Star Wars 9: J.J. Abrams hat die Skywalker-Saga ruiniert

29.12.2019 - 10:24 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Star Wars 9: Der Aufstieg SkywalkersDisney/Paramount
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Als Regisseur  und Co-Autor von Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers vermeidet J.J. Abrams jedes Risiko. Dem großen Finale der Saga wird diese Vorsicht zum Verhängnis.

Seit ich den ersten Trailer zu Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers gesehen habe, war ich skeptisch, ob mich das Finale der Saga zufriedenstellen würde. Auch wenn mich die Rückkehr von Ian McDiarmid als Imperator in meiner Überraschung erstmal euphorisierte, spürte ich tief in mir drin, dass Episode 9 ein Fehlschlag werden würde. Denn ich wusste: J.J. Abrams würde wieder Regie führen.

Viele von euch werden sich fragen, was daran das Problem sein soll. Schließlich ist Star Wars 7, den Abrams zuvor inszenierte, bei den meisten Fans gut angekommen. Doch für mich war er lange der schlechteste Film der Saga, so lange eben, bis Episode 9 kam. Denn obwohl einzelne Elemente wie die letzte Szene oder der Umgang mit Poe sehr gut gelungen sind, ist Der Aufstieg Skywalkers mindestens genauso generisch, unkreativ und anbiedernd wie der Auftakt der Trilogie.

J.J. Abrams hat Star Wars 9 schon vor Jahren in den Sand gesetzt

Um zu erklären, warum mich Star Wars 9 so enttäuscht hat, muss ich erstmal auf den Ursprung vieler Probleme des Films eingehen. Die liegen nämlich schon in Episode 7. Mit Das Erwachen der Macht schien J.J. Abrams nichts falsch machen zu wollen. Die Prequels von George Lucas wurden damals regelrecht gehasst und es wirkte, als wolle der Lost-Co-Schöpfer die Wut der Star Wars-Fans nicht erneut heraufbeschwören.

Star Wars 7: Das Erwachen der Macht

Es ist verständlich. Doch leider hat das wohl dafür gesorgt, dass er sich zu sehr an der Original-Trilogie orientierte. Zwar hat Episode 7 seine Stärken, wie die spannenden neuen Charaktere rund um Rey (Daisy Ridley) und Kylo Ren (Adam Driver), und J.J. Abrams schaffte es, das Aussehen und das Gefühl von Star Wars in die nächste Generation zu bringen. Doch die Handlung des Films ist verzweifelt uninspiriert.

J.J. Abrams hat das Potential von Star Wars 7 nicht genutzt

Nach dem Fall des Imperiums und dem Sieg der Rebellen in Die Rückkehr der Jedi-Ritter hätte es etliche Möglichkeiten gegeben, die Geschichte der Galaxis auf interessante und logische Weise fortzusetzen. Ein Machtvakuum war entstanden, das gefüllt werden musste.

Star Wars 6: Die Rückkehr der Jedi-Ritter

Der Tod des Imperators hätte zum Beispiel etliche zuvor unterdrückte Fraktionen hervorlocken können, um die Herrschaft für sich zu beanspruchen, während die einstigen Rebellen versucht hätten, eine neue demokratische Republik aufzubauen. Ein neuer Krieg hätte daraufhin ausbrechen können und Luke und Leia hätten gemerkt, dass der Frieden in der Galaxis nicht so einfach herzustellen ist. Ein Konflikt zwischen vielen verschiedenen Fronten wäre eine neue spannende Richtung für das Franchise gewesen.

Das ist nur eine von vielen möglichen Varianten, wie Star Wars hätte weitergehen können. Doch J.J. Abrams entschied sich für eine einfallslose Lösung, die im Gesamtkontext der vorherigen Filme auch wenig Sinn ergab.

Star Wars 7 ist ein uninspirierter und unlogischer Film

In Star Wars 7 kehrt das Imperium einfach zurück. Klar, es heißt jetzt Erste Ordnung, die Helme der Sturmtruppler sehen anders aus und die Starkiller-Basis ist technisch gesehen kein Todesstern, aber mal ehrlich: Wie einfallslos ist das denn? Das schlimmste an der Ausgangslage von Das Erwachen der Macht ist nicht mal die Ideenlosigkeit, sondern die fehlende Erklärung dafür, wie sie überhaupt zustande kam.

