Goldener Bär: Das sind die besten Filme im Wettbewerb der Berlinale

29.02.2020 - 13:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Läuft bei der Berlinale: Berlin Alexanderplatz
Sommerhaus/eOne Germany
Läuft bei der Berlinale: Berlin Alexanderplatz
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Heute Abend wird der Goldene Bär der 70. Berlinale verliehen. Vorher wollen wir aber noch unsere Favoriten im Wettbewerb zeigen. Welche Filme haben Preise verdient?

18 Filme gingen dieses Jahr ins Rennen um den Hauptpreis der Berlinale, den Goldenen Bären. Das ist sowas wie die Königsklasse eines Events, bei dem insgesamt 342 Filme gezeigt wurden, wobei die unabhängige Woche der Kritik hier nicht mitgezählt wird. Beim Internationalen Wettbewerb geht es allerdings um die Sahne auf der riesigen Filmtorte und am Ende kriegt nur ein Film die güldene Kirsche.

Ein Goldener Bär oder ein anderer Festival-Preis kann darüber entscheiden, ob ein Film in bestimmten Territorien ins Kino kommt und auf wie vielen Leinwänden er läuft. Er ist ein Argument bei der Akquise durch Streaming-Dienste und lockt in DVD-Regalen die Käufer. Nicht zuletzt kann so eine kleine Statuette darüber entscheiden, welche Mittel den prämierten Filmemachern beim nächsten Werk zur Verfügung stehen. Seine Bedeutung mag kleiner sein als die des Oscars oder selbst der Goldenen Palme von Cannes, doch im dichten Markt der Festivalfilme bildet ein Goldener Bär ein beachtliches Podest.

Wir haben alle 18 Filme im Wettbewerb um den Goldenen Bären der 70. Internationalen Filmfestspiele von Berlin gesehen. Bevor heute Abend der reale Preis verliehen wird, wollen wir hier unsere Favoriten präsentieren. Was sind die besten Filme im Wettbewerb der Berlinale und welche Preise hätten sie verdient?

Unsere silbernen & goldenen Bären: Die besten Filme im Wettbewerb der Berlinale 2020

Die besten Filme im Wettbewerb der Berlinale: The Intruder

The Intruder

Mit einem Thriller à la Berberian Sound Studio wurde der Wettbewerb eröffnet. The Intruder bezirzt mehr durch die Ansätze eines paranoiden Psychothrillers, als diese letztlich zum Ende zu führen. Dafür unterhält die argentinisch-mexikanische Film über eine Synchronsprecherin, die sich von einem übernatürlichen Wesen verfolgt fühlt, durch seinen Humor und gegen Ende durch die Freude an der Genre-Ekstase. Ein Element, das betont seriösen Wettbewerbsfilmen der vergangenen Jahre abging.

  • Verdienter Preis: Silberner Bär für eine herausragende künstlerische Leistung - Guido Berenblum (Sounddesigner)

Die besten Filme im Wettbewerb der Berlinale: Die Frau, die rannte

Die Frau, die rannte

Für den besten Vierbeiner dieses Festivals kann die Jury um Jeremy Irons leider keinen Preis vergeben. Der ginge mit Sicherheit an die Katze im ersten Drittel von Die Frau, die rannte. Der neue Film des Südkoreaners Hong Sang-soo folgt Gam-hee (Kim Min-hee), die mit drei ihrer (ehemaligen) Freundinnen über ihr Leben und ihre aktuellen Beziehungen spricht. Hong betritt zwar kein thematisches Neuland, doch in der Genauigkeit und Pointiertheit, mit der er die Beziehungen skizziert, bleibt er unerreicht.

  • Verdienter Preis: Silberner Bär - Bestes Drehbuch: Hong Sang-soo

Die besten Filme im Wettbewerb der Berlinale: Berlin Alexanderplatz

Berlin Alexanderplatz

Wie einen epischen Gangsterfilm zieht Burhan Qurbani seine Adaption von Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz auf, und weicht damit Vergleichen mit Vorgängern wie Rainer Werner Fassbinder aus. Die aufregendste Figur gehört allerdings nicht dem ebenfalls sehenswerten Welket Bungué als Held Francis B. Vom linkisch-teuflischen Verführer Reinhold mag man die Augen nicht abwenden.

Albrecht Schuch, der letztes Jahr in Systemsprenger den Betreuer gab, nimmt uns in Berlin Alexanderplatz an die Hand, um ihm in den Abgrund zu folgen. Und das macht er vielschichtig und höchst unterhaltsam.

