Filmjahr 2008: Die Hollywood-Seuchen

29.12.2008 - 10:10 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Doctor heal yourself
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THEMA» Sequelitis und Remaketismus sind die Hollywood-Krankheiten des Film-Jahres 2008.

Im Laufe des Jahres berichteten wir zahlreich von Remakes und Sequels. Auffrischungen und Fortsetzungen sind in Hollywood zum Übel geworden; bei Blockbustern trauen sich die Produzenten nicht an Neues und Originäres heraus. Es grassieren diverse Krankheiten in Hollywood, von denen sich die großen Studios trotz massivem Aufstöhnen der Fans nicht heilen lassen wollen. Es wird alte Filmware geplündert und Erfolge an den Kinokassen werden durch Fortsetzungen in die Länge gezogen.

Das prominenteste Beispiel ist natürlich The Dark Knight. Der Kassenerfolg des Jahres ist ein Sequel von Batman Begins. Die Krankheit ist hier aber nicht besonders stark ausgebrochen, weil die Geschichte interessant weiter erzählt wird und überaus eigenständig daherkommt. Gerade noch so im Keim erstickt wurden also alle negativen Krankheitserscheinungen wie etwa doppeltes Erzählen und unlogische Anschlüsse. Solche Sequels kann es weiter geben. Aber es gab eben genügend, die alle Krankheitskeime in sich trugen: Erinnert sei an ein Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels, der Harrison Ford als peitschenschwingenden Archäologe auf die Leinwand zurückbrachte, aber weder mit der Spannung, dem Witz oder dem Charme der Vorgänger konkurrieren konnte. Ein unnötiges Sequel, allein für die Kasse produziert und ernüchternd für die Fans. Ähnlich war es mit Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers oder John Rambo, Filme, die auf Kasse zielten, die auch erreicht haben, aber die Gunst des Publikums nicht wirklich gewannen. Die hat zu einigen Teilen zumindest Hellboy II – Die goldene Armee ergattert: Der rote, liebenswerte Macho mit dem Hörner konnte zwar nicht ganz an sein erstes Abenteuer heranreichen, ist aber immerhin nicht völlig überflüssig gewesen.

Dann hätten wir da noch den Remaketismus. Aus dem Remake Der Tag, an dem die Erde stillstand konnte Keanu Reeves nichts wirklich Gutes rausholen. Vielleicht liegt es daran, dass der Zuschauer immer denkt, er sei würde gleich weinend zusammenbrechen, weil er mit bleichem Gesicht und fast ohne Regung im Gesicht agiert. Ein Schauspieler, der die reglose Maske für sich entdeckt hat, ist auf Dauer einfach nicht interessant. Es gab noch The Women, auch ein Remake aus den glorreichen Screwball-Tagen Hollywoods. Damals waren die Dialoge spritzig, heute schleicht sich nicht einmal ein Schmunzeln auf die Gesichter der Zuschauer, weil mit Botox-bespritzte Schauspielerinnen den Botox-Wahn kritisieren. Alles Lug und Trug. Dieses Jahr zeigte auch eines: Immer schneller kommen Remakes in die Kinos. The Eye mit Jessica Alba ist die Neuverfilmung eines Horrorstreifens der Gebrüder Pang aus dem Jahre 2002. Der spanische Horrorstreifen -rec-2-2 wurde gar in den USA verzögert, damit noch im gleichen Jahr und vor ihm Quarantäne, die amerikanische 1-zu-1-Kopie an den Start gehen konnte. Und völlig skurril: Michael Haneke drehte sein Funny Games U.S. ebenfalls komplett neu, Szene für Szene. Überzeugend war das alles nicht.

Dummerweise haben die Produzenten vergessen, bereits jetzt – also 2008 – fleißig zu impfen. Denn 2009 erwartet uns eine neue Krankheit. Schon jetzt scheint sicher, dass die Prequelistis ausbrechen wird, eine Hollywood-Gebrechlichkeit, die meisten jene befällt, die partout jede Geschichte von ihrem Anfang her erzählen müssen. Erste Anzeigen für einen Ausbruch deuten sich nicht nur an, sondern sind bereits unübersehbar: Ein Prequel von Planet der Affen ist in Arbeit; erklärt werden soll, wie Keanu Reeves auf Speed kam und außerdem wollen Produzenten unbedingt wissen, wie Will Smith sagen konnte: I Am Legend. Wir werden erfahren wie Wolverine zu seinem Adamantium kam (hier) und wie sich die Crew von Star Trek zu einem derart verschworenen Haufen entwickeln konnte. Und ebenso wird die Geschichte von John Connors in Terminator: Die Erlösung erzählt, wie er zum Held im Kampf gegen die Maschinen aufstieg.

Für Gesundheitsfanatiker und all jene, die neue Geschichten sehen wollen, also düstere Aussichten. Trotzdem schon einmal: Ein Frohes Neues Film-Jahr!

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