König der Löwen: Hallo, Animationswunder - Tschüss, geliebte Figuren

13.04.2019 - 11:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Der König der Löwen: Realistische Animation vs. HerzDisney
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Der König der Löwen lässt die Zuschauer im neuen Trailer einmal mehr über seine Animation staunen. Doch was passiert, wenn hinter all den erstaunlichen Effekten das Herz des Disney-Originals verschwindet?

Der erste lange Trailer zum Disney-Remake Der König der Löwen hat mich mit offenstehendem Mund zurückgelassen. Was für Effekte! Welche Detailgenauigkeit! Wie realistisch das alles wirkt! Trotz bekannter Songs, übernommener Szenen des Originals und einigen Gänsehautmomenten fehlt mir aber etwas. Doch was genau ist dieses gewisse Etwas? Jeder Kinogänger weiß: Ein Film ist nicht nur seine Oberfläche. Doch gibt es nach allem, was wir zur König der Löwen-Neuverfilmung wissen, Grund zur Sorge, dass dem Remake vielleicht das Herz des Originals fehlt?

Sprechende Löwen: Die Angst hinter dem Staunen

Was bei Betrachtung des neuen langen Trailers des König der Löwen-Remakes auffällt: Wir hören die Stimmen vieler Figuren (Scar, Mufasa, Timon und Pumba), aber noch immer sehen wir die Tiere nicht sprechen - nicht wirklich. Zwar führen ihre über die Bilder gelegten Erzählerstimmen uns durch den Trailer, doch die zweimal kurz zuckenden Lippen von Simbas bösem Onkel rechtfertigen das Wort Sprache noch lange nicht. Wenn wir uns im Vergleich dazu an Disneys Remake The Jungle Book erinnern: Der erste Teaser zeigte damals auch fast nur Tiere ohne Sprache, doch der lange Trailer präsentierte sie uns schließlich redseliger denn je.

Genau diese immer noch optische Sprachlosigkeit beim König der Löwen-Remake ist aber ein spannender und zugleich beunruhigender Punkt, denn bei allem angestrebten Fotorealismus echt wirkender Bilder bleibt der Umstand, dass Löwen eigentlich nicht sprechen, ein Fallstrick für das Staunen. Alles, was die Werbekampagne von König der Löwen bisher hervorbrachte, befeuerte die Begeisterung an der überzeugenden Animation. Doch was, wenn am Ende die Mundbewegungen der Tiere inmitten dieser ersehnten Realitätsnähe lächerlich wirken?

Der König der Löwen: Eine unmögliche Brücke zwischen Zeichentrick und Realismus?

Der König der Löwen: Ein redender realistischer Scar?

Natürlich hat ein Zeichentrickfilm ganz andere Freiheiten im Umgang mit seinen Figuren: Hier kann Mimik gefahrlos überspitzt und Löwen menschliche Gestik zugeschrieben werden. Bei Disneys Live Action-Remakes sieht das schon anders aus. Dumbo umging diese Herausforderung zuletzt einfach mit stummen Tieren. Bei Jon Favreaus vorangegangener Disney-Erfahrung The Jungle Book überzeugten mich die realistischen sprechenden Tiere am Ende trotz allem positiv. Aber für Disneys Dschungelbuch war meine Leidenschaft für die Vorlage auch nie so groß wie für den Zeichentrick-König der Löwen. Die Fallhöhe der Enttäuschung ist damit ungleich höher.

Im günstigsten Fall bedeutet die weiter aufgeschobene Präsentation sprechender Tiere, dass die Remake-Macher stetig weiter heimliche Verbesserungen an ihrem Film vornehmen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Im schlimmsten Fall aber ist die Sprache nur die offensichtlichste Schnittstelle, an der Realismus-Liebe und Animation mit Herz unversöhnlich aufeinanderprallen.

König der Löwen: Wo Wirklichkeit aufhört und ein Charakter anfängt

Der König der Löwen: Mufasa und Simba

Moviepilot-User aul15 beschreibt seinen Eindruck vom König der Löwen Trailer so: "Es mag komisch klingen, aber mir persönlich sieht das schon zu gut und realistisch aus. Wirkt wie eine Tier-Doku über die eine Synchronspur gelegt wurde." Doch natürlich wollen wir keine Löwen-Doku sehen, sondern die berührende Geschichte eines Jungen, der in seine königliche Verantwortung erst hineinwachsen muss.

Eine bewegende Erzählung ist aber immer auch stark an ihre emotional tiefgründigen Charaktere geknüpft. Das König der Löwen-Remake könnte trotz kopierter Geschichte die ausdrucksstarke Figuren-Mimik des Originals nun der Wirklichkeitstreue opfern. Wenn das passiert, wäre es der hochgelobte animierte Realismus, der die Liebenswürdigkeit und Sympathien der Vorlage untergräbt - Gefühle, die zugunsten der Technik auf der Strecke bleiben. Drastisch formuliert:

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Lasst mich die Probleme mit dem König der Löwen-Remake illustrieren. Alter vs. neuer Film: Einer ist die fröhliche Erschaffung eines künstlerischen Ausdrucks, der andere ein aufgeblasenes, seelenloses CGI-Chaos. [Im Original] kannst du den Stolz des Trios und Simbas Angst sehen. Aber jetzt? Gar nichts.

Der König der Löwen muss Technik und Herz versöhnen

Alle beeindruckende Technik und alle gebrochenen Trailer-Rekorde werden dem König der Löwen nichts nützen, wenn dabei das Herz und die Wärme der Figuren verloren gehen. Bis zum deutschen Kinostart von Der König der Löwen am 18.07.2019 ist es natürlich noch ein bisschen hin und bis dahin kann in der Postproduktion viel passieren.

Noch werde ich meiner Vorfreude nur aufgrund von Trailern, die Tiere nicht beim Sprechen zeigen, keinen Riegel vorschieben. Noch kann sich das Remake als Disneys Fluch oder Segen entpuppen. Noch weiß ich nicht, ob die liebenswerten Figuren meiner Kindheit vom CGI-Wunder der Gegenwart geschluckt werden.

Was letztendlich verloren geht - ob es nur Scars Aussehen, eine ausgedünnte Farbpalette  oder doch die gesamte Magie des Originals ist - wird der Kinobesuch zeigen. Bis dahin werde ich die Unterschiede von Zeichentrick- und Remake-Figuren akzeptieren und weiter hoffen, dass die Neuverfilmung des Königs der Löwen ihr Herz noch nicht vollständig gezeigt hat und stattdessen die alte Geschichte mit der neuen Animation versöhnt. Dann werde ich hoffentlich auch nach dem Kinobesuch mit offenem Mund das Kino verlassen.

Glaubt ihr, dass Disneys König der Löwen-Remake seine perfekte Animation auf die Tatzen fallen könnte?

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