The Walking Dead - Wir schauen Staffel 6, Folge Start to Finish

01.12.2015 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Deanna (Tovah Feldshuh)AMC
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Nach acht Episoden geht die 6. Staffel von The Walking Dead in die Winterpause. Doch kann das Mid-Season-Finale die bisher angestaute Spannung adäquat entladen, bevor im nächsten Jahr ein neues Kapitel der Zombie-Apokalypse aufgeschlagen wird?

Als vor acht Wochen The Walking Dead in die 6. Staffel startete, konnte noch niemand die verheerenden Auswirkungen der Auftaktfolge erahnen, denn in First Time Again schien Ricks (Andrew Lincoln) Plan ein machbarer zu sein. Um dem Worst-Case-Szenario vorzubeugen, sollte eine gigantische Beißer-Herde von Alexandria weggelockt werden. Acht Episoden später kann jedoch guten Gewissens behauptet werden, dass sich das Worst-Case-Szenario trotz jeglicher Bemühung nicht vermeiden ließ.

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Egal, wie überlegt oder unüberlegt Ricks Unternehmung war: In Start to Finish bekommt er die bitteren Folgen am eigenen Leib zu spüren, denn eine Laune der Natur sorgt dafür, dass die Untoten die Safe Zone einfach überrennen, wie es der Cliffhanger vergangene Woche bereits angedeutet hat.

I don't trust you, but I never thought you were lying.

Bevor das Mid-Season-Finale den Alexandria-Arc endgültig abschließt, herrscht unheimliche Normalität - zumindest in Sams (Major Dodson) Kinderzimmer. Jessies (Alexandra Breckenridge) Sohn versteckt sich weiterhin aus Angst vor den toten wie lebendigen Monstern und beschäftigt sich mit Buntstiften und weißem Papier, während im Hintergrund der Plattenspieler mit einer Aufnahme von Nick Lucas' Tip Toe Thru The Tulips für unbeschwerte Stimmung sorgt. Doch der Schein trügt: Auch hier ist die Welt alles andere als in Ordnung. Die Zeichnungen, die Sam anfertigt, weisen offensichtliche Spuren eines Traumas auf, das mitunter aus Carols drohenden Worten resultiert. Darüber hinaus dringt Ungeziefer durch einen Schlitz im Fenster in die warme Stube und fällt über einen Teller mit Essensresten her - früher oder später holt sich die Natur alles.

Nachdem der Wall von Alexandria gebrochen ist, können die Figuren nur noch um ihr Leben laufen.

Parallel zu diesem gruseligen Opening stürzt Alexandrias Wall in sich zusammen und die träge Meute überschwemmt das Gelände. Rette sich wer kann! Unaufhaltsam drängen die Massen ins abgesperrte Areal und wenngleich Rick und ein paar andere bemüht sind, wertvolle Munition in gezielte Treffer zu verwandeln, entpuppt sich jegliche Anstrengung als umsonst. Kaum scheidet einer der lebenden Toten tatsächlich aus dem Leben, nimmt sofort ein anderer der modernden Zeitgenossen seinen Platz an vorderster Front ein und sorgt dafür, dass die lawinenartige Strömung kein Ende nimmt. Panisch flüchten die Menschen in ihre Häuser, wenn sie nicht vor Schreck wie angewurzelt stehenbleiben. So entkommt beispielsweise Eugene (Josh McDermitt) nur dank Rositas (Christian Serratos) Initiative dem sicheren Tod. Auch Maggie (Lauren Cohan) befindet sich auf dünnem Eis, als sie die nächste Anhöhe mit rettender Aussicht zu erklimmen versucht.

Kurz darauf gelingt es Rick mit Carl (Chandler Riggs) und Judith in Jessies Haus zu flüchten. Mit dabei sind neben der Hausbesitzerin auch ihr ältester Sohn Ron (Austin Abrams) sowie Michonne (Danai Gurira), Gabriel (Seth Gilliam) und die schwer verletzte Deanna (Tovah Feldshuh). Geschickt vermischt sich in Michael E. Satrazemis Inszenierung der Geschrei von Baby Judith mit den - mittlerweile schaurig in verlangsamter Geschwindigkeit verzerrten - Klängen des Plattenspielers, der unermüdlich Nick Lucas' Stimme zum Besten gibt. Während die Untoten das Haus umringen, eskaliert die Situation zwischen Carl und Ron, bleibt letzten Endes allerdings ungeklärt, da beide Jungs einsehen, dass es momentan wichtigere Dinge zu erledigen gibt, als sich gegenseitig umzubringen. Trotzdem lässt es sich Ricks Sprössling nicht nehmen, seinen Standpunkt gegenüber Ron gleichermaßen deutlich wie treffend zu formulieren: "My dad killed your dad, but you need to know something. Your dad was an asshole."

Michonne (Danai Gurira) mit ihrem Katana.

