Steven Spielberg und George Lucas haben vor 10 Jahren eine Katastrophe vorausgesagt und jetzt spricht viel dafür, dass sie recht haben

19.07.2023 - 15:20 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Transformers: Aufstieg der Bestien
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Von Indiana Jones über Transformers bis zu Marvel und DC: Ein Blockbuster nach dem anderen floppt an den Kinokassen. Genau das haben Steven Spielberg und George Lucas vor 10 Jahren prophezeit.

In Hollywood kennt sich vermutlich niemand besser mit Blockbustern aus als Steven Spielberg und George Lucas. Mit ihrem Schaffen haben die Filmemacher das Blockbuster-Kino geprägt. Ob der Der weiße Hai (1975, Spielberg) oder Krieg der Sterne (1977, Lucas): Für beide Filme stand das Publikum damals wortwörtlich um ganze Häuserblöcke Schlange.

Vor zehn Jahren haben Spielberg und Lucas einen Blick in die Zukunft gewagt und eine düstere Voraussage getroffen: die Implosion des Blockbuster-Kinos. Zahlreiche Filme würden für Budgets im dreistelligen Millionenbereich gedreht werden. Am Ende würden sich aber nur ein paar wenige an den Kinokassen durchsetzen. Der Rest würde floppen, befürchteten sie.

Mit dem aktuellen Kinosommer scheint sich ihre Prophezeiung zu bewahrheiten. Wenn ein Studio nicht gerade einen Eventfilm à la Top Gun: Maverick oder Avatar: The Way of Water am Start hat, ist der Erfolg eines Blockbusters alles andere als sicher – selbst wenn er auf einer beliebten Marke wie Marvel oder DC basiert.

Doch was genau haben Spielberg und Lucas gesagt?

Wenn Steven Spielberg und George Lucas recht haben, gibt es irgendwann nur noch Avatar

Wie der Hollywood Reporter  festhält, hat Spielberg die gegenwärtige Krise des Blockbuster-Kinos bereits 2013 präzise analysiert.

Irgendwann wird es zu einer Implosion kommen [...], bei der drei oder vier oder vielleicht sogar ein halbes Dutzend dieser Mega-Budget-Filme eine Bruchlandung hinlegen, und das wird das ganze Paradigma verändern.

Damit einhergehend, so Spielberg, würde sich auch der Preis für eine Kinokarte verändern: 25 Dollar für den Eventfilm, 7 Dollar für den Rest. Ganz so drastisch geht die Schere zwar noch nicht auseinander, aber die Tendenz ist definitiv vorhanden. Kinos locken mit Premiumsitzen und anderem Luxus, den das Heimkino nicht liefert. Wenn ihr im Dezember ein Ticket für Avatar: The Way of Water in IMAX 3D gelöst habt, dürftet ihr ziemlich nahe an Spielbergs 25 Dollar gekommen sein. Vielleicht sogar darüber.

Was kommt danach? Lucas zog als Vergleich das Broadway-Modell heran. Sprich: Nur noch eine Handvoll großer Filme werden veröffentlicht. Diese bleiben dafür umso länger im Kino und verlangen dem Publikum astronomische Summen ab. Sollte Lucas recht behalten, zahlt ihr womöglich 250 Dollar, wenn Avatar 5 im Dezember 2031 als einer von nur vier oder fünf Blockbustern bzw. Eventfilmen ins Kino kommt.

Das aktuelle Kinojahr hat 5 Blockbuster-Erfolge und 9 Box-Office-Enttäuschungen hervorgebracht

Noch sind wir ein ganzes Stück von dieser Prognose entfernt. Ein Blick auf die bisherigen Blockbuster des Jahres zeigt aber, dass wir uns direkt darauf zubewegen.

