Game of Thrones: Die Entwicklung von Daenerys ist vollkommen sinnlos

26.05.2019 - 09:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Daenerys in Game of ThronesHBO
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Staffel 8 von Game of Thrones hatte die Aufgabe, zahlreichen Figuren ein würdiges Ende zu geben. Gerade die Entwicklung von Daenerys ist aber ein Streitthema.

Achtung, Spoiler zur 8. Staffel von Game of Thrones. Der Wandel von Daenerys zur irren Königin in Staffel 8 von Game of Thrones hat einen Feuersturm der Kritik ausgelöst. Ihr gnadenloses Massaker an der Königsmund-Bevölkerung verursachte breites Kopfschütteln - und das zu Recht.

Daenerys musste für diesen Eroberungs-Akt büßen. In der finalen Game of Thrones-Folge wird sie deshalb von ihrem Liebhaber und Neffen Jon Schnee getötet. Damit erlebte die Figur ein konsequentes Ende für eine inkonsequente Charakter-Entwicklung.

Daenerys musste in Game of Thrones sterben

Nach der Entscheidung, Königsmund in Folge 5 der 8. Staffel dem Erdboden gleich zu machen, war eines klar: Daenerys musste sterben. Selbst, wenn wir uns alle Gräueltaten in der Geschichte von Game of Thrones vor Augen führen, ist das Massaker an der gesamten Königsmund-Bevölkerung unvergleichbar und offensichtlich für kaum eine Figur nachvollziehbar.

Daenerys' Wahnsinn ist für viele Fans nicht nachvollziehbar

Die Frage war bloß, wer den Königinnen-Mord verüben würde. Arya, Tyrion und Jon waren allesamt aussichtsreiche Kandidaten. In Folge 5 der 8. Staffel veranschaulichte die Regie immer wieder, wie fassungslos die Charaktere angesichts der sterbenden Zivillisten waren. Dass die Wahl letztendlich auf Jon fiel, ist ebenfalls nachvollziehbar, schließlich war er von den drei Genannten der engste Vertraute der Drachenmutter und kam daher leicht an sie heran.

  • Hoffnungen zerschmettert: Game of Thrones-Fans müssen lange auf Nachschub warten

Im Verlauf von Folge 6 musste der Tod eintreten und das tat er. Doch warum kam es überhaupt so weit? Immer wieder hatte Daenerys proklamiert, eben nicht Cersei zu sein, die die Septe in die Luft sprengt. Eben nicht ihr Vater zu sein, der im Wahn "Tötet sie alle!" ruft. Nicht die Königin der Asche zu werden.

Daenerys' Wahnsinn wurde nicht genug vorbereitet

Natürlich: Daenerys' kaltherzige Ader war schon immer sichtbar. In Staffel 1 reagiert sie beispielsweise eigenartig fasziniert, als ihr Mann Khal Drogo ankündigt, Steinhäuser in Westeros abzureißen und Frauen zu vergewaltigen. Die Game of Thrones-Showrunner David Benioff und D.B. Weiss verwiesen nach der vorletzten Folge der 8. Staffel ebenfalls auf eine frühe Szene in der Serie. Darin setzt Daenerys einen emotionslosen Blick auf, während ihr Bruder elendig verreckt.

Wie viel Wahnsinn steckte bereits in Daenerys?

Dennoch: Für jede Szene, in der die herzlose und teils grausame Seite von Daenerys hervorstach, bemühte sich die Serie um ein empathisches Bild der Drachenmutter. Noch in Staffel 7 proklamierte sie, nicht die Königin der Asche sein zu wollen. Auch vor den besiegten Lannister-Soldaten tat sie vermeintliche Pläne, ihre Häuser nieder zu brennen, als Lügen von Cersei ab.

Daenerys hat vor Staffel 8 zudem nie unschuldige Zivillisten ermordet. Jede grausame Entscheidung war an ein klares Motiv gekoppelt - sei es, Sklaven zu befreien oder (nach eigenen Vorstellungen) Gerechtigkeit herzustellen.

Die plötzlichen Schicksalsschläge, die Daenerys in Staffel 8 im Zeitraffer erlebte, wirken in der Rückschau wie eine unglaubwürdige Rechtfertigung zum Irre-Werden. Schließlich hatte sie die Belagerung bereits gewonnen und richtete dennoch unnötiges Leid an.

Der Tod von Daenerys hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack

Das Ende der Sturmtochter ist aber nicht nur wegen der inkonsequenten Figuren-Entwicklung problematisch. Dem Zuschauer wird damit auch eine fatalistische Botschaft präsentiert.

Der irre König Aerys II.

Die Wurzeln des Wahnsinns liegen in der Familie. Daenerys ist die Tochter von Aerys II. Targaryen, dem irren König. Den Namen hat er sich redlich verdient, da er einst während der Belagerung von Königsmund die gesamte Stadt mit Seefeuer verbrennen wollte. Damals erstach ihn der zur Königsgarde gehörende Jaime Lannister, um das Unheil zu stoppen. Der Tod von Daenerys in der finalen Folge ist nun offensichtlich ein Spiegelbild dieses Vorfalls. Schließlich starb auch sie im Thronsaal durch die Hand eines Vertrauten.

Game of Thrones zeigt uns am Ende eine Figur, die sich nicht wehren konnte. Die alles unternahm, um nicht das selbe Schicksal wie ihr Vaters zu erleiden und dennoch scheiterte. Damit wird die Drachenmutter zur Tochter eines Wahnsinnigen degradiert, statt uns ein unabhängiges Individuum zu zeigen. Daenerys hat den Wahnsinn geerbt und so drang dieser irgendwann notwendig nach außen.

Daenerys: ganz der Papa?

Im echten Leben ist genetische Veranlagung nie ein Garant für Charakterentwicklung. In der Welt von Game of Thrones offenbar schon.

Staffel 8 bietet einen forcierten Twist statt Nachvollziehbarkeit

Der Umstand, dass Daenerys irre wird, ist dabei noch das geringste Problem. Als Zuschauer müssen wir Entwicklungen nachvollziehen können. Die Serie hätte uns besser veranschaulichen müssen, wie äußere Einflüsse, innere Konflikte und Zielstrebigkeit trotz Idealismus im Wahnsinn kulminieren. Stattdessen haben wir in den letzten Folgen eine 180 Grad-Wendung einer eigentlich idealistischen Persönlichkeit geboten bekommen.

Mit dem Serientod von Daenerys starb ein einst komplexer Charakter als bloßes Abbild seines Vaters. Das alles wird einer Figur nicht gerecht, die wir 8 Staffeln lang lieben gelernt haben. Möge sie in Frieden mit ihren verstorbenen Drachen ruhen.

Wie steht ihr zum Schicksal von Daenerys in Game of Thrones?

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