Seth MacFarlane und die neuen Oscar-Pfade

04.10.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Seth MacFarlane, die Host-Hoffnung
Comedy Central/AMPAS/moviepilot
Seth MacFarlane, die Host-Hoffnung
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Um mit alten, nicht mehr zeitgemäßen Ritualen aufzuräumen, bedarf es einer Menge Mut. Die Oscar-Verleihung stand bisher nicht dafür, besonders mutig zu sein. Das könnte sich nun lobenswerterweise ändern.

Ganz klar, die schreckliche Nachricht von Dirk Bachs Tod überschattete die letzten Tage. Überraschend ist der Komiker mit gerade einmal 51 Jahren verstorben. Das ist sehr traurig, nicht nur für seine Freunde und Angehörigen, sondern auch für die komplette Fernsehlandschaft, der von nun an ein Paradiesvogel sondergleichen fehlt. Bei all der Trauer ging eine News jedoch beinahe unter, die einen aus dem Tief zu ziehen vermag: Vor wenigen Tagen wurde bekannt gegeben, dass Seth MacFarlane Oscar Host sein wird! Diese Ankündigung konntet ihr bereits auf moviepilot lesen, also weswegen noch einmal ein gesondertes Lob? Ganz einfach, weil hier endlich mal wieder Mut bewiesen wurde!

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Neue Zeiten, frischer Wind
Schon die vergangene Oscar-Verleihung sollte mit den verkrusteten Strukturen des Zeremoniells aufräumen. Eddie Murphy sollte als Gastgeber neuen Schwung in die etwas angestaubt wirkende Show bringen. Dass das nichts wurde, lag an Produzent Brett Ratner, der sich mit wenig bedachten Aussagen disqualifiziert hatte und seinen Platz räumen musste. Sein Kumpel Eddie Murphy stand ihm bei und gab seinen Job als Host auf. Als Ersatz für den einstmals schwer erfolgreichen Komiker sprang Oscar-Gastgeber-Veteran Billy Crystal ein. Es kam, wie es kommen musste: Die Verleihung war zwar nett, aber eben nur das. Es fehlte das Neue, das Aufregende, es war wie beinahe immer – und das wollten viele Leute einfach nicht mehr sehen. Dass die Zeiten und Sehgewohnheiten sich geändert hatten, erkannten die Macher der weltweit größten Filmpreisverleihung schon vor geraumer Zeit. Frischer sollte die Show werden, weniger steif und vorhersehbar. Experimente mit verschiedenen Gastgebern wurden durchgeführt – mit unterschiedlichem Erfolg. Hugh Jackman machte seine Sache ziemlich gut, das Duo Anne Hathaway und James Franco hingegen weniger. Zwischendurch wurde mit Steve Martin und Alec Baldwin auch mal auf die alte Garde zurückgegriffen, was sich zwar nicht als Fehler herausstellte, aber auch keinen Fortschritt bedeutetet.

Chance und Risiko
Nun also Seth MacFarlane. Er steht für eine neue Generation von Film- und Fernsehmachern, gilt als Spitzbube mit Hang zu ungewöhnlichen und auch mal relativ geschmacklosen Witzen, was er mit den Serien Family Guy und American Dad sowie seinem ersten Kinofilm Ted deutlich gezeigt hat. Dass er dreimal – überaus witzig, sympathisch und schlagfertig – den Comedy Central Roast moderiert hat, verstärkt nur noch das Bild von ihm und seinem Humor. Ihn als Host für die Oscar-Zeremonie auszuwählen, verdient aufgrund des dazu notwendigen Muts ein dickes Lob. Nicht dass Seth MacFarlane ein unangenehmer Prolet wäre, der sich nicht zu benehmen weiß, aber wenn ihm als Gastgeber halbwegs freie Hand gelassen wird, dann besteht die große Chance, dass die Verleihung einen völlig neuen Anstrich bekommt. Es könnte eine Show der Zoten und des Hintersinns werden, eine Gala der Schenkelklopfer und der Kurzweil – oder aber auch ein gnadenloser Reinfall.

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Mehr Mut
Mit einem Gastgeber wie Billy Crystal oder Steve Martin ist das Risiko wesentlich überschaubarer, denn solche Leute liefern konstant gleichbleibende Qualität ab. Diese gleichbleibende, recht überraschungsarme Art der Moderation bietet aber auch keine Chance, überragenden Erfolg zu haben. Nur wer wagt, gewinnt – zumindest meistens… oder auch nur manchmal. Überhaupt keine Veränderung ist jedoch gleichbedeutend mit Stagnation. Diese Erkenntnis ist schon vor einiger Zeit bis zu den Machern hinter den Academy Awards vorgedrungen. Sich für Seth MacFarlane zu entscheiden, ist auf jeden Fall ein großer Schritt weg von ausgetretenen Pfaden. Ob letztlich das dabei herauskommt, was viele sich erhoffen, steht auf einem anderen Blatt. Aber alleine der Mut, auf einen solchen Mann als Host zu setzen, ist aller Ehren wert. Dafür gibt es jetzt schon ein dickes Lob.

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