Wayward Pines - Pilot-Check zur Mystery-Thriller-Serie

31.01.2017 - 10:15 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
In Wayward Pines steht alles Kopf!Fox
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M. Night Shyamalan geht in Serie. Mit Wayward Pines hat der Unbreakbale-Regisseur eine Mystery-Serie bei Fox in Stellung gebracht, die wie The Village meets Twin Peaks aussieht. Ob sich ein Blick in die Serie lohnt, verraten wir euch im Pilot-Check!

Update: Den Pilot-Check zu Wayward Pines haben wir bereits zum US-Start der Serie auf FOX veröffentlicht. Nun gibt es die einzelnen Episoden der 1. Staffel jeden Dienstag um 23:20 Uhr auf ZDFneo im deutschen Free-TV zu sehen.

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Schon ganz am Anfang der Pilot-Episode von Wayward Pines schießt die Kamera in die Höhe und verschafft einen Überblick über die Szenerie. Sattes Grün, Nebelschwaden und unzählige Bäume ergeben aus der Ferne betrachtet die Draufsicht eines Labyrinths, in welches uns das Opening entführt. Inmitten des Bildes befindet sich Ethan Burke (Matt Dillon), seines Zeichens Protagonist der Serie und verunglückter Special Agent auf der Suche nach zwei seiner Kollegen, die ebenfalls in der Umgebung verschollen sind. Ein Ehering ist deutlich erkennbar, der Anzug zu Teilen zerrissen. Schürfwunden und Prellungen komplettieren die Erscheinung des Mannes, dem offensichtlich etwas Schlimmes widerfahren ist. Kaum ist die Lage soweit geklärt, schnellt die Kamera wieder zurück auf die Erde, schwankt genauso wie der Verunglückte durch die Gegend und tastet sich vorsichtig die Straße entlang, die in die titelgebende Kleinstadt führt.

Aber, Moment! Was passiert hier eigentlich? Ein rätselhaftes Ereignis jagt das nächste, die offenen Fragen steigern sich potentiell zu den gegebenen Antworten und alles steuert auf einen großen Twist zu? Die Handschrift - soweit man sie auf diese Merkmale beschränkt - von M. Night Shyamalan ist unverkennbar. Der Regisseur mit indischen Wurzeln wagt sich mit Wayward Pines zu ersten Mal ins Serien-Metier und obwohl dieser Umstand ein absolutes Novum für ihn ist, bedeutet Wayward Pines hinsichtlich der thematischen Ausrichtung gleichzeitig eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Nicht, weil am Ende möglicherweise eine unerwartete Wendung alles auf den Kopf stellt, sondern weil das Geheimnis sowie die Entdeckung und Erkundung dieses Geheimnisses wieder im Vordergrund steht. Egal ob Unbreakable - Unzerbrechlich, The Village - Das Dorf oder The Sixth Sense: M. Night Shyamalans Figuren begeben sich stets auf eine Odyssee voller Gefahren in einer Welt, die sie nicht verstehen und sich im schlimmsten Fall sogar gegen sie gewandt hat.

Hauptcharaktere von Wayward Pines

Wenn sich nun Ethan auf den Weg nach Wayward Pine macht, findet er sich also im Reigen klassischer M. Night Shyamalan-Protagonisten wieder. In seiner Eigenschaft als Ehemann und Vater wird er von seiner Familie geerdet, als Special Agent zeugt schon alleine die Nennung der Tätigkeit von seiner Professionalität. Und trotzdem verliert der Mann, der offensichtlich mit beiden Beinen mitten im Leben steht, die Kontrolle über selbiges, je tiefer er sich in das verschlafene Städtchen hineinwagt. Zuerst ist er ein Fremder und die anderen verhalten sich seltsam, regelrecht verdächtig, als hätten sie etwas zu verbergen. Wir als Zuschauer erhalten auch nur den minimalen Wissensvorsprung, damit die Suspense in den entscheidenden Augenblicken funktioniert. Ansonsten sind wir genauso ahnungslos wie Ethan und müssen uns langsam in diese Welt vorantasten, die in vielen Facetten David Lynchs Höllenort Twin Peaks nur allzu ähnlich ist.