  • Verdienter Preis: Silberner Bär - Bester Schauspieler: Albrecht Schuch

Die besten Filme im Wettbewerb der Berlinale: Niemals Selten Manchmal Immer

Niemals Selten Manchmal Immer

Ein herausragendes Teenie-Drama ist Niemals Selten Manchmal Immer von Regisseurin Eliza Hittman. Es steht und fällt allerdings mit Sidney Flanigan, die als Autumn über weite Strecken des Films schwer durchschaubar bleibt. Muss sie auch, da wir im Grunde ähnlich auf sie blicken, wie ihre Umwelt. Ihre Probleme trägt Autumn tief vergraben in ihrem Inneren, als sie sich mit ihrer Freundin aufmacht, um in New York City einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen. Die Schwierigkeit der Öffnung in einer Welt, die sie ständig zu verletzen droht, spielt sie meisterlich.

  • Verdienter Preis: Silberner Bär - Beste Schauspielerin: Sidney Flanigan

Die besten Filme im Wettbewerb der Berlinale: First Cow

First Cow

Eine Geschichte aus dem Wilden Westen ohne Pferde und Duelle wird in First Cow erzählt. Die feingliedrig ausgebreitete Freundschaft zweier Außenseiter und die beiläufige, präzise Schilderung der Funktionsmechanismen ihrer Umwelt beeindrucken. Und natürlich die Kuh. Regisseurin Kelly Reichardt vereint die minimalistischen Beziehungsstudien aus Certain Women und Old Joy mit der Genre-Rekonstruktion aus Meek's Cutoff. First Cow ist ein zärtlicher Film, der keine großen Gesten braucht, aber große Bilder findet.

  • Verdienter Preis: Silberner Bär - Beste Regie: Kelly Reichardt

Die besten Filme im Wettbewerb der Berlinale: Siberia

Siberia

Bei der Presse kam Abel Ferraras Trip in das innere Siberia nicht gut weg, doch innerhalb eines von eigensinnigen Filmen vollgepackten Wettbewerbs fiel dieser trotzdem auf. Willem Dafoes assoziative Reise durch die biografischen Dramen und Katastrophen seiner Filmfigur (und seines Regisseurs) ist nicht zur Gänze durchschaubar, sie verwirrt und verstört und belustigt. Mit einem starken Hauptdarsteller und einer einfallsreich einfachen Szenerie passieren wir die persönlichen Höllenkreise eines Mannes. Wenn schon Nabelschau, dann bitte richtig tief reinstochern.

  • Verdienter Preis: Silberner Bär – 70. Berlinale

Die besten Filme im Wettbewerb der Berlinale: Undine

Undine

Ein Märchen im Berlin der Gegenwart und eines über das Berlin der Vergangenheit ist Undine, in dem Erinnerung und Neuanfang zelebriert werden. Aus der Wassernixe wird die Historikerin (Paula Beer), aus dem Ritter der Industrietaucher (Franz Rogowski) in dem Film von Christian Petzold. Hyperromantische Momente, denen man sich schwerlich entziehen kann (warum auch?) untermauern und überlagern abstraktere Überlegungen über den Umgang mit den Ruinen der Vergangenheit - in Beziehungen und der großen Geschichte.

  • Verdienter Preis: Silberner Bär - Großer Preis der Jury

Die besten Filme im Wettbewerb der Berlinale: Days

Days

Es war kein herausragender Wettbewerb der Berlinale, aber einer, der herausforderte. Days von Tsai Ming-liang verkörpert möglicherweise den erweiterten Blick der neuen Festivalführung. Den muss die Zukunft erst noch beweisen.

Zwei Männer, zwei Städte, zwei Leben begleitet die Kamera. Es ist ein einsamer Alltag zwischen Kochen und Elektroakupunktur (eine schmerzhafte Szene!), beobachtet in ruhigen Einstellungen. Die soziale Stellung der beiden wird später ebenso bedeutsam sein wie ihr Alleinsein, als sich ihr Alltag zu überschneiden beginnt. Wie das geschieht, kann Herzen zum Explodieren bringen, also seid vorgewarnt: Dieser augenscheinlich kühl beobachtende Film kann tief berühren.

  • Verdienter Preis: Goldener Bär - Bester Film

Auf welche Filme im Programm der Berlinale freut ihr euch?

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