Westworld - Wir blicken auf die 1. Staffel, 6. Folge im Recap

08.11.2016 - 11:35 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
WestworldHBO
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Die 6. Episode von Westworld verzichtet erstmals gänzlich auf Dolores. Dafür brennt es vor allem hinter den Kulissen. Lest hier das Recap zu Westworld, The Adversary.

Just another day in Westworld, wo ein Straßenduell mit tödlichem Ausgang zum Aufstehen dazugehört wie morgendliches Vogelzwitschern? Weit gefehlt. Zum Beispiel müssen wir eine ganze Episode ohne William, Logan und vor allem Dolores (Evan Rachel Wood) auskommen. Dafür kommen andere Charaktere wieder mehr zum Zuge und die Affäre zwischen Theresa (Sidse Babett Knudsen) und Bernard (Jeffrey Wright) wird endlich wieder ein Thema. Theresa diagnostiziert einen Interessenkonflikt zwischen ihr, die Qualität kontrollieren und ihm, der Qualität liefern soll. Sie beendet die Sache und bei ihr fühlt sich sowas an wie eine Entlassung. Überdies kriegt Lee Sizemore (Simon Quarterman), der Narrative Director mit dem Noel Gallagher-Charme, mal wieder etwas Bildschirmzeit spendiert und lockert den doch recht steifen Laden ein wenig auf, pisst nach einer Sauftour und Flirt-Action mit Gästen auf das Westworld-Modell: "Looks like acid rain on Sweetwater! Fuck Ford and his new fucking narrative. Fuck this stupid fucking map. Fuck that […] Danish bitch." Kurz darauf zieht sich Sizemore hektisch den Reißverschluss zu, denn die angepisste Theresa steht hinter ihm stellt ihm eine Dame vor, die er noch vom angetrunkenen Anflirten kennt, namentlich Charlotte Hale, ihres Zeichens "executive director of our board." Charlotte (Tessa Thompson) soll sich für den Westworld-Betreiber Delos mal ein wenig umsehen. Alles Randerscheinungen? Nein, das ist natürlich wichtig: Eine Verschwörung innerhalb des Westworld-Backends wird in dieser Episode deutlich ausbuchstabiert.

Bernard und Elsie (Shannon Woodward) nehmen den Industriespionage-Faden wieder auf, wofür bestimmte Hosts gehackt wurden. Wir erinnern uns an den Host, der sich, um Spuren zu verwischen, vor Elsies Nase einen Fels auf den Kopf fallen ließ. Die, Elsies Nase, wittert Ungereimtheiten, in die sie selbige, die Nase, wiederum furchtlos reinsteckt. Die Teile mit Elsie fühlen sich immer an wie eine Veronica Mars-Episode. "I'm an evil genius hiding a relay. Where the fuck do I hide it?" Gemeint ist ein Transmitter, der in einem verlassenen Theater in Sektor 3 versteckt ist. Wer den benutzt hat, ist der Maulwurf. Elsie gelangt zur steifen und festen Behauptung, dass der Handel mit Informationen über Theresa Cullen läuft, was sie Bernard gerade so noch mitteilen kann, just während der natürlich ebenjener Theresa von den Vorkommnissen berichten will, die sich ja kurz darauf Delos-Verstärkung ins Haus geholt hat. Dann, als Personifikation der dunklen Bedrohung (Delos?), wird Elsie von einer schwarzen Gestalt hinterrücks überwältigt.


Apropos schwarze Gestalt. Der Man in Black (Ed Harris) reitet immer noch mit Teddy (James Marsden) durch den Wilden Westen und an seinem Sattel baumelt das auf einen Skalp gemalte Labyrinth. Teddy kennt eine Deutung des Labyrinths, die seine traurige Biographie nachzeichnet: "At the center, there's a legendary man who had been killed over and over again countless times, but always clawed his way back to life. The man returned for the last time and vanquished all his oppressors in a tireless fury." Zu diesem Zeitpunkt können wir uns einen solchen furiosen Teddy noch nicht vorstellen. Später jedoch läuft das Duo Teddys ehemaliger Armee-Einheit in die Arme, die Teddy in seiner Wyatt-Vergangenheit gegen sich aufgebracht hat und die die beiden kurzerhand gefangen nimmt. Aber Teddy, nicht mehr er selbst, mäht das gesamte Regiment mit einem Django-MG nieder. Fords Modifikationen an seiner Hintergrundgeschichte haben Teddy vom romantischen Groschenromanhelden zu einer Kampfmaschine werden lassen. MiBs Kommentar: "Da denkt man, man kennt jemanden…"