In der Zwischenzeit können sich auch Carol (Melissa McBride) und Morgan (Lennie James) in Sicherheit bringen - und kriegen sich kurz darauf in die Haare. Ausschlaggebend dafür ist der Wolve, den Morgen in seinem Keller gefangen hält, um ihn nicht töten zu müssen. Wo Carol eine konsequente wie radikale Meinung vertritt, die sich am ehesten mit der von Rick deckt, beharrt Morgan darauf, den Mörder am Leben zu lassen, da für ihn nach wie vor die Hoffnung besteht, dass sich der Mensch verändern kann. "You don’t need the knife. We can talk. We can be better than them." Morgan versucht Carol von seiner Sache zu überzeugen, kassiert allerdings bloß ein "We are better than them", woraufhin er Folgendes antwortet: "Not if we kill." Für den Bruchteil einer Sekunde könnte der Zuschauer meinen, einen zögernden Blick in Carols zornigen Augen zu erkennen. Doch ziemlich schnell und entschieden entgegnet sie ihrem Gegenüber "They made us kill" und weicht damit keinen Deut von ihrer Position ab.

Dann geht alles ganz schnell: Carol will den Wolve töten, wird aber von Morgan k. o. geschlagen, der wiederum von seinem eigenen Gefangenen ausgeknockt wird. Die Ironie des Schicksals bekräftigt Carols Einstellung. Das Opfer der Situation ist jedoch jemand anderes, nämlich Denise (Merritt Wever), die fortan als Geisel des Übeltäters fungiert, der sich dadurch gegen Tara (Alanna Masterson), Rosita und Eugene durchsetzen und entkommen kann. Entkommen - das steht auch an oberster Stelle von Ricks Prioritätenliste. In Gedanken an die Anfänge der Zombie-Apokalypse bedient er sich eines alten Tricks: Die versammelte Mannschaft behängt sich mit den Inneren zweier Beißer, um so unerkannt das Gebäude zu verlassen. Zuvor ereignet sich noch der Abschied von Deanna, denn diese würde den Zombie-Gang aufgrund ihrer Bisswunde und anderweitigen Verletzungen nicht überleben.

Glenn (Steven Yeun) und Enid (Katelyn Nacon) betrachten das Geschehen von außerhalb.

Sowohl Rick als auch Michonne pflegen ein letztes Wort mit der einstigen Chefin von Alexandria. Was im Fall von Michonne belanglos bis versöhnlich ausfällt ("Thank you." - "For what?" - "For believing."), nimmt bei Rick handfeste Form an, als Deanna ein letztes emotionales Geständnis macht, um den Fortbestand der Gemeinschaft zu sichern ("I didn't run over to help you out there because I like you... or because I think you're a good man, a good father... or that you can grow one hell of a beard. I ran over to help because you are one of us."). Denn fortan ist Rick für alle Überlebenden verantwortlich, sowohl die seiner Gruppe als auch die aus Alexandria. Nach diesen letzten Worten wagen sich Rick und Co. in die Beißer-Menge, die mittlerweile die vermeintlich sichere Siedlung komplett überrannt hat. Gemeinsam fassen sie sich an den Händen, bilden eine Kette und halten den Atem an. Und dann ertönt auf einmal Sams Stimme, der immer lauter werdend nach seiner Mutter ruft.

Was sich auf dem Papier nach purer Gänsehaut anhört, funktioniert im Mid-Season-Finale leider nur bedingt - zu unvollständig wirkt die Geschichte an diesem Punkt. Selbst wenn Alexandria fortan der Vergangenheit angehört, verpasst Drehbuchautor Matthew Negrete die Chance, die zwischenmenschlichen Konflikte auf die nächste Stufe zu bringen und lässt den Status quo zwischen den Figuren unverändert. Folglich bleibt sowohl eine kleine Rangelei, wie die zwischen Carl und Ron, als auch eine elementare Grundsatzdiskussion, wie die zwischen Rick/Carol und Morgan, ungeklärte Last, die sich in die nächsten acht Episoden verschleppt. Ein unverdienter Cliffhanger: Das Ende ist gerade deswegen so unbefriedigend, weil viele dieser Auseinandersetzungen sehr schön in den letzten Wochen vorbereitet wurden und sich zudem ausgezeichnet mit dem narrativen Rahmen der bisherigen Runde vertragen haben. Die Frage ist nur, warum sich niemand traut, eine Dialogzeile zu schreiben, die wirklich etwas verändert.

Der Trost bleibt dafür in der Post-Credits-Scene der Episode versteckt: Im letzten Atemzug kündigt das Mid-Season-Finale die lang erwartete Ankunft von Negan (Jeffrey Dean Morgan) im TV-Universum von The Walking Dead an. Und das ist - vor allem bei dieser traumhaften Besetzung - definitiv ein Grund zur Vorfreude!

Was bisher geschah:

The Walking Dead, Staffel 6, Folge 1: First Time Again
The Walking Dead, Staffel 6, Folge 2: JSS
The Walking Dead, Staffel 6, Folge 3: Thank You
The Walking Dead, Staffel 6, Folge 4: Here's Not Here
The Walking Dead, Staffel 6, Folge 5: Now
The Walking Dead, Staffel 6, Folge 6: Alway Accountable
The Walking Dead, Staffel 6, Folge 7: Heads Up

Die sechste Staffel von The Walking Dead läuft in Deutschland beim Pay-TV-Sender FOX .

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