The Walking Dead - Staffel 8, Folge 3: Monster ohne Gewissen

07.11.2017 - 08:55 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
The Walking Dead - Staffel 8, Folge 3: MonstersAMC
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Ein Waffenstillstand kommt für Rick nicht in Frage. Der Feldzug gegen die Saviors geht in die nächste Runde, während The Walking Dead mit Monsters die 3. Episode der 8. Staffel erreicht. Wem kann in dieser Welt des Tötens noch vertraut werden?

Wirkte der Kugelhagel zum Auftakt der 8. Staffel von The Walking Dead noch wie ein Feuerwerk, um die 100. Episode der Zombieserie mit einer überschwänglichen Actionszene zu zelebrieren, überraschte die nächste Folge mit anhaltendem Beschuss. Auch diese Woche fordert der fahrlässige Munitionsverschleiß seine Opfer, die Überraschung ist allerdings nicht mehr auf Seiten der Autoren. Monsters, die 3. Episode der 8. Staffel, knüpft konsequent an die vorherigen Geschehnisse an und verdeutlicht einmal mehr, dass die Autoren den War aus der All Out War-Storyline sehr ernst und sehr wörtlich nimmt. Der Krieg ist ausgebrochen, aber nicht mit der erlösenden Geste, wie sie vor Kurzem noch in motivierenden Ansprachen proklamiert wurde. Zwar wird Ezekiel (Khary Payton) weiterhin nicht müde, völlig realitätsfern vom Sieg zu schwärmen. Spätestens am Ende dieses gewaltvollen Kapitels wird er seine Meinung jedoch revidieren müssen.

Vorerst bereiten ihm Negans (Jeffrey Dean Morgan) Ressourcen aber keine Kopfschmerzen. Stattdessen wiegt sich Ezekiel selbstsicher im taktischen Vorgehen seiner Leute, die ihn bisher als erfolgreichen Anführer dastehen lassen. Ezekiel ist bereit, ein Wagnis einzugehen, was durchaus eine noble Charaktereigenschaft ist in dieser gottverlassenen Welt. Seit in paar Folgen fühlt es sich allerdings so an, als bestünde seine einzige Funktion darin, mit seiner unverbesserlichen Einstellung eine mindestens mittelgroße Katastrophe zu provozieren. "They're coming for us and yet I smile", lauten die dezent größenwahnsinnigen Worte jenen Mannes, dem es trotzdem gelingt, mit seinem altertümlichen Sermon die Massen zu begeistern. Selbst Carol (Melissa McBride) kann sich dem Einfluss seiner unreflektiert optimistischen Haltung nicht entziehen und folgt ihm bisher unerwartet widerstandslos auf dieser Odyssee des Tötens.

The Walking Dead - Staffel 8, Folge 3: Monsters

In den Augen von Rick (Andrew Lincoln) ist dagegen unlängst ein tieferer Abgrund zu erkennen. Die Konfrontation mit Baby Gracie in der letzten Episode hat ihn zweifelsohne zurück auf den Boden der Tatsachen geholt, nachdem er jüngst ebenfalls kurz davor stand, seine Menschlichkeit zu verlieren. Das Monster im Spiegel, sein eigenes, blutverschmiertes Antlitz, hat Rick wachgerüttelt. Die Konfrontation mit Morales (Juan Gabriel Pareja), einem alten Bekannten, der sich auf Negans Seite geschlagen hat, um zu überleben, offenbart sich dabei als willkommene Ergänzung. Beide Figuren wurden vom Weltuntergang gewissermaßen überrascht und klammerten sich daraufhin an die wichtigsten Elemente in ihrem Leben, ihre Familien. Dann haben sich die Wege allerdings getrennt, ehe Rick und Morales acht Staffeln später ein zweites Mal aufeinandertreffen, dieses Mal jedoch noch mehr an die Kante des Überlebens gedrängt.

