Filmjahr 2008: Ines und die Jungsfilme

30.12.2008 - 09:30 Uhr
Boy Boys Boys
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MEINUNG » Jungs & Männer, schöne, kluge, doofe, gierige und mörderische gab es zuhauf 2008.

Das Kinojahr 2008 war keines der Frauen. Frauengestalten müsste der Zuschauer mit der Lupe im Kinoprogramm suchen und wenn er denn welche gefunden hat, dann schwatzen sie auf dem Heimweg vom nervenaufreibenden Shoppen unwichtiges Zeug über Männer, Hochzeit, Kleider und Sex wie in Sex and the City oder angelten sich singend und tänzelt ihren alten Verflossenen am griechischen Mittelmeer wie in Mamma Mia!. Wirklich große, bleibende und einprägsame Frauengestalten gab es in diesem Kinojahr nicht.

Dafür gab es Jungsfilme und die gleich zuhauf. Das Jahr begann schon mit Filmen, in denen Frauen nur am Rande vorkamen. Gibt es in There Will Be Blood überhaupt ein weibliches Wesen, das einen Satz sprechen darf? In No Country for Old Men sind zwar einige vorhanden, die sogar reden dürfen, aber eigentlich konzentriert sich hier alles auf den Jäger und den Gejagten und das sind ja bekanntlich seit urgeschichtlichen Zeiten schon immer Männer gewesen. Frauen werden auf ihre Sammler-Funktion reduziert, gesammelt werden in modernen Hollywood-Zeiten eben Männer und Kleider & in speziellen Fällen auch Schuhe. Der Jahresbeginn war gut, keine Frage. There Will Be Blood und No Country for Old Men gehören zu den besseren, anspruchsvolleren Versionen der Jungsfilme.

Der Jungsfilm des Jahre ist wahrscheinlich Tropic Thunder. Nicht nur, weil hier nur Männer mitspielen. Sie dürfen in dieser herrlichen Satire auch alles sein, was sie sich schon immer erträumt haben, wenn ihre Frauen nicht dabei sind: Machos, Nerds, Stars, Tunten, Furzer, Dickwanste, Schwarze. Eben alles. Und das macht Spaß. Es macht nicht nur als Zuschauer Spaß, den subversiven Witzen beizuwohnen, es macht auch den Schauspielern sichtlich Spaß, endlich ihr Innerstes nach Außen zu kehren und richtig blödeln zu dürfen. Auch wenn es unter die Gürtellinie geht und Fäkalien eine besondere Rolle spielen: Der Film geht als zynischer Jungsfilm in die Jahresannalen ein.

Aber dann gab es noch viele Jungsfilme von den schlechteren Versionen. Der unglaubliche Hulk zum Beispiel. Hier ging es bierernst zu: Das grüne Monster will so gar nicht in diese Welt passen und was beim Charakter fehlt wird im schnörkellosen Actionkino, welches auf Kinetik setzt, wieder gut gemacht. Der Männerwelt gefällt’s. Oder Cloverfield, der aufgeblasene Marketing-Film des Jahres. Die Monsterjagd durch New York. Jungs dürfen die Kamera halten und Frauen werden auf das reduziert, was sie in Monsterfilmen am besten können: Kreischen. Der Film hat sich schnell als Blase geoutet. Oder der relativ sinnfreie Eagle Eye – Außer Kontrolle, eine konfuse Terroristenjagd, die ganz auf das schwindelerregende Verschwörungsszenario setzt und dabei vergißt, eine Geschichte zu erzählen.

Schon allein die Titel waren männlich in diesem Jahr. John Rambo. Reden wir nicht drüber. Ein Film für Männer, die nicht alt werden können oder für Jungs, die werden wollen wie ihre alten Haudegen. Max Payne. Ein Außenseiter, der sich schießend und prügelnd von Level zu Level bewegt. Bewegend war das nicht. jumper-3. Ein junger Mann als Schlüsselfigur in einem jahrtausendealten Krieg. Ohne Sinn und Verstand wird da hin- und hergesprungen, in den meisten Fällen springt wohl der Zuschauer ab. Speed Racer. Bunt, poppig und rasant will der Film sein, rast aber gekonnt am Publikum vorbei. Die Liste ließe sich fortführen.

Ich kann Hollywood nur ans Herz legen, auch mal wieder Frauen in den Mittelpunkt zu stellen. Nicht nur jene, die unbedingt unter die Haube oder nur Shoppen wollen. Juno war so eine. Leider eine der wenigen Ausnahmen in diesem Jahr.

Hier gibt es auch noch weitere Rückblicke:
Filmjahr 2008: Annas Tops
Filmjahr 2008: Annas Flops
Filmjahr 2008: Batzmans Highlights
Filmjahr 2008: Batzmans schlechteste Filme
Filmjahr 2008: Ines und ihr Supermann
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