Das Volk gegen ... die Coen-Brüder

29.03.2011 - 16:50 Uhr
Stehen vor dem Filmgericht: Ethan und Joel Coen
Rita Molnár
Stehen vor dem Filmgericht: Ethan und Joel Coen
Wir lieben die Stars, aber manchmal gehen sie einfach zu weit. Dann bringen Entschuldigungen nichts mehr, dann gibt es nur noch eines: die schnelle Verurteilung. Heute stehen die Coen-Brüder vor dem Filmgericht. Ihre schreckliche Tat: The Ladykillers.

Sie sind bekannt als geniale Erzähler schräger Geschichten, die es schaffen, sich abseits vom Hollywood-Mainstream zu bewegen. Doch nicht immer gelang den Filmemachern ein Volltreffer. Im Falle von The Ladykillers, dem Remake der Komödie von 1955, könnten wir gar von einem filmischen K.O. sprechen. Auch die leuchtendsten Glühbirnen sind nicht sicher vor einem Kurzschluss. Deswegen rufen wir heute das Filmgericht ein!
Auf der Anklagebank: Die genialen Ethan Coen und Joel Coen.
Die Tat: The Ladykillers (2004).

Führungszeugnis
Die Coen-Brüder haben es uns bewiesen: Hollywood geht auch mit Inhalt und Intelligenz. Seit den 80er Jahren begeistern sie mit cleveren Geschichten. Mit ihrem ungewöhnlichen Krimi Fargo katapultierten sie sich endgültig in die Liga der Meister und schufen einen oscargekrönten Film, der in den Listen der besten Filmen aller Zeiten immer wieder auftaucht. Mit Javier Bardem und No Country for Old Men wiederholten sie ihren Oscarerfolg für die beste Regie und das beste Drehbuch. The Big Lebowski machten Jeff Bridges zur eweigen Dude-Kultfigur und mit O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee wurde in einem durchgeknallten Abenteuer George Clooney zum charismatischen Knasti. Ethan Coen und Joel Coen sind wahre Meister ihres Fachs, das ist unumstritten. Doch auch die greifen mal total daneben.

Beweisaufnahme
Das Original Ladykillers von 1955 war mit der britischen Schauspiellegende Alec Guinness eine mehrfach ausgezeichnete Kriminalgroteske. Für eine Neuverfilmung gewannen die Regiebrüder mit Tom Hanks einen der größten Darsteller der Gegenwart. An ihm liegt es wohl am Wenigsten, dass die Gags einfach nicht zünden wollen und die Figuren maßlos überzeichnet sind. Da auch die Chemie zwischen den Schauspielern nicht stimmt, verkommt The Ladykillers zu einem trägen, langweiligen Stück Film, das vor allem die Kenner des Originals bodenlos enttäuscht. Wären hier nicht die bekannten Coen-Brüder mit Tom Hanks am Werk gewesen, wäre der Film in der Versenkung verschwunden – dort, wo er hingehört.

Einspruch
Das Fazit im Lexikon des internationalen Films sieht das anders: “Der von Spielwitz und klugen Zitationen getragene Film transferiert den nostalgischen Charme der Vorlage in die Jetztzeit und unterhält mit inszenatorisch souveräner Leichtigkeit.” Der Filmspiegel erkennt Schwächen, würde allerdings von einer Verurteilung absehen: “The Ladykillers plätschert gepflegt und nett vor sich hin, bis gegen Ende mit dem formschönen Sterben eine längst überfällige, aber auch zu gradlinige Komponente des schwarzen Humors integriert wird.”

Schlussplädoyer
Unter den Coen-Brüdern verkommt die Geschichte, die einst mit dem Original gekonnt, humorvoll und charismatisch verfilmt wurde, zu einer unbedeutsamen, beiläufigen Farce. Das so etwas gerade von dieser Klasse Filmemachern produziert wird, macht es nur umso schlimmer. Wenn selbst ein Tom Hanks den Film nicht retten kann, heißt das schon einiges. Dieser Versuch der Regisseure, schräge Typen in einem schrägen Setting zu etablieren und das Publikum mit Witz und Charme zu unterhalten, ging kläglich in die Hose. Ein spürbarer Denkzettel in Form einer Verurteilung durch die Moviepiloten wäre die einzige logische Schlussfolgerung, um Ethan Coen und Joel Coen an Fehler zu erinnern, die sie dann hoffentlich nie wieder begehen!

Urteil der Jury
Sowohl über den Vorwurf als auch den Einspruch der Verteidigung seid ihr euch nun bewusst. Ihr habt es in der Hand: Werden Ethan Coen und Joel Coen für ihr Vergehen mit The Ladykillers von den Moviepiloten verurteilt?



Nach unserer Umfrage sind wir ins uns gegangen und haben neue Formate entwickelt. Das Filmgericht ist eines davon. Sagt uns eure Meinung dazu!

Solltet ihr auch einen Schauspieler oder Regisseur zur Anklage bringen wollen, weil er sich einen Ausrutscher erlaubt hat, dann schreibt doch bitte eine Email an texte[@]moviepilot.de. Wir berufen dann das Filmgericht erneut ein.

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