Luca Guadagnino hat ein Händchen für verstörende Sexszenen. Vor allem dann, wenn Dune-Star Timothée Chalamet involviert ist. Im Kultfilm Call Me by Your Name musste Chalamet so tun, als würde er mit einem Pfirsich masturbieren. Für seine neueste Liebesgeschichte hat sich der italienische Regisseur Guadagnino eine ähnlich ... besondere Szene für seinen Star ausgedacht. Und die reiht sich in ihrer Blutigkeit perfekt in den Rest von Bones and All ein, dem romantischsten Horrorfilm der letzten Jahre.
In Bones and All suchen Taylor Russell und Timothée Chalamet nach Liebe – und Menschenfleisch
Als Maren (Taylor Russell) 18 Jahre alt wird, ist sie plötzlich ganz allein auf der Welt. Ihr Vater hat sie verlassen, er kann nicht länger mit ihrem besonderen Zustand umgehen. Denn Maren überkommt in regelmäßigen Abständen ein nicht zu kontrollierender Hunger auf Menschenfleisch. Das Einzige, was Maren nun bleibt, ist eine Kassette ihres Vaters – der Film spielt in den 1980ern. Und der Wunsch, ihre Mutter zu finden, um mehr darüber herauszufinden, warum sie so ist, wie sie ist.
Schnell stellt Maren fest, dass sie mit ihren kannibalistischen Neigungen nicht allein ist. Doch der alternde Kannibale Sully (Mark Rylance) macht ihr noch mehr Angst als das Alleinsein. Anders ist das bei dem sensiblen Lee (Timothée Chalamet), der von seiner Familie verstoßen wurde und sich als Überlebenskünstler am Rand der Gesellschaft durchschlägt. Auch Lee weiß nicht, wo er hingehört und ob Menschen wie er überhaupt eine Zukunft haben.
Ihren Durchbruch feierte Bones and All-Star Taylor Russell mit dem Drama Waves:
Zusammen fühlen sich die beiden ein bisschen weniger allein und brechen schließlich auf einen Roadtrip durch die USA auf, hin zum letzten bekannten Aufenthaltsort von Marens Mutter (Chloë Sevigny). Dabei kommen sich die beiden jungen Erwachsenen jedoch nicht nur näher, sie werden auch immer besser darin, menschliche Opfer zu finden, die niemand vermisst. Bis sie von Marens Vergangenheit eingeholt werden.
Die Kannibalen-Romanze ist eine wunderschön ekelerregende Mischung aus Horrorfilm und Instagram-Ästhetik
Als Bones and All bei den Filmfestspielen in Venedig zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt wurde, verließ der ein oder andere deutlich blasser um die Nase den Kinosaal.
Luca Guadagnino schafft es zwar einmal mehr, eine wunderbar zarte Liebesgeschichte in Bilder zu packen, für die sich das durchschnittliche Instagram-Model einen Arm abhacken würde. Wie hier zwei kaputte Personen ihre eigene Menschlichkeit verhandeln und zum ersten Mal echte Akzeptanz erfahren, ist auf eine Art und Weise berührend, wie man sie nur in wenigen Coming-of-Age-Filmen findet.
Doch hinter jedem Moment, in dem die Kamera liebevoll über Timothée Chalamets perfekt ausgeleuchtetes Gesicht fährt, lauert die nächste albtraumhafte Fressorgie in heruntergekommenen Wohnungen irgendwo im Hinterland der USA.
Spärlich bekleidete Menschen rutschen auf den Knien über blutverschmierte Böden, um sich anschließend schmatzend über Eingeweide zu beugen. Finger werden abgebissen, Teile der Opfer abgetrennt und als Trophäe behalten, getrocknete Körperflüssigkeiten nur unzureichend aus verkrusteten Unterhemden gewaschen. Manchmal kann man die Bilder fast riechen. Spätestens dann wird einem übel.
Und trotzdem: Wer bis zum Schluss durchhält, wird nicht nur seinen Mageninhalt verfluchen, sondern ziemlich wahrscheinlich ein bisschen weinen. Denn Bones and All ist zwar Horror, Blut und Serienkiller-Roadtrip auf der einen Seite. Auf der anderen aber auch eine fast unmöglich erscheinende Liebesgeschichte, die nicht nur in den Magen, sondern auch ins Herz trifft.
Bones and All läuft ab dem 24. November 2022 in deutschen Kinos.
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Bones and All im Podcast
In der neuesten Ausgabe des FILMSTARTS-Podcast Leinwandliebe spricht Moderator Pascal mit den Redakteuren Björn und Nina über Bones And All. In dem neuen Film von Luca Guadagnino geht es um Identität, Liebe, Außenseitertum und... Kannibalismus. Wie das sehr außergewöhnliche Road Movie mit Timothee Chalamet und Taylor Russell angekommen ist, erfahrt ihr im Podcast.
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Leinwandliebe ist der wöchentliche Kino- und Film-Podcast unserer Kollegen und Kolleginnen von FILMSTARTS.
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