Filmjahr 2008: Batzmans Highlights

24.12.2008 - 09:01 Uhr
Hooray for movies!
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Meine persönlichen Topfilme 2008 – Es war ja nicht alles nur schlimm!

Kein Jahresende ohne Jahresrückblick. Wenn Jauch, Kerner und Co. 2008 boulevardtechnisch aufgearbeitet haben, wollen auch wir nicht hintenanstehen. 2008 war nicht grade ein überwältigender Kinojahrgang, der viele Enttäuschungen und wenige Überraschungen bot. Wie mau dieses Jahr ausfiel, merkte ich daran wie schwer es mir fiel diese Liste zusammenzustellen. Dennoch – kein Schatten ohne Licht und auch in diesem Jahr gab es einige Filme, die ich nicht missen möchte.

Hier Teil 1 meines ganz subjektiven und persönlichen Blicks auf das vergangene Filmjahr:

Größte Entdeckung: bruegge-sehen-und-sterben-

Ein kleiner Film, der völlig ohne Special Effekte und Action auskommt. Zwei Auftragskiller werden nach einem mißlungenen Einsatz, bei dem ein Kind getötet wurde, nach Brügge geschickt um dort unterzutauchen.
Der Film schafft dass, was viele Möchtegern-Tarantinos vergeblich versucht haben: Cool zu sein ohne sich dabei in hohlen Posen und vermeindlicher Coolness zu ergehen. Die lakonische Grundstimmung die bisweilen an Wenn die Gondeln Trauer tragen erinnert, die stimmige Besetzung und viele skurrile, schwarzhumorige, aber nie zynische Ideen haben dieses Regiedebut für mich zu etwas ganz besonderem gemacht.

Herzerwärmenster Film: Der Sohn von Rambow

Ja Juno war auch niedlich, aber verliert gegen Son of Rambow ganz knapp, weil seine unterschwellige ProLife-Message dann doch etwas preachy daherkam. Die turbulente Retro-Story um zwei filmverrückte Jungs, die sich in den Kopf setzen ihre eigene Fortsetzung von Rambo zu drehen und dabei am Ende die ganze Schule einspannen war einfach einer der liebenswertesten Streifen dieses Jahres und zudem ein Beweis, dass man Regisseure nicht vorzeitig verdammen sollte. Die Macher von Son of Rambow hatten zuvor den völlig humorfreien Per Anhalter durch die Galaxis verbrochen. Aber ich bin ja nicht nachtragend.

Bestes Remake 2008: Get Smart

Klar, das ist kein großer oder wichtiger Film. Aber in einer Zeit in der grauenhaft schlechte Remakes flutwellenartig die Lichtspielhäuser durchseuchen, bin ich froh über jeden Film der seiner Vorlage keine Notzucht angedeihen lässt. Get Smart ist wirklich ein gelungenes Update der alten Serie mit Don Adams. Es gibt genug Verweise auf das Original ohne sklavisch daran zu kleben. Es ist der stimmige Grundton, das unernste ernste des Maxwell Smart, das Steve Carell kongenial einfängt. Nebenbei stimmt die Story, die Gadgets und die Action – für mich der bessere Bond-Film 2008.

Bester Film, den keiner gesehen hat: Ben X

Visuell und akustisch ein herausragender Film, der sich einem klassischen “Problem”-Thema sehr unkonventionell nähert. Überzeugend gespielt und inszeniert fasselt die Geschichte des am Asperger Syndrom erkrankten Ben, der sein wahres Leben nur in einem Online-Rollenspiel ausleben kann. Überraschend auch, dass der Film so gar nicht die sonst übliche Dämonisierung der Computerspiele betreibt, sondern das Spiel geschickt als Katalysator der Story benutzt. Unbedingt sehenswertes Kleinod aus den Niederlanden.

Guilty Pleasure des Jahres: Mamma Mia!

Die Handlung ist platt. Die Darsteller können bis auf Meryl Streep nicht wirklich singen. Das ganze ist Kitsch pur. Die Musik ist von ABBA! Scheissdrauf. Mamma Mia macht als Film fast soviel Spaß wie auf der Bühne. Die Simple Handlung wird mit derartiger Spielfreude, Selbstironie und unbedingtem Willen zum gehobenen Trash dargeboten, dass es schwerfällt das Ganze nicht zu mögen. Zwei Stunden abschalten und sich mit debilem Grinsen auf eine griechische Insel entführen lassen. Here we go again…!

