Mein dreimonatiges Dinner bei moviepilot

01.07.2015 - 16:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Die berühmte Diner-Szene aus Pulp Fiction veränderte mein cineastisches Bewusstsein.
StudioCanal/Arthaus
Die berühmte Diner-Szene aus Pulp Fiction veränderte mein cineastisches Bewusstsein.
3
10
Wie aus einer ersten Film-Erinnerung an Pulp Fiction in meiner frühen Jugend eine wahre Liebe wurde, werdet ihr heute von mir erfahren. Diese Liebe geht von der Herr der Ringe-Trilogie, über Klassiker wie Psycho, bis hin zu Kontroversen wie Irreversibel.

Schon früh durfte ich in den Genuss des Mediums Film kommen und so kam es nicht zu selten vor, dass ich als Kleinkind fauchend durch die Zimmer kroch und mich als Tiger Shir Khan ausgab. Doch nicht nur mit Disney-Filmen kam ich damals in Berührung, denn meine erste Film-Erinnerung ist die eröffnende Diner-Szene aus Pulp Fiction, die ich heimlich mitverfolgte. Und so brannten sich Pumpkin und Honey Bunny als wegweisendes Gangster-Pärchen in mein noch junges Gehirn ein.

In meiner Jugend bestand dann mein Lebensinhalt fast schon klassisch aus Der Herr der Ringe und Krieg der Sterne und dort wurde mir dann die Wichtigkeit guter Schauspieler bewusst. Christopher Lee beispielsweise imponierte mir sowohl als Count Dooku als auch in der Rolle Saruman. Auch die Coolness eines Orlando Bloom als Legolas hatte es mir angetan. Fortan wurden Filmlexika und diverse Internetseiten durchforstet und schon bald hatte ich einen groben Überblick über die großartige Welt des Films. Dieser Wissensdurst ging dann so weit, dass ich in meiner Facharbeit in der Schule über die Auswirkungen des New Hollywood-Kinos auf die heutige Zeit schrieb. Mit Taxi Driver und Bonnie und Clyde wurde die Brücke zur etwas älteren Filmwelt der 60er Jahre geschlagen und ich wurde alles andere als enttäuscht. Ich finde es faszinierend, wie es schon damals Filmemachern gelang, bestimmte Emotionen perfekt einzufangen und auch hervorzurufen: Der pure Wahnsinn in Apocalypse Now und der subtile Grusel in Psycho. Eine derartige Intensität hat man seither selten gesehen.

Mein wachsendes Alter ging Hand in Hand mit meiner filmischen Reifung und so hatte ich bald außergewöhnlichere Filmemacher wie die Coen-Brüder und Paul Thomas Anderson auf dem Schirm. Ein wegweisendes Jahr dafür war 2007. Der künstlerische Wert, den ein Film vermitteln kann, wurde mir bei There Will Be Blood zum ersten Mal richtig bewusst. Es war herrlich zu beobachten, wie Bild und Ton gleichzeitig eine Dissonanz und eine Einheit bilden konnten. Die Charakterdarsteller wurden für mich zu großen Ikonen und verdrängten die altbekannten Action-Stars von meinem Fernseher. Wenn wir schon einmal bei großen Ikonen sind, muss ich mich an dieser Stelle als großer David Lynch-Fan outen. Meines Erachtens liefert er Kino in seiner reinsten Form. Mich erstaunt seine kryptische Ideenvielfalt bei jeder erneuten Sichtung eines seiner Filme.

Ich muss jedoch bei aller Liebe auch einige Abzüge machen. Die schier nicht enden wollende Flut von seichter Unterhaltung, die oft auf einem sehr mäßigen Drehbuch mit ebenso mäßigen Schauspielern beruht, gibt mir genug Anlass zur Kritik. In diesem Kontext fällt mir Adam Sandler ein, der dafür ein Paradebeispiel ist. Derartige Filme werden von mir konsequent ignoriert, wobei ich ihnen alle paar Jahre eine Chance gebe. Letztens wurde Melissa McCarthy durch einen solchen Anflug der Gutmütigkeit wieder um ein paar Euro reicher, da ich mir fahrlässigerweise Spy - Susan Cooper Undercover im Kino ansah.

Aktuell bewegen mich Filme der "Kino kontrovers"-Reihe (besonders Irreversibel und Ex Drummer) und auch Marvels Superheldenabenteuer gewinnen immer mehr an Bedeutung - nicht zuletzt wegen Deadpool, der ja seinen großen Auftritt auf der Leinwand noch haben wird. Ebenso sollten die kommenden Mad Max-Filme nach dem rasanten Trip auf der Fury Road sehr interessant werden. Und so beruhigt es mich, dass es in der Welt der Filme immer wieder Menschen geben wird, die das Kino nachhaltig verändern werden. Ich kann hier natürlich nicht alle meine Lieblingsfilme und -schauspieler aufzählen, denn die Liste ist viel zu lang. Doch ich hoffe, ihr habt jetzt einen kleinen Eindruck von mir und wisst, mit wem ihr es zu tun habt, wenn ihr in den nächsten drei Monaten hoffentlich viele Artikel und Features von mir lest.


Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News