Das Dilemma der romantischen Komödie

16.10.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Sinnfreie Darstellung in Austenland
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Sinnfreie Darstellung in Austenland
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Sie bieten uns seichte Unterhaltung, erfreuen unsere Herzen und sind eine willkommene Abwechslung im dramatisch-aufgezogenen Dschungel der Filmlandschaft. Romantic Comedies sind in ihrem Erfolgsgehalt und ihrer Beliebtheit nicht zu unterschätzen. Oder war das einmal?

„You see? That is just like you, Harry. You say things like that, and you make it impossible for me to hate you, and I hate you, Harry. I really hate you. I hate you.“ Hass ist in romantischen Komödien, den Romatic Comedies (kurz RomComs), in vielerlei Hinsicht gar nicht so abwegig. Dass weiß nicht nur Meg Ryan, wenn sie am Ende von Harry und Sally ihrem Freund Billy Crystal die Meinung geigt, sondern rezitiert auch Julia Stiles in ihrem eigenen Gedicht, wenn sie die 10 Dinge, die ich an Dir hasse aufführt. Beide Filme wären keine Meilensteine des Subgenres, wenn sie in ihrer theatralischen Bedeutung des Wortes Hass nicht genau das Gegenteil meinten. Denn Harry und Sally werden ein Paar und auch Julia Stiles gewinnt Heath Ledger für sich. Zum Start von Austenland, der neue Eintrag im RomCom-Verzeichnis, nehmen wir diese Form der Unterhaltung einmal genauer unter die Lupe.

Vom Meet-Cute zum Happily Ever After
Die Formen der romantischen Komödie sind vielseitig, unterscheiden sich jedoch oftmals nur geringfügig. So gibt es quasi immer ein mustergültiges Grundgerüst, nach welchem Genre-Bausätze verplant werden können. Klassisch: Ein Liebespaar findet zueinander, hat einige Schwierigkeiten zu überwinden, um dann beim Happy End bis ans Ende seiner Tage glücklich zu leben. Unterlegt wird dies mit einer guten Prise Humor, welcher sich in den vielfältigsten Situationen offenbaren kann. So kann etwa das erste Treffen durch witzige Voraussetzungen zustande kommen (das meet-cute), auftretende Probleme auf Missverständnissen beruhen, die beide Parteien nicht kontrollieren, oder die Grundthematik einfach komisch sein. Feinfühlige und humorvolle Figurenzeichnung und entsprechend passendes Handlungssetting sind zudem von Nöten. Dabei darf der Part der Coms, wie sich an Werken, die am Genre scheiterten, zeigt, nicht zu abstrus oder lächerlich geraten. Dies gilt auch für den Rom-Teil. Es ist der schmale Grat der romantischen Liebesinszenierung, der dabei bestritten werden muss. Kitsch ist meist unabkömmlich, darf jedoch weder in eine Persiflage noch in eine Unterzeichnung abdriften. So ist auch hier Feingefühl besonders gefragt. Ein Problem, mit welchem, wie sich später zeigen soll, vor allem neuere Beiträge zu kämpfen haben.

Vom griechischen Theater zum Frühstück bei Tiffany
Als Mischung aus den großen Genres des Liebesfilms und der Komödie reichen die Wurzeln der RomComs natürlich weit zurück. Um uns nicht in einer punktgenauen Historien-Abhandlung zu verlieren, sei hier nur kurz erwähnt: Komödien enthielten schon im antiken Griechenland zwischenmenschliche bis sexuelle Elemente und das Mittelalter fügte dieser Vorstellung die romantische Liebe hinzu. Es waren aber die Literaten des 17. und 18. Jahrhunderts, die die Komödie mit romantischen Einlagen salonfähig machten. Mit großen Namen kommt große Verantwortung. Jemand, der diese erfüllte, war William Shakespeare. Viele seiner Werke, wie Ein Sommernachtstraum oder Viel Lärm um nichts, werden nicht zu Unrecht oft aufgegriffen und mit der ein oder anderen Abwandlung verfilmt. Tragende RomCom-Elemente sind schon der Literaturvorlage inhärent und lassen sich in vielen filmischen Beiträgen wiederfinden. Ende des 19. Jahrhunderts und im fortlaufenden 20. Jahrhundert stiegen nicht zuletzt durch das Aufkommen des Films die thematischen Auseinandersetzungen an. Frank Capra inszenierte Es geschah in einer Nacht und Howard Hawks machte Sein Mädchen für besondere Fälle weltberühmt. Ernst Lubitsch (Rendezvous nach Ladenschluss) und Billy Wilder (Das Appartement) in diesem Zusammenhang zu vergessen, wäre fast ein Unding.

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