Westworld - Wir blicken auf die 1. Staffel, 8. Folge im Recap

22.11.2016 - 14:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Anthony Hopkins in WestworldHBO/Sky
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Der Soundtrack erreicht in Westworlds 8. Episode neue Höhen. Von ihm unterlegt schart Maeve eine Armee um sich und Bernard verwischt Spuren und wählt das Vergessen. Lest hier das Recap zu Trace Decay.

Wir können uns bei Westworld in Labyrinthen verirren, in Zeitlinien verheddern, uns an der elaboriertesten Ausarbeitung künstlicher Intelligenz erfreuen, die es im fiktionalen Fernsehen je gegeben hat, oder wir betrachten diese Serie als eine Geschichte über Identitäten und ihren Gefängnis-Charakter. Die Westworld, der Park, zeigt den Besuchern, wer sie wirklich sind, das wissen wir seit der ersten Episode. Für den Man in Black (Ed Harris) bedeutet dies die Befreiung von den Lasten eines im Familienleben gescheiterten Unternehmers und Philanthropen, der im Park zum Teufel wird. Sein Begleiter und Host Teddy (James Marsden) will ein Held sein, seine Rolle in dieser Welt ist aber die des Verlierers, wie MiB ihm unverblümt verrät.

Dass wir MiB auf einer früheren Zeitlinie als William (Jimmi Simpson) kennenlernen, ist mittlerweile so gut wie sicher. Unter den Opfern eines mutmaßlichen Wyatt-Überfalls freut er sich über ein bekanntes Gesicht: Die Empfangsdame aus Episode 2, die ihm damals den weißen Hut auswählen ließ, der ihm in der letzten Folge vom Kopf rutschte. „It's you. I figured they retired you. I guess Ford never likes to waste a pretty face.“ Machte „William“ (vorsichtige Anführungszeichen) das Leben mit einer Ehefrau, die sich selbst umbrachte und einer Tochter, die ihm die Schuld dafür gibt, zum Man in Black oder die Westworld? Die hätten ihn jedenfalls nie als den grausamen Mann gekannt, der er hier drin ist und trotzdem verabscheut.

Westworld


Grausamkeit, erkennt der MiB, trotzt den Hosts wahrhaftige Reaktionen ab. Er tötet ein Mädchen vor den Augen ihrer Mutter und spürt die tiefe Verzweiflung. „In all my years coming here, I had never seen anything like it. She was alive, truly alive, if only for a moment“ Eine jede grausame Handlung lässt den MiB vordringen ins Zentrum des Labyrinths, wo ihn Wahrheit erwartet. Es ist eine in einem alten Story-Arc befindliche Maeve (Thandie Newton), die unter der Last des toten Körpers ihrer Tochter auf ein großes in den Wüstensand gemaltes Labyrinth fällt. Der MiB hat ihr eine nicht in den Büchern der Westworld vorgesehene Backstory verpasst.

Die schon immer etwas grimmige Maeve erträgt ihr eintöniges, repetitives Dasein im Hurenhaus in Sweetwater seit dem Kognitions-Update mehr schlecht als recht. Ihr Erinnerungsvermögen ist besser denn je. Ihren Weg zur absoluten Macht manifestiert sie, ganz im Stil großer Herrscher, mit der souveränen Abwehr schwächlicher Widerstandsversuche. Nachdem Sylvester vergeblich versucht, sie zu überlisten und ihre Erinnerung und damit die neue Maeve selbst auszulöschen, sehen wir eine grausame zu allem bereite Königin, die ihre Schergen (Felix und Sylvester) nicht mehr mit Respekt sondern mit Angst kontrolliert.

Now its time to recruit my army.

Nun ist es Zeit, eine Armee zu rekrutieren. Nach einem weiteren Update ist Maeve fähig, das Verhalten anderer Hosts zu beeinflussen und zu steuern, was mit Menschen ja auch schon ganz gut geklappt hat. Unterlegt wird ihr Sprung von der Saloon-Dame erst mit der Bordell-Hymne House oft he Rising Sun  und später mit einer bedrohlich-einfältig klimpernden Piano-Version von Back to Black. Wüsste der Man in Black, welch königliches Monster er mit Maeve erschaffen hat, wäre er wahrscheinlich ganz zufrieden mit sich und dem Wahrhaftigkeitsgehalt der Westworld. Er sucht hier nach einem Ort, in dem Entscheidungen Konsequenzen haben, selbst wenn sie den Tod bedeuten. Selbiges würde zu diesem Zeitpunkt sicher eine neuerliche Begegnung des MiB mit Maeve nach sich ziehen.