Richtig erfolgreich waren nur fünf Hollywood-Filme:

Die finanziellen Enttäuschungen sind in der Überzahl:

Aber Moment, wie kann es sein, dass Fast & Furious 10 mit 723 (!) Millionen Dollar kein richtiger Erfolg ist? Der entscheidende Punkt ist das gewaltige Budget von 340 Millionen Dollar. Schon 2013 merkte Lucas an, dass die Produktionskosten von Filmen immer teurer werden – so teuer, dass es schwerer wird, die Gewinnschwelle zu erreichen. Das führt uns zu folgender Frage: Ab wann genau ist ein Film wirklich erfolgreich?

Die grobe Regel ist, dass ein Film das Zwei- bis Dreifache seines Budgets einspielen muss, um als Erfolg zu gelten. Auf das Budget kommt meist eine ähnlich hohe Summe an Marketingkosten. Zudem verdienen Hollywood-Studios beim internationalen Vertrieb nur anteilig mit, ganz zu schweigen von dem Geld, das sie sich mit den Kinos teilen müssen, und den Boni, die an Stars gehen. Viel bleibt da bei Fast & Furious 10 nicht übrig.

Der Blockbuster als Tentpole ist offenbar in Gefahr.

Hollywood verliert den Blockbuster als stabile Zeltstange und Eventfilme werden das Kino nicht retten

Als Tentpole versteht man einen Film, in den ein Studio sehr viel investiert – mit der Erwartung, dass er das Kinojahr für das Studio entscheidet. Dieser Film ist quasi die Stange, die das Zelt für alle anderen Produktionen hochhält und dadurch kleinere Filme ermöglicht. Die Zeltstange reicht inzwischen jedoch nicht einmal mehr für den Hauptfilm aus. Und das einst zuverlässige Mid-Budget-Kino existiert so gut wie nicht mehr.

Ein Hauptfilm, also ein klassischer Blockbuster, muss nun zum Event werden, damit er das Studio durchs nächste Jahr bringt, was zum Beispiel erklärt, warum Deadpool 3 nicht einfach nur die Deadpool-Geschichte fortsetzt, sondern auch Hugh Jackman als Wolverine und Jennifer Garner als Elektra zurückbringt. Ein Event, das – zumindest in der Theorie – etwas verspricht, das wir so noch nie gesehen haben.

Wie lange kann sich Hollywood an Nostalgie-Events festklammern? Irgendwann haben wir alle Ecken des Multiversums entdeck und alle Erinnerungstöpfe ausgeschöpft.

Indiana Jones beweist: Das von Spielberg und Lucas geschaffene Blockbuster-Kino liegt im Sterben

Indiana Jones und das Rad des Schicksals hätte einer der größten Filme des Jahres werden können. Es ist ironisch, dass ausgerechnet die von Spielberg und Lucas ins Leben gerufenen Filmreihe, die lange Zeit das perfekte Sinnbild eines Blockbusters war, exakt eine der Bruchlandungen hinlegt, die Spielberg vor zehn Jahren vorhergesagt hat.

Der Box-Office-Analyst Scott Mendelson zieht aus der derzeitigen Blockbuster-Situation einen klaren Schluss.

Wie wir bei Transformers, The Flash und jetzt Indiana Jones gesehen haben, die alle vermutlich keine 400 Millionen Dollar einspielen werden, scheitern die Franchise-Fortsetzungen, die weniger vom Wunsch des Publikums als vielmehr vom Wunsch des Studios/Aktionärs motiviert sind, insbesondere bei himmelhohen Budgets.
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Wo James Gunn beim Guardians-Finale deutlich machte, was für sein Marvel-Team auf dem Spiel steht und damit die Massen ins Kino lockte, existiert Indiana Jones und das Rad des Schicksals nur, weil Indiana Jones als Franchise existiert. Der Ford-Abschied wirkt für viele Kinogänger:innen wie ein Déjà-vu – hatte sich Indy nicht schon 2008 in Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels verabschiedet?

Wir sehen ein Blockbuster-Kino, das in der Wiederholungsschleife gefangen ist. Mit jedem Zyklus wird es blasser und schwächer, sodass Spielbergs und Lucas' Prophezeiung irgendwann wohl wahr werden muss. Wenn der Zyklus nicht durchbrochen wird.

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