Als Konstante in Teddys Motivationsbauplan verbleibt Dolores, die für ihn eine ähnlich symbolische Bedeutung hat wie für MiB das Labyrinth. Jenes Labyrinth entdeckt Ford in einem kleinen Dorf eingeritzt auf einem Tisch. Er erinnert sich, schlägt die Zeichnung in einem alten Notizbuch nach und findet sie zwischen Bauplänen und Porträts des ältesten Hosts überhaupt: Dolores.

Was uns an Erleuchtungsmomenten mit Dolores fehlt, wird von Maeve wettgemacht, die die letzten Woche ohnehin der interessantere Host war. "Wo waren wir?", fragt sie uns und den Ingenieur Felix, nachdem sie sich von einem Gast hat töten bzw. die synthetische Kehle malträtieren lassen, was sie wieder auf einem Behandlungstisch aufwachen lässt, dort also, wo die letzte Episode endete, als Maeve und Felix ein paar Dinge zu besprechen hatten, was sie jetzt nachholen.

Maeve kriegt dabei jedoch mehr Antworten als ihr zunächst lieb ist. Etwa, dass ihr selbst ihre Störrigkeit, ihr liebstes Charaktermerkmal, einprogrammiert ist. "Nobody makes me do something I don't want to, sweetheart."- "Yeah, but ... it's part of your character. You're hard to get." Und darauf folgt eine Szene, wie ich sie mir schon lange von dieser Serie erhofft habe. In einem erweiterten Turing-Test wird Maeve mit der Grammatik ihrer Programmierung konfrontiert. Da sie die Künstlichkeit ihres Geistes nicht einsehen will, führt Felix ihr die Berechenbarkeit ihres Wesens und ihres Denkens vor. Weil das in seiner Konsequenz schwer zu ertragen ist, schaltet Maeve einfach ab, was wiederum ziemlich menschlich ist, denn das hat der Ingenieur nicht kommen sehen.

Danach will Maeve alles sehen, was bedeutet, dass auch wir etwas mehr sehen. Die Expedition durch die schmutzigen Hallen mit schlaffen an den Wänden der Kabinen lehnenden Körpern weckt unbehagliche Holocaust- und Schlachthaus-Assoziationen. Blut wird mit Schläuchen von Schaufenstern gespült, es herrscht ein geschäftiger Umgang mit Körpern und Totem, das mal am Leben war. Die muskulösen wie Mercedes-Sterne aufgebahrten Halbgötter werden an diesen Ringen abgehangen, nur fließt dort das Blut nicht aus ihnen heraus, sondern in sie hinein, ein Werbefilm flimmert über einen Bildschirm und zeigt Maeves Träume. All das sieht Maeve und es ist unfassbar traurig, sie dabei zu beobachten.

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Danach geht die Entwicklung vom Schock zur Akzeptanz, ein Produkt zu sein, etwas schnell. Als der zweite dusselige Ingenieur droht, Felix anzuschwärzen, hält Maeve die beiden in Schach und lässt sie Verbesserungen an sich durchführen, verlangt etwa eine erhöhte Wahrnehmungsgabe. Thandie Newton verbringt einen Großteil dieser Episode zwar nackt, ihr Charakter hat in den meisten Szenen aber die Hosen an. Beim Tunen bemerken die Ingenieure, dass bereits jemand an Maeve rumgebastelt hat. Nach allem, was wir und Elsie wissen, war das wohl derselbe, der die Hosts gehackt hat. Was das jetzt alles zu bedeuten hat, was mit Elsie passiert und ob Maeve folgerichtig zur Königin der Westworld aufsteigt, werden wir nächste Woche erfahren.

Alle Recaps zur 1. Staffel von Westworld:

1. Staffel, 1. Folge - The Original
1. Staffel, 2. Folge - Chestnut
1. Staffel, 3. Folge - The Stray
1. Staffel, 4. Folge - Dissonance Theory
1. Staffel, 5. Folge - Contrapasso

Westworld wird derzeit bei HBO in den USA ausgestrahlt und ist in Deutschland bei Sky Go, Sky On Demand und Sky Ticket  verfügbar. Wir begleiten die 10 Episoden mit wöchentlichen Recaps.

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