Im Gegensatz zu allen anderen leitenden Charakteren der Serie war Dolores (Evan Rachel Wood) immer die gleiche. Sie wird zwischen der Begegnung mit dem jungen William und dem grausamen Man in Black die starken Hosen wieder gegen das unschuldige himmelblaue Kleid eingetauscht haben und den Revolver gegen die Konserve. Maeve will aus der Welt herausbrechen, Dolores findet am Ende ihrer Reise eine Stadt, die als verträumtes Traininigscamp für Hosts und ihre Umgangsformen dient. Sie nennt den Ort ihr Zuhause. Eine weitere vergangene Version von Maeve lernt dort Tanzschritte.

Zu Beginn der Episode sehen wir einen unscharfen Kampf zwischen der Menschen- und der Androiden-Identität. Ford (Anthony Hopkins) zufolge gibt es zwischen diesen Zuständen gar keinen Unterschied. Mit dem kühlsten aller Befehle, mit dem Bernard die Serie einst eröffnete, holt Ford den treuen Diener zurück in seinen Alptraum: "Get yourself back online."

Bernard mag uns echt erschienen sein, er ist jedoch längst nicht so komplex wie die Hosts, deren Hostsein wir uns von Anfang an bewusst waren. Er bleibt selbst nach traumatischen Erlebnissen treuer Diener der Macht, die ihn kontrolliert und die ihm dafür Vergessen in Aussicht stellt. Dem schlauen Bernard genügt die Zufriedenheit des Dummen zum Glück. Beseitigt er die Spuren am Mord von Theresa aus dieser Welt, löscht Ford zur Belohnung die Erinnerung daran aus seinem synthetischen Geist.



Das Vergessenwollen steht im harten Kontrast zu allem, was wir über starke Hosts wissen und Bernard diskutierte die (künstlichen) Erinnerungen an seinen verstorbenen Sohn einst selbst gegenüber Dolores. Er weiß, dass Erinnerungen uns erst zu dem machen, was wir sind, entscheidet sich aber gegen ihr konstituierendes Moment. Auch Maeve sagt, als ihr die Erinnerung an ihre tote Tochter genommen werden soll, den inzwischen von drei Hosts geäußerten Satz: "This pain... it's all I have left of her." Als Bernard gegenüber Stubbs (Luke Hemsworth) wahrheitsgetreu beteuert, die offiziell bei einem Spionage-Akt verunglückte Theresa kaum gekannt zu haben, wirkt erstmals überhaupt ein Host in einer sozialen Situation roboterhaft.

Soon this will all feel like a distant dream.

Dass sich Menschen in ihrer emotionalen Verarbeitung kaum von Hosts unterscheiden, liegt Ford zufolge nicht am komplexen System der Hosts, sondern an der Stumpfheit der Menschen. "Humans fancy that there's something special about the way we perceive the world, and yet we live in loops as tight and as closed as the hosts do, seldom questioning our choices, content, for the most part, to be told what to do next." Dann möchte Bernard wissen, ob er schon zuvor auf Fords Befehl hin getötet hat, was der verneint. Sogleich erinnert Bernard sich für eine halbe Sekunde an den von ihm begangenen Mord an Elsie. Der wahrscheinliche Tod dieser Figur und ihre Erinnerung an ihn wäre schwer zu verkraften, für uns und Bernard, doch womöglich steht Bernard die Evolution einer Maeve ja noch bevor.

Alle Recaps zur 1. Staffel von Westworld:

1. Staffel, 1. Folge - The Original
1. Staffel, 2. Folge - Chestnut
1. Staffel, 3. Folge - The Stray
1. Staffel, 4. Folge - Dissonance Theory
1. Staffel, 5. Folge - Contrapasso
1. Staffel, 6. Folge - The Adversary
1. Staffel, 7. Folge - Trompe L'Oeil

Westworld wird derzeit bei HBO in den USA ausgestrahlt und ist in Deutschland bei Sky Go, Sky On Demand und Sky Ticket  verfügbar. Wir begleiten die 10 Episoden mit wöchentlichen Recaps.

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