Wir schauen The Walking Dead – Staffel 4, Folge 9

11.02.2014 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Wir schauen The Walking Dead – Staffel 4, Folge 9 (After)
AMC
Wir schauen The Walking Dead – Staffel 4, Folge 9 (After)
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Wer hätte das gedacht? Der Einstieg in die zweite Hälfte der vierten Staffel von The Walking Dead ist ein unheimlich atmosphärisches Stück. After, die neunte Episode der aktuellen Runde, konzentriert nur auf Rick, Carl & Michonne.

Der Wechsel des Showrunners ist in den seltensten Fällen ein verheißungsvolles Omen – besonders, wenn innerhalb von dreieinhalb Staffeln einer Serie das Kommando bereits in den Händen dreier Menschen war, die besagter Tätigkeit nachgehen. Als es jedoch hieß, dass Scott M. Gimple als offizieller Nachfolger von Glen Mazzara die Geschehnisse in der vierten Staffel von The Walking Dead beaufsichtigen werde, war die Freude groß. Nicht zuletzt zeichnet dieser als Drehbuchautor für die eindrucksvollste Episode der äußerst durchwachsenen dritten Staffel von The Walking Dead verantwortlich. Die Halbzeitpause der aktuellen Runde ist seit vergangenem Sonntag allerdings Geschichte und es bleibt lediglich ein ernüchternder Blick in die Vergangenheit der jüngsten Serien-Historie. Acht Episoden, die eines mehr als deutlich zum Ausdruck brachten: Der seriellen Adaption der erfolgreichen wie beliebten Comic-Vorlage von Robert Kirkman fehlt eindeutig eine Vision. Eine Vision, die sich an die Grenzen des Sujets traut. Ein Vision, die dem ewigen Loop der Wiederholung entkommt und Konsequenz im kolportierten Szenario anderweitig schildert als durch das radikale Ableben des mitunter erschreckend austauschbaren Ensembles. Es geht hier immerhin um die Zombie-Apokalypse, um eine Grenzerfahrung sondergleichen.

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Was gibt’s Neues aus der Zombie-Apokaypse?
Ab jetzt werden die endzeitlichen Ereignisse wieder im Wochentakt fortgesetzt. Weitere acht Episoden warten darauf, The Walking Dead endlich beziehungsweise hoffentlich in eine Richtung zu führen und in Anbetracht der vorherigen Ereignisse in Gone Too Far sollte es ein Leichtes sein, dem ewigen Alltagstrott im Gefängnis zu entkommen. Als After betitelt, setzt die neunte Episode der vierten Staffel nur wenige Stunden nach der blutigen Auseinandersetzung zwischen Rick (Andrew Lincoln) und dem Governor (David Morrissey) ein. Ein erhabener Kameraschwenk – eine gelungene Reminiszenz an die letzte Einstellung des Serienauftakts vor vier Jahren – zeigt ein Bild der Verwüstung, der Zerstörung sowie des Todes. Nicht nur, dass der Tod in Form von seelenlosen Beißern durch die Gegend wandert. Nein, auf dem Schlachtfeld sind menschliche Opfer zu beklagen. Der ehemalige Tyrann von Woodbury liegt regungslos auf verbrannter Erde und Hershels (Scott Wilson) abgetrennter Kopf zeugt von einem gewaltigen Blutbad. Michonne (Danai Gurira) gibt dem alten Weggefährten den letzten Gnadenstoß, bevor sie sich mit zwei Untoten an ihrer Seite aus dem Staub macht – hinein in den Wald, hinein ins Ungewisse. Es ist ein Aufbruch. Vermutlich sogar jener Aufbruch, den Scott M. Gimple zu Beginn der Staffel versäumte.

Als hätte jemand vergessen, rechtzeitig aus einem Zug auszusteigen, mauserte sich das bisherige Geschehen aufgrund der Repetition zuvor erlebter Mechanismen zum langwierigen wie gleichermaßen ereignislosen Unterfangen. Im besten Fall als Stückwerk umschrieben, waren es bis dato nur vereinzelte Momente, die den tatsächlichen Wahnsinn der Zombie-Apokalypse auf die heimischen Bildschirme bannten. Wenn Rick etwa die Schweinezucht zum Wohle des Überlebens der Gruppe aufgeben musste, wenn ein kleines Kind in Gegenwart seiner beschäftigten Mutter von einem Zombie überfallen oder wenn die Arbeit im Gemüsegarten von einer unheilvollen Ruhe begleitet wurde: Das alles waren Augenblicke, in denen weder vom lästigen Soap-Geplänkel noch von den lieblos konstruierten Charakterkonfliktne keine Spur in der Serie zu entdecken war. Selbst wenn hier der Fortgang im Großen aus offensichtlichen Gründen auf der Strecke blieb, punkteten genannte Sequenzen mit einer unheimlich atmosphärischen Dichte und dem Gefühl der Verzweiflung. Unerwarteterweise greift After exakt diese Stärken auf und bringt sie in 45 Minuten präzise auf den Punkt: Es geht um die Ausweglosigkeit der Situation. Es geht um die Angst, die ein jeder in sich hat, wenngleich Erkenntnis und Eingeständnis erst später folgen.

The Walking Dead-Veteran Greg Nicotero und Robert Kirkman, der höchstpersönlich das Skript dieser Episode arrangiert hat, wenden in After den gleichen (geschickten) Kniff an, der schon Clear und Indifference ausgezeichnet hat. Die Handlung konzentriert sich ausschließlich auf einen kleinen Kreis an Figuren – konkret stehen dieses Mal Rick, Carl (Chandler Riggs) und Michonne im Vordergrund. Der übrige Main Cast muss vorerst auf seine Rückkehr warten, doch diese strukturelle Entscheidung entpuppt sich zweifelsohne als lohnenswert. Während der Ex-Hilfssheriff gemeinsam mit seinem Sohnemann durch Wiesen und Wälder irrt, streift die toughe Kriegerin mit einem ganzen Zombie-Pulk an ihrer Seite durch das leuchtende Grün der Umgebung. Zwischendurch ein Halt in einem verlassenem Haus, der sehnsüchtige Blick in die Ferne und am Ende die unangenehme Vorahnung, den Horizont niemals zu erreichen: After arbeitet ungewohnt dicht an den inneren Ängsten der auftretenden Figuren und offenbart gleich mehrere Abgründe, als ob ein aufrichtiges Interesse am Schicksal der Leidtragenden vorhanden wäre. Gleichzeitig gesellt sich zur nachdenklichen Hälfte der Folge ein außerordentliches Maß an rollenden Köpfen inklusive nervenaufreibender Konstellationen, die solide den Spannungsbogen aufrecht erhalten.

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