The Shannara Chronicles - Unser erster Eindruck im Pilot-Check

07.01.2016 - 09:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
The Shannara ChroniclesMTV
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Während HBO mit der 6. Staffel von Game of Thrones auf sich warten lässt, bringt MTV gleich zu Beginn des Jahres eine neue Fantasy-Serie an den Start, die sich The Shannara Chronicles nennt und auf der Shannara-Saga von Terry Brooks basiert.

Was passiert, wenn J.R.R. Tolkiens Erbe auf die Young-Adult-Generation des 21. Jahrhunderts trifft? Nach dem jüngsten Serienstart aus dem Hause MTV dürfte die Antwort ziemlich einfach sein: The Shannara Chronicles. Die neue Fantasyserie basiert auf der gleichnamigen Romanreihe aus der Feder von Terry Brooks und scheint zumindest auf den ersten Blick im Programm des einstigen Musiksenders jenen Platz auszufüllen, den Game of Thrones bei HBO inne hat. Betrachtet man die Abenteuer von Elfen und Dämonen jedoch etwas genauer, wird schnell klar, dass die wagemutige Unternehmung nur sehr bedingt zum Vergleich mit George R.R. Martin Westeros-Epos geeignet ist. Wo sich Lannisters, Tyrells und Starks vorzugsweise im Dialog lähmen, geht es in The Shannara Chronicles auf einer ganz anderen Ebene zur Sache: Hier zählen Abenteuer und Entdeckergeist. Nicht zuletzt gilt es, eine aufregende Welt zu erkunden. Genau das macht der Pilot, Chosen, in 80 Minuten mit einem unheimlichen Tempo und Begeisterung.

Gut gegen Böse - und alles steht auf dem Spiel

In seiner grundlegenden Konzeption könnte der Pilot von The Shannara Chronicles nicht einfallsloser sein, gerade in einer Zeit, in der vergleichbare YA-Verfilmungen unermüdlich die große Leinwand belagern. Das Gute kämpft gegen das Böse, als hätte die Schlacht um Mittelerde niemals ein Ende genommen, und selbst eine Dreiecksgeschichte zwischen den Hauptfiguren, wie sie nicht nur die alljährlichen Hungerspiele, sondern auch das Leben unter Werwölfen und Vampiren ungemein verkompliziert, gehört zum obligatorischen Bestandteil des umfangreichen Serienauftakts. Natürlich könnte an dieser Stelle argumentiert werden, dass die drei Bücher der Shannara-Saga bereits zwischen 1977 und 1985 geschrieben wurden. Sobald allerdings die wichtigsten Infos im straffen Opening etabliert wurden, hat The Shannara Chronicles diese Argumentation gar nicht mehr nötig, denn der Pilot (nach einem Script von Alfred Gough und Miles Millar) schämt sich keineswegs dafür, was er ist, sondern lebt sich beherzt, geradezu kompromisslos in seinem (vermeintlich abgefrühstückten) Metier aus.

Die Ruinen der alten Welt

Alles fängt an mit Amberle Elessedil (Poppy Drayton), der jungen Elfenprinzessin und Tochter von König Eventine (John Rhys-Davies, der endlich den Graben zwischen Zwergen und Elfen überwunden hat). In einer postapokalyptischen Welt, in der jeglicher Glauben an Magie verloren gegangen ist, ist sie eine der wenigen Persönlichkeiten, die jener übernatürlichen Kraft nicht verschlossen gegenüberstehen. Fortan gehört Amberle zu einem überschaubaren Kreis ausgewählter Elfen, die den Ellcrys-Baum bewachen sollen, der die vier Länder vor dämonischem Unheil bewahrt. Sollte je ein Blatt der verholzten Pflanze welken und zu Boden fallen, gelangen die Dämonen aus dem Jenseits in die (noch) friedliche Welt. Aufgrund einer erschreckenden Vision verlässt Amberle allerdings ihre Heimat, um das Leben der anderen Auserwählten zu retten. Letzten Endes erweist sich die Prophezeiung als unvermeidbare, was nicht nur den Tod von sechs jungen Elfen, sondern auch das Sterben des Ellcrys zur Folge hat. Dieser tragische Umstand ruft Allanon (Manu Bennett) auf den Plan, der in seiner Eigenschaft als Druide einer ausgestorbenen Art angehört und weit mehr weiß als die meisten Bewohner der vier Länder.

