Maltes Flop des Jahres - Colombiana

30.12.2011 - 08:50 Uhr
Flop-Filme des Jahres - Colombiana
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Flop-Filme des Jahres - Colombiana
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Luc Besson. Der Name zog mich in Colombiana. Leider wurde ich maßlos enttäuscht. Weil meine Erwartungen hoch waren, fiel ich nach dem Kinobesuch in ein tiefes Loch. Wegen seiner Seelenlosigkeit ist Colombiana mein Flop-Film des Jahres.

Eigentlich hätte ich mich auch für Green Lantern entscheiden können. Aber die Wut über die potentiell gute Comic-Missgeburt ist schon längst verflogen. Green Lantern ist so übertrieben schlecht, dass er mich schon wieder unterhält. Nicht so Colombiana. Regisseur Olivier Megaton schmetterte trotz seines epischen Namens heftigst an den implizierten Vorbildern Nikita und Léon – Der Profi vorbei, um in mittelmäßiger Seelenlosigkeit zu landen, die die Genrekonventionen roboterartig abspult. Vielleicht liegt es auch am Drehbuch von Luc Besson, der wohl seine alten Erfolge noch einmal aufleben lassen wollte. Aber genug der harten Worte. Sie müssen auch unterfüttert werden.

Die Prämisse für Colombiana ist relativ einfach und voller unterhaltsamen Potential. Die Eltern der neunjährigen Cataleya (Amandla Stenberg) werden vom kolumbianischen Mafiaboss Don Luis (Beto Benites) ermordet. Ungewöhnlich geschult im Umgang mit Waffen schafft sie die Flucht und wird als Erwachsene (Zoe Saldana) in Chicago zur Profi-Killerin. Ihr Onkel Emilio (Cliff Curtis) besorgt ihr die Aufträge und bildet sie aus. Weil sie ihr Markenzeichen, eine Cataleya-Blume, auf den Leichen hinterlässt, wird Don Luis bald auf sie aufmerksam und schickt seine Killer nach Chicago. Er weiß nicht, dass Cataleya genau das will und schon einen Racheplan ausgeheckt hat.

Colombiana will mit vielen Elementen spielen, schafft es aber nicht, sie auch nur in die Hand zu nehmen. Cataleyas Trauma macht ihr das Liebesleben schwer. Ihre Beziehung zum Künstler Danny (Michael Vartan) ist nur vom nötigsten Kontakt geprägt, damit er ihr Geheimnis nicht herausfindet. Dieses Problem wird im Film nicht erforscht. Die Dialoge beschränken sich größtenteils auf Unzufriedenheitsbekundungen von Danny und die Cataleyas Abwehr. Wir sehen nur, wie die Dinge sind. Aber das Werden, das viel wichtiger ist, kommt in Colombiana allgemein zu kurz. Ohne Entwicklung gibt es kein Mitgefühl. Das Basisprinzip Show-Don’t-Tell wird vernachlässigt.

So auch der Cut von der kindlichen Cataleya zur fertig ausgebildeten Profikillerin, die mal eben so eine gut geschützte Polizeistation infiltriert, ohne dass das jemandem auffällt. Cataleya ist die perfekte Killerin, das wissen wir. Ihre Fähigkeiten kennen scheinbar keine Grenzen, was der Spannungskurve enorm schadet. Sie ballert und schleicht sich durch die Geschichte, ohne dass ihr etwas wirklich gefährlich werden könnte. Da können nichtmal die gut inszenierten Action-Szenen zu mehr Spannung verhelfen. Jedes noch so große Desaster scheint unsere Heldin nur an der Oberfläche zu berühren, denn ihre Rache bekommt sie sowieso. Für uns als Zuschauer hat das fatale Konsequenzen, denn jede Figur wird zur potentiellen Entbehrlichkeit, die die Rachegelüste von Cataleya anfeuert.

Realismus ist normalerweise kein Faktor bei der Bewertung von Action-Filmen, schon gar nicht bei Luc Besson. Aber Colombiana driftet leider doch des öfteren in die Lächerlichkeit ab. Bezeichnende Szene: Cataleyas Onkel schießt vor ihrer Schule auf einen Wagen, der daraufhin einen Unfall baut. Beide stehen im direkten Blickfeld aller anderen Passanten, sogar als die Polizei angefahren kommt. Das hat keine Konsequenzen für die Handlung. Die Szene soll ein Symbol für die Gnadenlosigkeit des Berufes sein, kommt mit ihrer Realitätsferne aber nur albern herüber. Colombiana ist eine Sammlung solcher Szenen, gepaart mit flacher Figurencharakterisierung und an viel zu langen Haaren herbeigezogenen Plot Points. Ein netter Versuch, der leider hemmungslos danebenging.

Meine Flop-Filme des Jahres
1. Colombiana von Olivier Megaton
2. Green Lantern von Martin Campbell
3. Sucker Punch von Zack Snyder
4. Meine erfundene Frau von Dennis Dugan
5. Rubbeldiekatz von Detlev Buck
6. Kill the Boss von Seth Gordon
7. Die Schlümpfe von Raja Gosnell

Hier alle Texte zu Tops & Flops sowie Stars des Jahres im Überblick:

Flops 2011
Mattes’ Flop-Film des Jahres – Kill The Boss
Ines’ Flop-Film des Jahres – Sucker Punch
Sophies Flop des Jahres – Pirates of the Caribbean
Maltes’ Flop des Jahres – Colombiana

Tops 2011
Mattes’ Top-Film des Jahres – Winters’ Bone
Ines’ Top-Film des Jahres – Melancholia
Sophies Top Film des Jahres – Planet der Affen
Maltes Top des Jahres – X-Men: Erste Entscheidung

Top-Schauspieler des Jahres 2011
Jennys Star des Jahres – Kristen Wiig
Jennys Star des Jahres – Andy Serkis
Mattes’ Star des Jahres – Mia Wasikowska
Mattes’ Star des Jahres – Ryan Gosling
Sophies Star des Jahres – Michelle Williams
Sophies Star des Jahres – Robert Pattinson
Maltes Star des Jahres – Jennifer Lawrence
Maltes Star des Jahres – Michael Fassbender

Interessante Regisseure des Jahres 2011
Tomas Alfredson – Nordmann mit Ambitionen
Nicolas Winding Refn – Meister der Präzision
Andrea Arnold – Von Top of the Pops nach Venedig
Cary Fukunaga – Bildgewaltige Filme mit viel Kraft

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