Regisseure, die ihren Rahmen sprengen

08.11.2011 - 08:50 Uhr
Roland Emmerich verfilmt Shakespeare statt Weltuntergang
Columbia Pictures
Roland Emmerich verfilmt Shakespeare statt Weltuntergang
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Diese Woche läuft Anonymus von Roland Emmerich an. In diesem Film wird vor allem eines gemacht: viel gesprochen! Es gibt noch andere Regisseure, bei denen gewisse Filme auf den ersten Blick einfach nicht ins Bild passten.

Roland Emmerich ist der Master of Desaster. Er entwirft in den buntesten Farben die hanebüchensten Weltuntergänge. Von Alien-Invasionen bis hin zu mannigfaltigen Naturkatastrophen hat der Regisseur eigentlich so alles, was wirklich gefährlich werden kann, schon inszeniert. Emmerich ist nicht der erste Filmemacher, der uns einfällt, wenn wir an die Verfilmung einer wissenschaftlichen Debatte über die Authentizität der shakespearschen Schriften denken. Doch genau dieses Thema behandelt der gebürtige Baden-Württemberger in seinem neuen Film Anonymus.

In einem üppigen Historienfilm entwirft er die Möglichkeit eines Alternativ-Shakespeare. Damit schockt er zwar nicht die Literatur-Welt, die diese These schon einige Zeit kennt, doch allemal überrascht er die Filmwelt. Mit einem so dialoglastigen Intrigen-Film in elisabethanischer Kulisse hätte wohl niemand wirklich gerechnet. Gerade scheinbar festgefahrene bzw. leicht einzuordnende Regisseure neigen dazu, uns durch ihre Entscheidungen zu überraschen. Hier sind ein paar Anregungen in Sachen Regisseure, die aus dem Rahmen springen. Vielleicht fallen euch ja auch noch ein paar ein.

Robert Rodriguez und die Kinderfilme
Robert Rodriguez hatte sich mit El Mariachi, Desperado, From Dusk Till Dawn einen so schönen, blutigen Rahmen gebaut. Mit seinem Kinder-Agenten-Film Spy Kids ist der Self-Made-Regisseur unbeeindruckt wieder herausgesprungen. Der B-Movie-Fanatiker eröffnete sich mit dem Kinderfilm ein eigenes familiäres Shizophrenie-Franchise. Er macht auch weiterhin noch blutiges B-Movie-Kino vom Feinsten, was er zuletzt mit Machete beweisen konnte. Doch mit Spy Kids 4D – Alle Zeit der Welt kommt bald auch der nächste Teil der unschuldig schrillen Familienaction in die Kinos. Definitiv überrascht der Mann mit diesem Format, ob positiv oder negativ ist eine andere Frage.

Peter Jackson – Blut, Schleim, Zombies und Kate Winslet
Peter Jackson hat sich ähnlich wie Rodriguez gleich zu Beginn seiner Karriere auf eine ganz pikante Richtung des Films eingelassen. Sein Erstling Bad Taste dreht sich um die Auslöschung eines Dorfes durch Aliens, die das Menschenmaterial für ihre Fast-Food-Kette antesten möchten. In Meet the Feebles nimmt Peter Jackson Jim Henson auf den Arm. Es handelt sich um eine Art Puppenshow, in der es v.a. um Sex, Pornos, Gewalt und Drogen geht. Braindead, Peter Jacksons Nummer 3, ist schon zu einer modernen Referenz geworden. Die Splatter-Persiflage ist so reich an liebevollem Pudding-Blut und einzigartiger Stimmung, dass es nicht einmal den Rasenmäher gebraucht hätte, um den Film kultig zu machen.

Wie dem auch sei. 1994 bewies Peter Jackson, dass er auch ganz anders konnte. Mit Heavenly Creatures – Himmlische Kreaturen gewann er in Venedig den Silbernen Löwen für die beste Regie. Die Geschichte einer intensiven Beziehung zweier Mädchen, die sich zusammen eine Welt bauen und bereit sind, für diese alles zu opfern, beruht auf einer wahren Begebenheit: keine Alien-, Puppen-, oder Zombie-Geschichte, sondern echte Menschen. Wir sehen Kate Winslet in ihrer ersten Kino-Rolle und in einer radikalen, bewegenden Geschichte. Nach Braindead hat damals bestimmt nicht jeder mit so einem Film gerechnet.

Uwe Boll – “Wenn einer ‘n Image hat, er is’ Scheiße, wie ich z.B….
Uwe Boll ist promovierter Literaturwissenschaftler. Und er macht gerne Filme. Dafür hassen ihn viele. Vor allem für Adaptionen eher mittelmäßiger Videospiele ist er in vielen Kreisen zutiefst verachtet. Ein Computerspiele-Tester rief 2008 eine Petition ins Leben, die den Regisseur Dr. Uwe Boll davon abhalten sollte, weiterhin Filme zu drehen. Dass Uwe Boll Filme und das Filmemachen liebt, ist aber einfach schwerwiegender: Schon 2006 forderte der Filmemacher seine fünf größten Kritiker zu einem Boxkampf heraus. Er gewann fünf Mal. Uwe Boll ist ein resistenter Siegertyp. Und mit Rampage – Rache ist unbarmherzig hat er 2009 seinen hart erkämpften Titel des schlechtesten Regisseurs aller Zeiten abgelegt.

Eigentlich wird Uwe Boll von allen Kritikern blind gehasst. Doch Rampage entlockte einem Gros andere Reaktionen. Viele sahen einen soliden Action-Film, der pur und ehrlich daherkommt und gleichzeitig den Blick öffnet, dass hinter der Figur ein filmisches Talent liegen könnte (twitchfilm.com). Andere sehen in Rampage sogar den Beweis, dass Uwe Boll wohl nur noch ein paar Filme braucht, um endlich ein Meisterwerk zu landen. Ein Mann erfindet sich selbst neu und kämpft um sein Recht, Filme zu drehen. Uwe Boll schreibt mit seinem Leben Filmgeschichte. Genau wie Ed Wood

Tim Burton – Was war da mit Planet der Affen?
Apropos Ed Wood: Tim Burton, dieser sympathische Mann, hat mal einen Film gemacht, über Ed Wood, über diesen schlechtesten Regisseur der Welt. Ed Wood liebte Filme, er konnte sie nur nicht wirklich drehen. Tim Burton ist da anders. Er liebt Filme nicht nur, sondern beweist regelmäßig seine Fähigkeiten als erfolgreicher Regisseur eigener Filme. Doch ein Projekt wurde zu seinem ganz persönlichen Ed Wood-Erlebnis: Planet der Affen. Egal wie sehr er das Original Planet der Affen mit Charlton Heston liebt, sein eigener Planet der Affen mit Mark Wahlberg konnte nicht wirklich überzeugen.

Von der Ambivalenz des ursprünglichen Films sei in Burtons Film nichts mehr zu sehen, schrieb der Spiegel. Mark Wahlberg verkörpere nur die eindimensionale, ignorante Politik eines George W. Bush und der ganze Film strahle nichts von der düster-verqueren Eigenheit übriger Burton-Filme aus. Schön zu wissen, dass diesem ganz und gar untyptischen Film Big Fish – Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht, ein zauberhafter Burton folgte.

Was für Regisseure, die ihren Rahmen gesprengt haben, fallen euch so ein?

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