Mächtige Elfensteine und ein kurzweiliges Hin und Her

Zu diesen Bewohnern gehören auch der Halbelf Wil Ohmsford (Austin Butler) sowie die Vagabundin Eretria (Ivana Baquero). Erstgenannter betritt als naiver Bursche mit einem guten Herz die Geschichte. Zuvor musste er allerdings das Ableben seiner Mutter beklagen, die ihm auf dem Sterbebett das Erbe seines Vaters vermacht: drei blaue Elfensteine, die angeblich magische Kräfte besitzen. Daraufhin macht sich Wil, der wie auch Amberle keine Abneigung gegen das Fantastische hegt, auf den Weg, um seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Als er kurze Zeit später Eretria begegnet, muss er jedoch gleich die wichtigste Lektion des Aufbruchs lernen: Vertraue niemandem! Eretria betäubt ihn nämlich und macht sich danach mit seinen kostbaren Elfensteinen aus dem Staub. Früher oder später treffen die Protagonisten trotzdem wieder aufeinander. So findet Wil in Allanon einen Verbündeten, der sich mit ihm auf die Suche nach Amberle macht, die wiederum im Schutz der Dunkelheit Eretrias Nachtlager passiert und sich geschickt ihres Pferdes bemächtigt.

Freund oder Feind?

So viel zur groben Prämisse der Serie. Tatsächlich passiert noch viel mehr - immerhin erwacht hier gerade eine Fantasiewelt zum Leben. Und dieses Erwachen ist zweifelsohne der größte Spaß an The Shannara Chronicles. Wo Game of Thrones die Einschränkungen, die eine Serie im Gegensatz zu einem großen Fantasy-Blockbuster aus offensichtlichen Gründen (Budget, etc.) hat, geschickt mit eloquenten Dialogen kaschiert, pfeift Regisseur Jonathan Liebesman einfach auf die Limitierungen des Formats und zeigt alles, was diese reiche Welt zu bieten hat. Einzelne Sequenzen, wie etwa die finale Action-Szene mitsamt ihrem frechen Cliffhanger, mögen da zwar etwas unausgereift wirken. Was The Shannara Chronicles aber erstaunlich gut gelingt, ist, einen konsequenten Look zu kreieren, wie er - mit all seinen (un)gewollten Eigenheiten - auf heimischen Bildschirmen momentan nicht existiert. Gerade, wenn deutlich wird, dass die vier Lande aus den Ruinen der alten Welt entstanden sind und die Figuren einen abgestürzten Hubschrauber wie ein absonderliches Relikt aus vergangen Tagen betrachten, entfaltet der Pilot sein gesamtes Potential.

Entfesselte Fantasy mit MTV-Charme

The Shannara Chronicles ist mit Sicherheit alles andere als perfekt und King Immortan Joe würde sicherlich keine Sekunde lang zögern, um die fertige Pilot-Folge als "mediocre" zu bezeichnen. Wer sich allerdings nicht daran stört, dass die Adaption von Terry Brooks' Shannara-Saga ein extrem kurzweiliger Fantasy-Trip geworden ist, der vorzugsweise keine Fragen stellt, sondern lieber den Figuren folgt, wie sie - im absolut überhöhten, aber durchwegs ernsten Kampf gegen die Mächte der Finsternis - durch die Landschaft rennen, wird durchaus auf seine Kosten kommen. The Shannara Chronicle ist auf keinen Fall lächerlich, sondern sehr aufrichtig sogar, vorausgesetzt, der Zuschauer kann sich darauf einlassen.

Neben den üblichen verdächtigen Fantasy-Vorbildern musste ich außerdem sehr viel an Scream denken; auch ein MTV-Format, dessen Charme ähnlich unberechenbar für Stimmung sorgt. Sollte es den kreativen Köpfen hinter den Kulissen jetzt noch gelingen, die Geschichte einigermaßen auf Vordermann zu bringen, steht acht weiteren überaus unterhaltsamen Episoden nichts mehr im Weg. Und mit Until We Go Down  von Ruelle ist auch ein ordentlicher Song für die Titelsequenz vorhanden!

Und zack, Cliffhanger!

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