Kevin Costners Yellowstone-Abschied ist das Beste, was der Serie passieren konnte

14.11.2024 - 11:01 Uhr
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Folge 9 der 5. Staffel Yellowstone hat zur Rückkehr so manche Gemüter erhitzt. Aber die Serie macht das Beste aus Kevin Costners Ausscheiden und nutzt die Wendung sogar für einen positiven Dreh.

Achtung, es folgen massive Spoiler zur Yellowstone-Rückkehr von Staffel 5, Folge 9: Nach fast zwei Jahren Wartezeit ist der Western-Serienhit Yellowstone mit Staffel 5b zurückgekehrt und kann auch in Deutschland zeitnah gestreamt werden. Doch der Schock, wie die Serie Abschied von Hauptdarsteller Kevin Costner nimmt, kommt gleich zu Beginn: Nach 7 Minuten ist John Dutton nur noch eine Leiche – ermordet.

Den erzürnten Reaktionen auf John Duttons Tod kann ich allerdings nur widersprechen: Im Midseason-Auftakt holt Yellowstone das Bestmögliche aus einer vertrackten Situation heraus.

Yellowstone fackelt in Staffel 5 nicht lange, John Dutton zu töten – und das ist gut so

Eine einzige stille Szene im friedlichen Stall der Yellowstone-Ranch läutet Episode 9 ein. Dann prescht die 5. Staffel an der Seite von Beth Dutton (Kelly Reilly) direkt ins gefürchtete Territorium vor – und klärt die bereits lange schwelende Ungewissheit, wie Kevin Costner aus Yellowstone ausscheidet: John Dutton wurde erschossen. Im Gouverneurshaus von Montana sehen wir seine Leiche nur kurz angeschnitten. Das eigentliche Drama spielt sich in den Gesichtern der Geschwister Beth und Kayce (Luke Grimes) ab, die den Verlust des Vaters nicht fassen können. Erst dann springen wir in der Zeit zurück, um die Brücke zur 8. Folge zu schlagen.

Trotz des gerade im Netz widerhallenden Aufschreis zum Tod des Dutton-Patriarchen ist es ein Gnadenakt, dass Yellowstone gleich in den ersten Minuten zur Sache kommt. Die Serie reißt das Wundpflaster ab und beantwortet die wichtigste Frage zuerst – damit wir anschließend trauern und nach vorn schauen können.

Kaum ein Yellowstone-Fan wird wohl im letzten Jahr an der Meldung vorbeigekommen sein, dass Kevin Costner nach der Staffel 5-Halbzeit nicht mehr zur Hitserie zurückkehren würde. Egal ob man sich bei dem Zerwürfnis zwischen Serienschöpfer und Star auf die Seite von Taylor Sheridan oder Kevin Costner stellt (ich persönlich fühle mich als Scheidungskind und verfluche einfach beide als sture Böcke): Dieser Yellowstone-Streit ist ein Trauerspiel und hat die Serie verändert. An Costners Abwesenheit können wir als Zuschauende aber nichts ändern. Wir können nur beurteilen, was die Serie aus dieser Entwicklung macht.

Kevin Costners Abschied stellte Yellowstone vor eine unmögliche Situation – doch die Serie löst sie bestmöglich

Natürlich war ich zunächst traurig, dass externe Faktoren und persönliche Querelen die Western-Serie auf der Höhe ihres Erfolgs entgleisen ließen. Doch bei allem Wehklagen: Wie hätte Yellowstone den Ausstieg des größten Stars anders lösen sollen, als mit dem logischen und früh angedeuteten Tod der Hauptfigur?

Sogar Kevin Costner sah diese Lösung als besten Ausweg, selbst wenn er seinen Figurentod am Ende nicht persönlich drehte. Die Alternativen wären alle noch unbefriedigender gewesen: Ein neu besetzter Schauspieler oder John Duttons plötzliche Abwesenheit in "seiner" Serie hätten mich mehr gestört als der radikale Schritt seiner Serien-Hinrichtung.

