Nach den tollpatschigen Antihelden, düsteren Dystopien und mächtigen Mutanten widmen wir uns heute einer der wohl ambitioniertesten Comicreihen-Adaptionen der letzten Jahre: dem Marvel Cinematic Universe. Dieses Mammutprojekt, das mit der Veröffentlichung von Iron Man im Mai 2008 startete und bereits acht veröffentlichte Kinofilme (vier weitere sind bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt abgedreht, in Produktion oder in Planung), fünf Kurzfilme und eine Fernsehserie umfasst, ist bislang das dritterfolgreichste Filmfranchise überhaupt – und dabei ist ein Ende des Erfolges noch lange nicht in Sicht.
Dieses Marvel-Universum stellt dabei anfangs verschiedene Helden, darunter Hulk, Iron Man und Thor, in verschiedenen Filmen separat voneinander vor, bis diese dann (in einer ersten Phase) schließlich in einem gemeinsamen Film zu einem gemeinsamen Abenteuer zusammenfinden. Strukturell erinnert diese Herangehensweise an die ursprüngliche Welt der Marvel-Comics selbst, in der Thor und Co. zunächst in ihren eigenen Comicbüchern Abenteuer bestreiten und schließlich in der Zusammenkunft Die Rächer (The Avengers) kollaborieren. Insgesamt bereiten in der Ersten Phase> des Marvel Cinematic Universe fünf Kinofilme den Weg für das erste große Finale in Marvel’s The Avengers vor, wohingegen sich die Filme in der Zweiten Phase mit den Auswirkungen des ersten Showdowns auseinandersetzen und zugleich auch auf den nächsten Höhepunkt hinarbeiten. Die Erzählstruktur des gesamten Projekts, dessen Ausmaße noch nicht in Gänze abzusehen sind, ist dabei wie schon bei vorherigen Filmreihen serieller Natur, wobei die Besonderheit in den vielen parallelen Handlungssträngen und den unterschiedlichen Superhelden liegt. Diese ermöglichen zum einen das unabhängige Funktionieren eines jeden einzelnen Films vom Rest des Franchises, während sie zum anderen aufgrund der unzähligen Querverweise und Film-übergreifenden Charaktere als Gesamtprojekt betrachtet werden können und die Reihe als das Mammutprojekt offenbaren, das es eigentlich ist. Doch auch wenn die verschiedenen Superheldenfilme also durchaus eine alleinige Existenzberechtigung besitzen, erschließt sich der vollständige Sinn der ambitionierten Produktion erst im Blick auf das gesamte Projekt. Am Ende ist das Ganze eben doch mehr, als die Summe seiner Teile.
Die Helden stellen sich vor
Seinen Anfang nahm das gewaltige Marvel-Projekt mit der Comic-Adaption Iron Man von Regisseur Jon Favreau, der damit den ersten von Marvel in Eigenfinanzierung produzierten Film auf die Leinwand brachte. Wie auch bei den (meisten) darauffolgenden Produktionen beweist Marvel hier das richtige Händchen in puncto Rollenauswahl. Da für das geplante Projekt eine längere Zusammenarbeit von Nöten war, brauchte Marvel für die Rolle des Tony Stark einen Schauspieler der zweierlei Eigenschaften vereinte: zum einen das nötige Charisma, um ein und die selbe Rolle über mehrere Filme hinweg überzeugend zu verkörpern und damit die Produktion nahezu alleine tragen zu können und zum anderen das Engagement (und die Zeit) für die Filme zur Verfügung zu stehen. Mit Robert Downey Jr. schien letztendlich der richtige Schauspieler für die Rolle gefunden, was der Erfolg von Iron Man und dem Sequel Iron Man 2 auch finanziell bestätigte. Nicht so viel Glück hatte das Studio mit ihrer Rollenwahl für Der unglaubliche Hulk, da Edward Norton angeblich nicht genug Eifer für die Rolle mitbrachte. Nichtsdestotrotz ist der Film von Louis Leterrier für die Entwicklung des Marvel Cinematic Universe von großem Wert, denn zum Ende hin wird dem Zuschauer erstmals ein Hinweis auf die kommende Rächer-Initiative offenbart, indem kein geringer als Tony Stark den Wissenschaftler Bruce Banner zum Gespräch bittet.