The Walking Dead - Staffel 8, Folge 2: Wir kommen, um zu töten

31.10.2017 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
The Walking Dead - Staffel 8, Folge 2: The DamnedAMC
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Die 2. Episode der 8. Staffel von The Walking Dead lässt das Massaker der letzten Woche geradezu harmlos aussehen. Rick ist weiterhin auf Krawall gebürstet und überrennt mit seiner Gefolgschaft ein Saviors-Stützpunkt nach dem anderen.

Als Showrunner Scott M. Gimple vor einigen Monaten andeutete, dass die 8. Staffel von The Walking Dead deutlich das Tempo anziehen werde, konnte noch keiner ahnen, dass es gleich zu Beginn der neusten Runde dermaßen schnell zur Sache geht. Der Staffelauftakt schockierte geradezu im verschwenderischen Umgang mit wertvoller Munition. The Damned, die 2. Episode der 8. Staffel, schließt unmittelbar an diesen blutigen Feldzug an und expandiert darüber hinaus in puncto Schauplätze. Vier kleine bis größere Gruppen verfolgen wir diese Woche, wie sie sich gnadenlos ihren Weg durch die Zombie-Apokalypse ballern, wobei das gnadenlos hauptsächlich für die erste Hälfte der Episode gilt. Danach beginnen die Zweifel und verschiedene Moralvorstellungen drohen einmal mehr, die Gruppe zu spalten. Besonders zwei Pole offenbaren sich dabei: Ricks (Andrew Lincoln) Führungsstil und der von Maggie (Lauren Cohan).

Es beginnt mit unnatürlich nahen Close-ups von Überlebenden aus Alexandria, der Hilltop Colony und dem Kingdom. Selten konnten wir so direkt in die Augen all der Figuren blicken, die Schreckliches erlebt haben. Womöglich ist jedoch nichts so schrecklich, wie die folgenden 45 Minuten, denn kurz nachdem sich der Nebel der Ungewissheit gelegt hat, nimmt ein Blutbad sondergleichen seinen Lauf. Bereits vor einiger Zeit überrannte Rick mit einer kleinen Gruppe einen Stützpunkt der Saviors, ohne zu merken, wie ihm die Menschlichkeit bei der brutalen Aktion abhandenkam. Erinnerungen an dieses verheerende Ereignis scheinen aber vorerst vergessen: Der Präventivschlag steht für Rick ganz oben auf der Prioritätenliste, um zukünftige Niederlagen zu vermeiden. Was folgt, sind erbarmungslose Bilder des Tötens. Im Sekundentakt werden die Magazine unzähliger Waffen verfeuert. Diese Kriegsgeilheit ist regelrecht erschreckend.

The Walking Dead - Staffel 8, Folge 2: The Damned

Obwohl der Angriff Resultat unaussprechlicher Demütigung ist, fällt es bei The Damned zunehmend schwer, von den Guten und den Bösen zu sprechen, da sich sämtliche Figuren in einer verwegenen Grauzone bewegen. Die titelgebenden Verdammten finden sich auf allen Seiten des Spektrums wieder, sei es in Form von Savior Dean (Adam Fristoe) oder in Form von Alexandrianer Morgan (Lennie James). Während sich Erstgenannter absichtlich in die Hose macht, um die vermeintliche Entblößung später als Alibi aufzuführen, dass er auf keinen Fall zu den Saviors gehört, sondern bloß ein hilfloser Arbeiter ist, findet sich Morgan nach seiner von sich selbst überzeugten Ansprache ("I don't die.") plötzlich auf dem Boden wieder, umringt von den Leichen seiner Verbündeten. Wo die Autoren - Matthew Negrete und Channing Powell waren diese Episode federführend - anfangs pure Gewalt in den Vordergrund stellen, kommt es danach zum Bruch mit dem Status quo und die Fronten verwandeln sich.

