John Waters, den William S. Burroughs einmal als Trash-Papst bezeichnete, hat eine Top-Ten-Liste seiner Lieblingsfilme des Jahres 2013 auf artforum.com veröffentlicht. Zwar ist das laufende Kinojahr noch nicht zu Ende. Aber das Der Hobbit: Smaugs Einöde ohnehin nicht auf seiner Bestenliste steht, ist jedem klar, der Pink Flamingos, Cry-Baby oder Serial Mom – Warum läßt Mama das Morden nicht? gesehen hat. In seinen Filmen widmet sich der mittlweile 67-Jährige in satirischer Weise den kleinbürgerlichen Gewohnheiten der USA. Aufgewachsen ist er im strikt konservativen Baltimore, Maryland, wo er die meiste Zeit des Jahres auch heute noch lebt und die meisten seiner Filme gedreht hat.
John Waters Top-Ten-Liste 2013
1. Spring Breakers. Den Film von Harmony Korine hält er für den “besten Sexploitation-Film des Jahres”. Zu sehen, wie Disney Starlets Kokain nehmen und im Bikini ins Gefängnis marschieren, war seiner Meinung nach das Beste, was den interessierten Kinogänger 2013 erwarten konnte.
2. Camille Claudel 1915. “Seit Freaks – Mißgestaltete gab es keine erschütterndere Mischung aus Stars und einer Besetzung tatsächlich behinderter Darsteller”, erklärt Waters. Regisseur Bruno Dumont beweise, dass er der ultmative Meister filmischen Elends ist.
3. Abuse of Weakness. Seine absolute Lieblingsschauspielerin Isabelle Huppert spielt eine Regisseurin, die nach einer massiven Gehirnverletzung einem Hochstapler verfällt. Der Film von Catherine Breillat basiert auf wahren Erlebnissen der Regisseurin.
4. Hors Satan. Ein weiterer Film von Bruno Dumont, in dem Waters Natur noch nie so brutal dargestellt sah. Der Film dreht sich hauptsächlich um einen seelisch geforderten Kirchenmann, der Wunder vollbringt und eine böses Mädchen auf einer Farm, das Schaum vorm Mund hat.
5. After Tiller. Der mutige Dokumentarfilm von Martha Shane and Lana Wilson befasst sich mit Spätschwangerschafts-Abbrüchen. Und der Frage, welchem Arzt man sich anvertraut.
6.Hannah Arendt. Waters hält den Film von Margarethe von Trotta für ein “kluges Biopic über eine Autorin”. Er erkennt darin eine persönliche Auseinandersetzung der titelgebenen Figur (gespielt von Barbara Sukowa) mit dem damaligen Medienecho, die ihre eigene “jüdisch-intellektuelle Freiheit” dadurch findet, Adolf Eichmanns Erscheinung während des Prozesses in Israel als “Banalität des Bösen” zu bezeichnen.
7. Jenseits der Hügel. “Wer glaubt Mutter Johanna von den Engeln sei der beste Exorzismus-Kunstfilm”, sollte sich nach Waters Jenseits der Hügel von Christian Mungiu ansehen. Das hier gezeigte junge Mädchen ist nicht von einem Dämon besessen – “sie will einfach nur eine Lesbe sein!”
8. Blue Jasmine. Waters zitiert einen Freund, der aus der Gegend von San Francisco stammt: “Wir lieben den Film hier. Nur Woody Allen schafft es, San Francisco hässlich aussehen zu lassen.”
9. Blackfish. Dieser “Wal-Snuff-Dokumentar-Film” von Gabriela Cowperthwaite wirbt für Sympathien mit entführten Killerwalen, die in Erlebnisaquarien vorgeführt werden. Der Film lässt einen wünschen, das Tier hätte den bösen Besitzer von Sea World gefressen.
10. Fliegende Liebende. “Flight auf schwul.” Waters urteilt, nur Pedro Almodóvar kann es gelingen, einen absurd komischen und zugleich unheimlich schönen Flugezugabsturz zu inszenieren, ohne das Budget zu sprengen.
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