Das darauffolgende Auskundschaften von Wayward Pines verläuft gleichermaßen routiniert wie effektiv: Zuerst jagt die bestimmende Krankenschwester Pam (Melissa Leo) Ethan einen Schreck ein, dann entpuppt sich der lokale Sheriff, Arnold Pope (Terrence Howard), als zwielichtiger Gesetzeshüter - ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es in der gesamten Ortschaft kein funktionierendes Telefon zu geben scheint. Verzweifelt versucht Ethan eine handfeste Information zu erlangen und vor allem den Kontakt zur Außenwelt herzustellen, denn von dieser verliert in Wayward Pines keine Menschenseele auch nur ein einziges Wort. Wir Zuschauer hingegen erfahren mehr, wenn uns M. Night Shyamalan einen minimalen Blick auf Ethans Familie und seinen Arbeitgeber gewährt. Diese machen sich nämlich auch On-Screen ihre Gedanken über den Verbleib ihre Ehemannes/Agenten, während sich dieser nicht einmal sicher sein kann, ob seine Frau Theresa (Shannyn Sossamon) und sein Sohn Ben (Charlie Tahan) wissen, dass er noch lebt.

Zuflucht findet Ethan nur bei Beverly (Juliette Lewis), die ihn im Gegensatz zu allen anderen Menschen in Wayward Pines mit offener Freundlichkeit begegnet. Ehe der Verlorene jedoch glaubt, eine Verbündete gefunden zu haben, bekommt er vom Besitzer der Bar, in der er Beverly am Tag zuvor kennengelernt hat, erzählt, dass eine Frau mit diesem Namen nicht existiert. Kaum sind die Zweifel am eigenen Verstand gesät, sorgt eine weitere Begegnung für Unbehaglichkeit: Ethan trifft auf Kate Hewson (Carla Gugino), eine Agentin, die gemeinsam mit ihrem Partner verschwunden ist, was letzten Endes auch der Grund dafür ist, warum sich Ethan überhaupt an diesen merkwürdigen Flecken Erde verirrt hat. Darüber hinaus hatte Ethan vor einiger Zeit mit Kate eine Affäre. Ein Umstand, der die Angelegenheit für den Protagonisten nur verkompliziert - vor allem, als diese in einem unheilvollen Vieraugengespräch dezent vermerkt, dass in Wayward Pines jeder überwacht wird.

Die Paranoia ist perfekt und dann verhält sich Kate auch noch wie eine unfreiwillig Gefangene, die so viel Angst vor einer (noch) gesichtslosen Bedrohung hat, dass sie es gar nicht erst in Betracht zieht, mit Ethan ihrer misslichen Lage zu entfliehen. Dieser macht sich daraufhin auf eigene Faust los, um Kates vermissten Partner ausfindig zu machen - selbst wenn Ethan kurze Zeit später feststellen muss, dass von diesem nur noch eine modernde Leiche übrig ist. Spätestens jetzt läuten die Alarmglocken und und es braucht keinen Indiz mehr, dass in Wayward Pines etwas überaus Fragwürdiges bis Mysteriöses vor sich geht. Ethan, der trotz aller Unsicherheiten plötzlich wieder ganz in seinem Element als Special Agent angekommen ist, bekommt allerdings von Sheriff Pope die Tür direkt vor der Nase zugeknallt und ist dementsprechend ohnmächtig, weitere Maßnahmen in die Wege zu leiten. Als wäre er in John Carpenters Sie leben! gefangen, prasselt ein Gebot nach dem anderen auf Ethan ein. Ein Entkommen aus diesem Höllenkreis gibt es nicht.

Am Ende sucht die Kamera erneut das Weite, will sich einen Überblick über das Labyrinth Wayward Pines verschaffen. Noch weiter als im Opening schnellt sie in die Höhe und offenbart das Dilemma, in dem Ethan sprichwörtlich gefangen ist. Gänsehaut zum Schluss und - ja - auch ein kleiner Twist, soweit es Teaser und Trailer noch nicht verraten haben. Dass ein Visionär wie M. Night Shyamalan mit einer solch reißerischen Wendung jedoch längst nicht am Ende seines Lateins angekommen ist, dürfte im Hinblick auf die glanzvollen Höhepunkte seines Schaffens klar sein. Nicht zuletzt hakt der Pilot sorgfältig sämtliche Punkte einer To-Do-Liste ab, die zu erwarten waren. Was in anderen Worten so viel heißen soll wie: Wir dürfen nach diesem atmosphärischen Einstieg sehr gespannt sein, welche düsteren Geheimnisse Wayward Pines in den noch bevorstehenden neun Episoden ausspuckt!


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