Comic-Verfilmung des Jahres: Iron Man

Vergessen wir The Dark Knight, den Ledger-Joker-Hype und die ganzen bemühten Anspielungen auf die Weltpolitik. Wenn es um Unterhaltung und Spaßfaktor geht, gibts in diesem Jahr nur eine Adaption die wirklich ernsthaft in Frage kommt. Nach Ewigkeiten mal wieder ein Comicfilm für Erwachsene und für Männer. Keine Jammerlappen-Selbstfindungsheulereien wie bei Spider-Man, kein Romantik-Liebesdrama-Mist wie bei Superman. Robert Downey Jr. ist Tony Stark und er trägt den Film durch seine Präsenz fast alleine. Der Humor bleibt immer knapp und trocken, es werden kleine satirische Seitenhibe gegen das Militär und die Rüstungsindustrie verteilt, ohne das der Film sich dabei Inhaltsschwer oder superwichtig nimmt.

Fun-Film des Jahres: Tropic Thunder

Und noch ein Film der Spaß gemacht hat. Ben Stiller lieferte eine fluffig Hollywood-Komödie ab, die zwar niemandem wehtat, aber durch eingesprengselten schwarzen Humor und eine Mordsbesetzung bestens zu unterhalten wusste. Nach dem unterschätzten Zoolander mal wieder ein Film der gekonnt am Rande der Groteske balancierte. Robert Downey Jr. als eitler australischer Method-Acting-Fatzke war genauso unterhaltsam wie Tom Cruise der die erschreckende Karikatur eines Produzenten abgab – und für dieses Cameo mehr Lob einheimste, als für die fünf letzten Hauptrollen.

TV-Serie des Jahres: Dead Set

Das vereinigte Königreich empfiehlt sich seit Jahren mit exzellenten, smarten Serien, die weitaus origineller und gewagter sind als alles was aus Deutschland oder den USA zu uns kommt. Ob Spooks, Skins, Doctor Who Leider schaffen es nur wenige davon über den kleinen Teich. Ebenfalls noch nicht für Deutschland geplant, aber schon auf DVD erhältlich ist die im November ausgestrahlte Mini-Serie Dead Set – England wird von einer Zombieplage überrannt, nur die Insassen des Big Brother-Hauses bekommen nichts mit. Während ringsherum die Menschen zerfleischt werden, wundern sich die Bewohner noch immer wie sie wohl draussen ankommen und wer als nächstes rausgewählt wird. Als die Zombies ins Studio eindringen, wird das Big Brother-Haus zur Festung und letzten Zuflucht. Eine wirklich großartige Serie, die sowohl den satirischen Anteilen der Story Rechnung trägt, als auch eine handfeste Zombie-Story erzählt, die auch vor derben Szenen nicht zurückscheut. Witzig: Davina McCall – die Moderatorin des echten UK-Big Brother – spielt sich selbst… auch als Zombie.

Schock des Jahres: Der Nebel

Der Nebel gehörte immer zu meinen Lieblings Novellen von Stephen King. Die düstere Geschichte um das monströse Grauen, dass blitzartig über eine kleine Gemeinde hereinbricht und die wenigen Überlebenden als gesellschaftlichen Mikrokosmos zusammenpfercht verband den 50er Jahre Paranoia-Horror mit der Furcht vor politischer Verführbarkeit und religiösem Wahn. Frank Darabont hat die Novelle kongenial verfilmt und ein wirklich schockierendes Ende ergänzt. Selbst die mittelmässigen Tricks können dem Film nichts anhaben.

Fieser Bastard des Jahres: No Country for Old Men

Javier Bardem war – bei allen kleinen Schwächen die der Film hat, eindeutig der creepigste Bösewicht des Jahres. Gegen ihn wirkt der Joker verspielt und harmlos. Die blutige und harte Katz- und Maus-Geschichte mit dem überraschend offenen Ende und einem Klimax der im Off stattfindet, ist für mich der bessere der beiden Erwachsenen-Hype Filme. Während mich Daniel Day-Lewis Performance im Öl-Epos There Will Be Blood eher zum unfreiwilligen Lachen reizte, war Javier wirklich beeindruckend. Wieviele Bösewichte sehen schon aus wie Bata Ilic?

Es gibt noch mehr Rückblicke auf das Filmjahr 2008:
Filmjahr 2008: Annas Tops
Filmjahr 2008: Ines und ihr Supermann

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