicht autistischer Mann sein Herz an eine Sexpuppe und ist dabei derart liebenswert und glaubwürdig, dass ein ganzer Ort nachsichtig mitspielt.

Und dann ist der Schauspieler auf einmal von der Bildfläche verschwunden. Drei Jahre dreht Ryan Gosling keinen Film, sondern konzentriert sich auf die Musik. Mit Zach Shields gründet er die Band “Dead Man’s Bones”, prodziert ein Album, welches 2009 erscheint und tourt durch Amerika. Vielleicht hätte Hollywood den Kanadier vergessen, ihn aufs Abstellgleis gestellt, aber die Auszeit scheint die Leistungsfähigkeit des Ryan Goslings erst richtig zum Vorschein gebracht zu haben: 2011 ist sein Jahr.

In Crazy, Stupid, Love. präsentiert er als moderner Gigolo seinen photogeshopten Körper, in Blue Valentine liefert er sich eine schauspielerische Beziehungsschlacht mit Michelle Williams, in Drive mimt er permanent Zahnstocher kauend einen harten Typen, und im Thriller The Ides of March – Tage des Verrats arbeitet er für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Mike Morris (George Clooney). Als Idealist erfährt er, mit welchen schmutzigen Tricks und Absprachen die Politiker hinter den Kulissen um Wählerstimmen feilschen.

Mit der Nominierung für den Golden Globe ist plötzlich auch eine Oscar-Nominierung mehr als wahrscheinlich. Ryan Gosling wird als neuer George Clooney gehandelt, auch als neuer Brad Pitt geht er durch. Für mich ist er jetzt schon eines: Ryan Gosling.

Mehr Infos zu The Ides of March findet ihr auf der offiziellen Homepage oder auf der Fanpage. Trailer, Making Of und Clips aus dem Film gibt es hier.

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