Der letzte Monat des Jahres hat begonnen. Für viele ist es die Zeit von Lebkuchen, Glühwein und Weihnachtsvorbereitungen. Es ist ebenso die Phase eines jeden Jahres, in der etliche Bestenlisten mit den mutmaßlich stärksten Filmen der vergangenen zwölf Monate erscheinen. Und so hat auch Regisseur John Waters, bekannt als "Trash-Papst", bereits wie auch in den vergangenen Jahren seine Top 10 für 2019 bei Artforum veröffentlicht.
Einmal mehr hat der Filmemacher eine bunte Liste vorgelegt, die bekannte wie unbekanntere Werke gleichermaßen berücksichtigt. Mit dabei: Todd Phillips' Comic-Verfilmung Joker.
Joker schließt eine der schillerndsten Bestenlisten des Jahres
Ganz nach vorne schaffte es der DC-Erfolg zwar nicht. Von John Waters als persönliches Highlight genannt zu werden, ist dennoch eine willkommene Erwähnung in einem durchaus starken Filmjahr. An der Spitze thront übrigens der rauschhafte Climax von Gaspar Noé, der dem Begriff "schlechter Trip" eine neue Bedeutung gebe.
John Waters' Top 10 mit Joker:
- 1. Climax von Gaspar Noé
- 2. Jeannette - Die Kindheit der Jeanne d'Arc von Bruno Dumont
- 3. Once Upon a Time ... in Hollywood von Quentin Tarantino
- 4. Border von Ali Abbasi
- 5. Aretha Franklin: Amazing Grace von Sydney Pollack (Regie) und realisiert von Alan Elliott
- 6. Hail Satan? von Penny Lane
- 7. Leid und Herrlichkeit von Pedro Almodóvar
- 8. Der goldene Handschuh von Fatih Akin
- 9. The Souvenir von Joanna Hogg
- 10. Joker von Todd Phillips
In seinem kurzen Text zur Wahl von Joker geht John Waters auf die Kontroverse des Films ein, dem einige Kritiker Verantwortungslosigkeit vorwarfen: "Verantwortungslos? Vielleicht. Gefährlich? Wir werden sehen. Der erste Big-Budget-Hollywoodfilm, der vergnügte Anarchie inspiriert. Bravo, Todd Phillips! Nur du konntest damit ungestraft davonkommen."
Unter die 10 besten Filme in John Waters' Liste hat es mit Fatih Akins Der goldene Handschuh auch ein deutsches Werk geschafft. Nach der Weltpremiere auf der diesjährigen Berlinale löste der Serienkiller-Film ähnlich wie Joker eine Kontroverse aus und spaltete das Publikum stark.
Ausnahmeerscheinung Joker
Unterdessen berücksichtigte auch das bekannte Filmmagazin Sight & Sound , herausgegeben vom British Film Institute (BFI), Joker in seiner Top 50 des Jahres 2019. Hier landete der DC-Film auf Platz 39, während Joanna Hoggs The Souvenir den Spitzenrang holte.
Eines der herausstechendsten Merkmale an Joker ist der Umstand, dass er als eigenständiger und losgelöster Film funktioniert, der darüber hinaus ein krasses Gegenstück zum Bombastkino des Superheldengenres bildet. Düster und schmutzig erzählt er von einer traumatisierten, mental verletzten Figur in Form von Arthur Fleck (Joaquin Phoenix).
Kein Franchise und kein Universum sitzt ihn im Nacken und so funktionierte dieser Joker auch, wenn sein Schauplatz nicht Gotham heißen und sein Titel nicht auf den bekannten DC-Schurken und Batman-Gegenspieler verweisen würde.
Joker könnte der Anstoß eines neuen Comic-Kinos sein. DC-Besitzer Warner Bros. hat seinem alten DC Extended Universe (DCEU) schon seit Längerem den Rücken gekehrt und plant künftig gemeinsam mit dem Comic-Verlag weitere brutale Comicfilme.
Seit dem 10. Oktober 2019 ist Joker in den deutschen Kinos zu sehen. Die Berichten zufolge 55 bis 70 Millionen US-Dollar teure Produktion bringt es aktuell auf ein weltweites Einspielergebnis von knapp 1,05 Milliarden Dollar. Bei den Filmfestspielen von Venedig gewann der Film Anfang September mit dem Goldenen Löwen den Hauptpreis.
Ist Joker für euch auch einer der besten Filme des Jahres?