7 Coen-Momente, die Philipp den Atem nehmen

10.10.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
7 Coen-Momente, die Philipp den Atem nehmen
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Ich kann nicht leugnen, dass die Coen-Brüder zu meinen Lieblingsregisseuren gehören. Sie erzählen nicht nur wunderbare Geschichten, sondern schaffen es auch oft, mir die Kehle zu zuzuschnüren. Sieben solcher Momente möchte ich euch gerne einmal vorstellen.

Wir alle kennen das: Der Filmplot spitzt sich zu, die Spannung steigt und wir wagen es kaum zu atmen, zu groß ist die Gefahr, dass wir auf den Protagonisten im Wandschrank aufmerksam machen. Ich bin mir sicher, wir können alle unzählige solcher Momente aufzählen. Dabei müssen es aber nicht nur nervenzerreißende Situationen sein, sondern oftmals genügt auch eine packende Erzählweise oder ein Twist, den wir so nicht erwartet hätten. Der Nachteil der Wendungen, die die Faszination der Mindgame-Movies ausmachen, ist die einmalige Erfahrungsmöglichkeit. Das Ende von Fight Club, The Game und Oldboy überrascht halt so wirklich nur beim ersten Mal. Dennoch schaffen es Filme, so auch die oben genannten, auch beim erneuten Sehen zu fesseln, einem den Atem zu verschlagen.

In meinen glorreichen Sieben geht es um jene Spannungserzeugung. Den Brüdern Joel Coen und Ethan Coen gelingt es, meist mit sehr subtilen Handlungsdetails große Wirkung zu erzielen. Daher möchte ich euch einmal sieben Momente aus diversen Coen-Filmen vorstellen, bei denen mir die Spucke wegbleibt. Vor Spoilern wird gewarnt.

Das Tankstellen-Dilemma in No Country For Old Men
Anton Chigurh betritt die Tankstelle, möchte ehrlich bezahlen und der Tankwart lediglich ein wenig Konversation betreiben. Doch schon mit der Frage nach dem Wetter, nimmt das Gespräch einen Verlauf an, welches der unschuldige Herr hinter der Theke sicher nicht im Kopf hatte. “What business is it of yours where I’m from…friendo?” Spätestens nach diesem Satz läuft es mir eiskalt den Rücken runter und ich wette, dem Tankstellenbesitzer ebenso. Dass in der Situation gerade etwas falsch läuft, merken wir beide. Zudem weiß ich schon seit Beginn des oscarprämierten Werks No Country for Old Men, dass mit Chigurh nicht zu spaßen ist. Als es dann schließlich ans Münzewerfen geht, ist bei mir Feierabend. Wohl darf man Autor Cormac McCarthy diesen Dialog zugute halten, doch die filmische Umsetzung gelingt den Brüdern und ihrem Ass Javier Bardem eindrucksvoll.

Der Teufel höchstpersönlich in Barton Fink
Das Hotel, in welches Barton Fink (John Turturro) zieht, um sich voll und ganz auf das Drehbuchschreiben zu konzentrieren, kam mir von Anfang an spanisch vor. Nicht nur verursachen die vielen Schuhe, die aber zu keinem Bewohner gehören wollen, Stirnrunzeln, sondern auch Bartons Nachbar ist sonderbar. Dennoch erleben wir Charlie Meadows als sympathischen Unterstützer, bis wir erfahren (Achtung Spoiler!), dass dieser ein gesuchter Serienkiller ist. Es kommt auf dem wie von Geisterhand brennenden Hotelflur zum Showdown zwischen Polizei und Meadows. Die Anspannung, die sich dabei auch auf mich überträgt, lässt selbst das Schlucken des Cops hundertfach verstärkt erscheinen. John Goodman verkörpert Luzifer leibhaftig und zeigt uns allen mit voller Wucht the life of the mind.

Die Moralpredigt in Fargo
Wenn die Brüder Coen in Fargo jenen Punkt erreichen, bei dem Frances McDormand allein mit Peter Stormare im Auto sitzt, haben sie bereits sämtliche witzigen Höhepunkt des Films gezeigt. Vom Ungeschick der Entführung, über das Gespräch mit den Prostituierten bis hin zur legendären Gartenschredder-Szene. Doch als ich Fargo das erste Mal sah, war die Autofahrt kaum zu ertragen, denn ich unterstellte den Coens das schlimmste. Immer wieder behandeln sie im laufenden Film die Schwangerschaft der von Dormand gespielten Polizistin. Zudem erleben wir Peter Stormare als schweigende, absolut unberechenbare Person. Ich zählte also eins und eins zusammen und stellte mich darauf ein, jeden Moment einen brutalen Ausbruch zu erleben. Mit dieser Erwartungen spielen die Regisseure hervorragend und nehmen sich die Zeit, die Spannung aufrecht zu erhalten. Als schließlich die Kolonne an Rettungswagen in der Ferne erschien, traute ich den Brüdern immer noch nicht.

Das Ende in A Serious Man
Die Geschichte von Larry Gopnik hat mich persönlich sehr fasziniert. Ich kann zwar nicht recht greifen, woher diese Begeisterung kommt, doch die Darstellung von Michael Stuhlbarg als A Serious Man ist eindrücklich. Dabei nimmt der Film nie so recht an Fahrt auf. Larry scheint gewöhnlich Probleme zu haben, für die er bei drei verschiedenen Rabbinern Rat sucht. Der Film vermittelt für diese Thematik eine fast gar lahme Stimmung. Doch mit Larrys Entscheidung, das Bestechungsgeld für die bessere Note anzunehmen, steht der Film still. Es baut sich eine Dramatik auf, die nicht nur vom Unheil verkündenden Telefonat, sondern auch von dem sich nähernden Tornado aufgebauscht wird. Plötzlich passiert mehr als den gesamten Film über. Die Gespanntheit steigt. Doch dann: fade to black, Ende, Abspann und die Frage, was zum Henker…?

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