Hoffte ich bis zuletzt auf einen Costner-Gastauftritt zur (tödlichen) Abrundung seiner Geschichte? Natürlich. Aber auch nach seinem Tod bleibt John Dutton die Antriebsfeder der Handlung. Damit zollt die Serie Costner Tribut und spiegelt zugleich die Wut des Publikums in der Wut der Figuren. Yellowstone-Regisseurin Christina Voros. die John Dutton in den neuen Folgen weiter als "wesentlichen Bestandteil der Geschichte" beschrieb, dürfte also Recht behalten. Selbst wenn der Patriarch diesen Mittelpunkt jetzt nicht mehr aktiv ausfüllt, sondern mit seinem Tod stattdessen Rachegelüste und Vermächtnis-Streits lostritt.

Am meisten überrascht mich jedoch jetzt, wo es wirklich passiert ist, dass Yellowstone von dem Tod sogar profitiert: Weil Bewegung in eine Serie kommt, die zuletzt in den immer selben Muster agierte.

Kevin Costners Yellowstone-Ausstieg hat einen positiven Nebeneffekt

So absurd das angesichts der frischen Trauer klingen mag: John Duttons Dahinscheiden bringt Yellowstone endlich voran. Schon die allererste Folge stellte in Staffel 1 die Frage, wer das Erbe der Dutton-Ranch antreten würde: Außenseiter Kayce (Luke Grimes), Politiker Jamie (Wes Bentley) oder Eiskönigin Beth (Kelly Reilly)? Oder vielleicht Johns rechte Hand Rip (Cole Hauser)? Folge 9 der 5. Staffel marschiert plötzlich wieder klar auf dieses Ziel zu und heißt nicht umsonst "Begierde ist das einzige, was zählt".

Die Frage nach der Dutton-Nachfolge hat die Serie 5 Staffeln lang aufgeschoben, weil John Dutton trotz mehrerer Nahtoderfahrungen den Anführer-Cowboyhut immer aufbehielt. Und so gern ich im Kampf gegen immer neue Staffel-Gegner:innen mitfieberte: Die Aussicht, die Ursprungsfrage des Familienerbes durch Kevin Costners Ausscheiden nun endlich zu klären, ist noch aufregender. Das Game of Thrones von Montana steht kurz vor dem großen Thronwechsel und deshalb gibt es für mich als Zuschauerin gar keinen Grund, mit Costners Ausstieg ebenfalls das Handtuch zu werfen.

Denn so sehr der Star immer das Aushängeschild der Serie war: Yellowstone ist keine reine Kevin Costner-Show. Ich mag anfangs für ihn eingeschaltet haben, aber ich blieb wegen der anderen mitreißenden Figuren. Das hat sich nicht geändert. Eher im Gegenteil: Ich will jetzt mehr denn je sehen, wie Beth mit Rip Jagd auf Jamie macht, der den Tod seines Vaters durch Fixerin Sarah Atwood (Dawn Olivieri) herbeigeführt hat. Ich will miterleben, wie Kayce sich endlich für eine Seite entscheidet. Ich will genießen, wie der ölige Jamie versucht, sich aus der Schlinge zu ziehen. Und durch den Verlust ist klar: Diesmal geht es wirklich ums Ganze und weitere Tote sind unvermeidlich.

Als die verbliebenen Yellowstone-Stars vor wenigen Tagen von einer "neuen Energie" am Set sprachen, hielt ich das noch für ein panisches Abwiegeln, damit der Serie mit Kevin Costner nicht auch noch ihr Publikum wegbricht. Das kann natürlich weiterhin passieren. Aber es wäre ungerecht, denn durch den Abgang des Patriarchen ist der Western plötzlich wieder überraschend dynamisch geworden.

Podcast: Warum Yellowstone so enorm erfolgreich ist

Wir fragen uns schon seit langem: Welche Serie beerbt eigentlich Game of Thrones, Breaking Bad oder The Walking Dead? Eine Antwort lautet: Yellowstone.

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