Stranger Things: Staffel 3 ruiniert Jim Hopper für immer

14.07.2019 - 09:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
David Harbour in Stranger Things 3Netflix
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In Staffel 3 von Stranger Things erleben wir einen deutlich veränderten Jim Hopper. Mit der Neuausrichtung der Figur bewegt sich die gefeierte Netflix-Serie auf dünnem Eis.

Spoiler zu Stranger Things Staffel 3: Trotz seinen immer gefährlicheren Monstern ist Stranger Things ein rundum wohliger Trip zurück in die 1980er Jahre. Die toll gecasteten Kids navigieren ganz ohne Smartphones durch schauerliche Parallelwelten, während die Songs auf der Tonspur und zahllose Referenzen das Tor ins Nostalgie-Paradies weit aufstoßen.

Erbaulich war in den ersten 2 Staffeln von Stranger Things insbesondere die Entwicklung und das Zusammenwachsen einiger Figuren. Dem Polizist Jim Hopper (David Harbour) etwa durften wir dabei zusehen, wie er sich nach mehreren Schicksalsschlägen zurück ins Leben kämpft.

Stranger Things Staffel 3: Die wichtigsten Beobachtungen zu Hopper

  • Hopper irritiert mit aggressivem, jähzornigem Verhalten, das im Verlauf der Staffel kaum hinterfragt wird.
  • Im Gegenteil dient er oft als Gag-Zulieferer und darf im Finale (zumindest vorläufig) als Held abtreten.
  • Als Vaterfigur steht Hopper damit jetzt auf wackeligen Beinen - und als potentieller Partner für Joyce (Winona Ryder) genauso.

Die neuen Folgen zeigen den einst liebenswerten Charakter ziemlich verändert, was der Serie nicht wirklich gut tut.

Jim Hopper in Stranger Things 3: Was zur Hölle ist passiert?

Stranger Things mit David Harbour

Stranger Things 3 hat ein großes Problem und es heißt Jim Hopper. Durch Staffel 3 poltert er zunächst als überspannter Helikopter-Vater, der die von ihm adoptierte Eleven (Millie Bobby Brown) und ihren Freund Mike (Finn Wolfhard) mit Drohungen und Nötigungen voneinander fern hält, obwohl die beiden Teenager ja wirklich nur ein bisschen knutschen.

Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn es gibt ja auch noch Joyce, den Bürgermeister Larry Kline (Cary Elwes) oder den knuffigen russischen Wissenschaftler Alexei (Alec Utgoff).

Hopper ist eine tickende Zeitbombe

Sie alle bringen im Handumdrehen die denkbar dunkelste Seite Hoppers zum Vorschein - eine Seite, die ansatzweise zwar durchaus schon in der geschundenen Figur gelodert haben mag, in der Art und Intensität ihres Ausbruchs jetzt aber trotzdem fragwürdig erscheint. Und wir dachten schon, die Wandlung von Daenerys zur Mad Queen in Game of Thrones sei viel zu plötzlich gekommen ...

Natürlich: Kline entpuppt sich als korruptes Ekel, Eltern dürfen besorgt um ihre Kinder sein und Jim beim Dinner ohne Absage einfach zu versetzen, ist nicht sehr nett von Joyce. Aber rechtfertigt all das auch, Hopper als tickende Zeitbombe in dieser Staffel zu platzieren, gegen die mitunter sogar der Mind Flayer harmlos wirkt?

Stranger Things zerstört in Staffel 3 eine seiner besten Figuren

Kein Knuddelbär mehr: Hopper in Stranger Things 3

In einer Serie, die vordergründig von jugendlichen Protagonisten lebt, deren innere Konflikte wiederum überschaubar bleiben, war Hopper bis hierhin im doppelten Sinne die wohl erwachsenste Figur. Seine Vergangenheit als Familienvater und Vietnam-Veteran ist geprägt von Verlust und Trauma, aber das hielt ihn nicht davon ab, vor unseren Augen mit kleinen Schritten als Persönlichkeit zu wachsen.

Hopper flüchtet sich zwar zeitweise in Alkohol und Drogen, vollständig verschluckt von seinen inneren Dämonen wurde er in vergangenen Staffeln hingegen gerade nicht. Vielmehr aktivierten Eleven und Will seinen Lebenswillen und retten ihn somit in gewisser Weise ebenso wie er seine Liebsten vor diversen Gefahren. In Stranger Things 3 scheint Jim nun in eine frühere Entwicklungsphase zurückzufallen, die es so nie gab.

Warum der Umgang von Stranger Things mit Hopper befremdlich ist

Heikel ist dabei wohlgemerkt nicht die Tatsache, dass uns die Serie mit toxischer Männlichkeit konfrontiert, sondern die Weise, wie sie es tut. Als zum Beispiel Joyce ihm von ihrer Beobachtung der Magneten erzählt, hätte der alte Hopper aufgehorcht - der neue aus Staffel 3 jedoch interessiert sich nur für den Lehrer Scott Clarke, mit dem Joyce (anstelle von eben Hopper) den vorigen Abend verbrachte. Der flapsige Ton der Szene überspielt, wie alarmierend Jims rasende Eifersucht in Wahrheit ist.

Schräg fühlt sich auch das Finale von Stranger Things 3 an, das ausgerechnet eine Katharsis für Hopper bereit hält. In der letzten Folge nämlich avanciert er nicht nur bei einer Explosion zum großen Held, sondern hinterlässt obendrein einen überraschend rührseligen Brief - ob er wirklich tot oder (wie einige Fans spekulieren) "nur" in den Fängen der Russen gelandet ist, spielt an der Stelle keine Rolle, denn sein Verhalten der gesamten Staffel wird in beiden Fällen erst einmal großzügig mit dem Kitsch-Mopp weggewischt.

Nicht ohne Grund also diskutiert das Internet gerade lebhaft über den Seriencharakter. Hier hat Hopper unter anderem die Aufmerksamkeit von Westworld-Star Evan Rachel Wood auf sich gezogen, die via Twitter  klare Worte für die Figur findet:

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Ihr solltet nie einen Typen wie den Cop aus Stranger Things 3 daten. Extreme Eifersucht und Gewaltausbrüche sind überhaupt nicht so schmeichelhaft oder sexy wie das Fernsehen es euch weismachen möchte. Das ist alles.

Freilich könnten wir uns jetzt mit der Feststellung behelfen, dass Jim Hopper nun einmal ein komplexer Zeitgenosse ist und menschliches Tun auch im echten Leben nicht immer Sinn ergibt. Doch das wäre viel zu einfach und obendrein ein Freibrief für jedes erdenkliche Verhalten einer Person in Film oder Fernsehen.

Sogar eine Serie, die von alternativen Dimensionen und Monstern handelt, kann Geschlechterbilder reflektieren oder muss uns toxische Männlichkeit zumindest nicht als lustig und cool verkaufen. Sollte es mit Hoppers Geschichte wirklich noch weitergehen, werde ich Stranger Things 3 bis zum Start der 4. Staffel hoffentlich vergessen haben.

Wie steht ihr zur Entwicklung von Hopper in Stranger Things?

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