Jammerte Dean eben noch in Gegenwart von Tara (Alanna Masterson) und Jesus (Tom Payne) um sein Leben, nutzt er die erstbeste Gelegenheit, um den Spieß umzudrehen und die Unentschlossenheit der Guten vorzuführen. Tara will - ganz im Geiste Ricks - töten, während Jesus - deutlich geprägt von Maggies Einfluss - den Zweifel gewinnen lässt. Zwei konträrere Philosophien treffen aufeinander und erweitern den moralischen Diskurs der Episode, der bis an diesem Punkt sehr zu wünschen übrig gelassen hat. Töten oder nicht töten - genau mit diesem Konflikt hatte auch Morgan in den vergangenen Staffeln von The Walking Dead zu kämpfen, eher er sich vollständig in einen Killer transformierte, der präzise jeden Schuss in einen Treffer verwandelt, dabei jedoch zunehmend an Bodenhaftung verliert. Besonders als ein Wiedersehen mit Jared (Joshua Mikel) erfolgt, der damals seinen Schützling Benjamin (Logan Miller) kaltblütig ermordet hatte, steht Morgan kurz davor, endgültig die Fassung zu verlieren.

Ab wann darf getötet werden, oder besser: Wie lange kann getötet werden, bevor die Frage der Gnade zur unerträgliche Last avanciert? Das Dilemma, so offen es in der Episode angesprochen wird, findet leider wenig Rückhalt im Drehbuch. Über weite Strecken entpuppt sich The Damned als stürmisches Schlachtfest, um von einer Action-Szene zur nächsten zu springen. Der Fokus auf die eigentlichen Probleme des Gezeigten geht dabei im durch den unerbittlichen Kugelhagel aufgewirbelten Staub verloren. Nachdem Aaron (Ross Marquand) mit seinem Team das Feuer eröffnet hat, hält er so lange auf die Saviors, bis sich Negans (Jeffrey Dean Morgan) gefallene Soldaten in Zombies verwandeln und den eigenen Leuten an die Gurgeln gehen. Ein durchaus cleverer Schachzug, der im Kontext dieser Episode jedoch einen unangenehmen Beigeschmack hinterlässt, da er als Gimmick präsentiert und nicht als drastische Maßnahme vorgeführt wird.

The Walking Dead - Staffel 8, Folge 2: The Damned

Ebenfalls irritierend wirkt die Gruppe um Ezekiel (Khary Payton) und Carol (Melissa McBride). Der Anführer des Kingdoms drängt unbeirrt nach vorne, will sich die Möglichkeit einer Niederlage gar nicht eingestehen. "Onward! To our foe, then to his compound, then to certain victory!", schwadroniert er im Wald herum, ohne ein Gespür für die Situation zu erwecken. Zu sehr bemühen sich die Autoren, den exzentrischen Comic-Charakter in der Serie zum Leben zu erwecken. Bei all den schwerwiegenden Entscheidungen, die alle anderen Figuren in dieser Episode treffen müssen, wirkt Ezekiels unreflektierte Rede gewaltig daneben. Carol hat förmlich damit zu kämpfen, die richtigen Blicke als Reaktion auf seine geschwollenen Ansprachen zu finden, die vorerst auf Glück und Zufall fußen. Immerhin bekommen wir neuen Shiva-Content und vielleicht fällt den The Walking Dead-Autoren noch ein geschickter Trick ein, um aus Ezekiels Handlungen demnächst etwas Bedeutendes zu ziehen.

Richtig gut wird The Damned erst dann, wenn Rick wieder ins Zentrum der Episode rückt. Gemeinsam mit Daryl (Norman Reedus) kämpft er sich durch einen Gebäudeblock und erweckt dabei den Eindruck, er hätte sein Leben lang nichts anderes gemacht. Allgemein: Wie Rick und Daryl Seite an Seite die Gänge erobern, offenbart sich als nüchterndes Zeugnis dafür, wie sehr die Freundschaft der beiden zu einer gewissen Routine des Überlebens verkommen ist. Es ist schön, die beiden zusammen zu sehen, allerdings fehlt in diesen Momenten jegliche Menschlichkeit in ihren Gesichtern. Das muss auch Rick erkennen, als er in einem Zimmer ein unschuldiges Baby entdeckt und kurz darauf im Spiegel ein Monster, das ihm einen Schauer über den Rücken jagt. Da steht er auf einmal verloren in Gegenwart der kleinen Gracie und blickt in sein eigenes, blutverschmiertes Angesicht. Wie soll er diesen Krieg als Guter gewinnen?

Die 8. Staffel von The Walking Dead wird Sonntags in den USA auf AMC ausgestrahlt und ist hierzulande auf FOX zu sehen. Wer noch mehr über den Staffelauftakt erfahren will, kann morgen um 17:00 Uhr bei unserem Livestream auf YouTube vorbeischauen.

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