Der Verlust seiner Familie drängte Morales in den Kreis der Saviors, wo er - dem Gemeinschaftsgefühl erlegen - endlich wieder einen Sinn in seiner Existenz erkannte. "I had to be something", antwortet Morales auf Ricks Nachfrage, ob und warum er sich Negan ergeben hat. Nun stehen die zwei Männer da, am Ende der Welt. Einer hält die über Leben und Tod entscheidende Waffe in Händen, während der andere versucht, trotz seiner eigenen Dämonen an eine Zukunft zu appellieren, die dem ewigen Mord und Totschlag entsagt. So richtig wollen sich Matthew Negrete und Channing Powell, die nach The Damned erneut als Drehbuchautoren zusammengearbeitet haben, nicht auf den Konflikt einlassen und schicken Daryl (Norman Reedus) vorbei, der erschreckend beiläufig die Angelegenheit zu Ricks Gunsten regelt, wofür er allerdings bloß einen fassungslosen Blick erntet. Rick ist sichtlich durch den Wind. Das Baby, der Spiegel, Morales - und jetzt auch Daryl: Der Krieg, den er angefangen hat, ist komplett außer Kontrolle geraten.

"You good?", fragt Daryl, als wäre nichts passiert. Ein tragischer Moment, der sich zum Ende der Episode ein weiteres Mal erholen soll, als der Armbrustschütze einen hilflosen Savior niederstreckt, obgleich ihm Rick wenige Sekunden zuvor sein Versprechen gab, dass er den heutigen Tag überleben werde. Eben wurde noch die Frage des Vertrauens diskutiert, da werden die bemühten Worte plötzlich komplett ihrer ideellen Bedeutung beraubt. Rick muss sich miserabel fühlen, immerhin ist er sichtlich damit überfordert, dem Verbündeten, dem Freund die Problematik der Situation zu erklären. Jesus (Tom Payne), der nach seiner jüngsten Auseinandersetzung mit Tara (Alanna Masterson) nun mit Morgan (Lennie James) aneinandergerät, ist in dieser Hinsicht einen Schritt weiter, womöglich sogar weiter als jene Person, auf die er sich in seinem moralischen Credo beruft, denn auch Maggie (Lauren Cohan) wird in dieser Episode mit einem unglücklichen Dilemma konfrontiert.

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Das Töten ist keine dauerhafte Lösung. Daryl und Morgan haben ihre Verwandlung in gewissenlose Monster beinahe vollständig durchgemacht. Jesus setzt seine Hoffnung trotzdem in Maggie, die einen anderen Weg finden soll/wird/muss, als Leiche über Leiche zu stapeln und eine neue Zivilisation auf verbrannten Feldern zu errichten, getränkt von Blut der Feinde. Das sind die Menschen, mit denen wir (eines Tages) leben müssen, lautet der Schlüsselsatz der Episode. Ein Aufruf, sich über die Spaltung der Gesellschaft hinwegzusetzen: Jesus hat erkannt, dass Ricks aktuelle Kriegsführung zwar effektiv, jedoch keineswegs nützlich ist, wenn eines Tages aus den Ruinen der alten Welt eine neue entstehen soll. Nun obliegt es Maggie, die undankbare Entscheidung zu fällen und einen Haufen Saviors in der Hilltop Colony aufzunehmen, die wie Sklaven vorgeführt und behandelt werden. Und dann wäre da noch Gregory (Xander Berkeley).

Der einstige Anführer der friedlichen Kolonie, der sich inzwischen mehrfach als erbärmlicher Verräter entpuppt hat, steht plötzlich vor dem hölzernen Tor und will in sein Zuhause gelassen werden. Offenbar hat er aber nicht nur vergessen, dass er sich an köstlichen Pancakes vergriffen, sondern ebenfalls seine eigenen Leute hintergangen und in der Hilltop Colony schon lange nichts mehr zu melden hat. Ein geschickter Redner mit einem Gespür für theatralische Momente bleibt er dennoch, wenngleich ihm Maggie trotz vorläufiger Begnadigung keinen Triumph gönnt. Den Tod zum Schluss gibt es andernorts zu beklagen: Nachdem sich Eric (Jordan Woods-Robinson) im Feuergefecht eine Kugel eingefangen hat, scheidet unter einem Baum sitzend langsam aus dem Leben, ehe er sich in einen Zombie verwandelt. "I love you", sind die Worte, die er von Aaron (Ross Marquand) zum ersten und zum letzten Mal hört. Ein schöner Augenblick im Verderben.

Die 8. Staffel von The Walking Dead wird Sonntags in den USA auf AMC ausgestrahlt und ist hierzulande auf FOX zu sehen. Wer noch mehr über den Staffelauftakt erfahren will, kann heute um 17:00 Uhr bei unserem Livestream auf YouTube vorbeischauen.

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