Star Wars 7: Das Erwachen der Macht

Immerhin hat die Erste Ordnung eine unfassbare Menge an Ressourcen und Mitglieder. Wo kommen die so plötzlich her? Da können die Helden noch so sympathisch und gut gespielt sein, Kylo Ren noch so faszinierend und BB-8 noch so süß sein. Wenn die Welt um diese Figuren herum wirkt wie ein schlechter Witz, lässt sich auch kein ernstzunehmender Konflikt heraufbeschwören.

J.J. Abrams hat bei all dem nostalgischen Klammern an die Vorbilder übersehen, dass er die politische Ausgangslage von Episode 4 nicht einfach kopieren kann. Es gibt schließlich eine ganze Trilogie, die erklärt, wie Palpatine an die Macht kam. Die drei Filme vor Episode 7 endeten aber mit einem Triumph für die Rebellen. Dass die Erste Ordnung in den Sequels so mächtig ist, wirkt inkonsequent. Stellt euch mal vor, in Die Rache der Sith hätten die Jedi gewonnen und im nächsten Teil wären trotzdem alle tot.

Rian Johnson trägt nicht die Schuld am Star Wars-Debakel

Rian Johnson hat mit Star Wars 8 danach zwar den interessantesten und besten Teil der neuen Star Wars-Trilogie geschaffen, doch auch er konnte das Scheitern der Trilogie nicht verhindern. Abrams' Nachfolger war so darauf konzentriert, einen für sich allein stehenden, guten Film zu machen, dass er keine Rücksicht auf den Vorgänger und Nachfolger nahm. Das lässt sich kritisieren, doch hätte Abrams einen nicht ganz so uninspirierten Auftakt hinterlassen, hätte Johnson auch nicht so drastische Maßnahmen ergreifen müssen.

Star Wars 8: Die letzten Jedi

Die letzten Jedi hatte den Höhepunkt der Trilogie bereits vorweggenommen. Kylo Ren hat Snoke beseitigt wie Darth Vader einst den Imperator in Episode 6, allerdings einen Film zu früh. Die Parallelität der Handlungen der beiden Trilogien wurde aufgehoben. Mit Kylo Ren als einzig verbliebenen Bösewicht nahm die Geschichte eine überraschende und spannende Wendung.

Eine schwierige Ausgangssituation, die ein mutiger und fähiger Autor doch noch zu einen vernünftigen Abschluss hätte bringen können. Aber J.J. Abrams, der das Drehbuch mit Chris Terrio verfasst hat, war genau der falsche für diesen Job.

Star Wars 9 schadet der gesamten Skywalker-Saga

Statt nach vorne zu blicken, bedient sich der Star Wars 9-Regisseur mal wieder an Altbekanntem und holt den schon angemoderten Palpatine aus der Mottenkiste. Dass er damit erneut seinen mangelnden Einfallsreichtum zur Schau stellt, ist dabei noch das geringste Problem. Denn mit dem Überleben des Imperators verliert auch das große Finale von Die Rückkehr der Jedi-Ritter an Bedeutung.

Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers

Die Prophezeiung, dass Anakin die Sith vernichten würde, erfüllt sich nur dadurch, dass sich Darth Vader opfert, um Palpatine zu töten. Seit Star Wars 9 hat dieser Moment einen fahlen Beigeschmack. Wir wissen jetzt, dass der Imperator überlebt. Dieses Wissen wird unsere Wahrnehmung der Szene für immer verändern. J.J. Abrams hätte wenigstens den Anstand haben können, die Rückkehr des Sith-Lords vernünftig zu begründen, doch er versucht es nicht einmal.

Von Anfang an stellte Abrams die Sequel-Trilogie auf ein problematisches Fundament. Doch mit Star Wars 9 und dem aus dem Hut gezauberten Imperator schaffte er es sogar, die gesamte Skywalker-Saga nachträglich zu verschlechtern. J.J. Abrams ging immer auf die vermeintliche Nummer sicher. Letztlich hat er der weit entfernten Galaxis damit mehr geschadet, als genutzt.

Was haltet ihr von J.J. Abrams als Star Wars-Regisseur?

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