Jerry Lewis' Der verrückte Professor

16.03.2011 - 08:50 Uhr
Der verrückte Professor
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Der verrückte Professor
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Er ist eine Ikone der amerikanischen Slapstickkomödie: Jerry Lewis! Heute begeht der Meister mit den 1000 Stimmen und noch mehr Gesichtern seinen 85. Geburtstag: Unser DVD-Kolumnist Thomas Groh gratuliert mit einer Empfehlung.

Er ist so amerikanisch wie Coca Cola, die Ramones oder die Monroe – und man muss ihn dafür lieben! Jerry Lewis, der Mann, der sein Gesicht zur Schaubühne für 1000 Fratzen erklärt hat, der Mann, der die Stimmakrobatik überhaupt erst auf das Niveau gebracht hat, Jerry Lewis, Slapstick-Komiker von Gottes Gnaden, wird heute 85 Jahre alt. Und ich entbiete allerbeste Glückwünsche!

Unter den klassischen Hollywoodkomikern ist Jerry Lewis der agilste, nervöseste, elektrifizierteste. Von der sanften Melancholie eines Buster Keaton, von der liebenswürdigen Tollpatschigkeit eines Charlie Chaplin trennen ihn Welten. Lewis Aufstieg zum Superstar läuft parallel zum Siegeszug der elektronischen Massenmedien und der weitverzweigten Unterhaltungsbranche als führende Leitindustrie: Nervosität und Hektik werden zum neuen Chic – in der Musik im Swing und Rock’n’Roll, im Kino bei Jerry Lewis – und in kaum einem Film konnte er sich so austoben wie in Der verrückte Professor.

Dr. Jerry and Mr. Hyde

Es ist die klassische Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde (hier im Volltext), verkleidet im Gewand des Slapsticks: Jerry Lewis ist Prof. Kelp, ein rechter Trottel vor dem Herrn, der gleich zu Beginn im Experiment erst einmal die halbe Fakultät in die Luft bläst. Kelp ist so ungelenk wie unbeholfen, schlecht frisiert und mit sonderbarem Zahnwuchs gesegnet. Nicht die besten Karten also, um die junge Studentin Stella (Stella Stevens) zu beeindrucken. Versuche, dies auf sportlichen Gebiet zu erreichen, schlagen fehl – also greift er, wie das große literarische Vorbild, zum wissenschaftlichen Selbstversuch: Eine selbstgebraute Chemikalie lässt ein zwar selbstsicheres, aber enormes Scheusal entstehen…

Die herrlich alberne Verwandlungsszene gehört zu den GANZ großen Klassikern in der Geschichte der Slapstick-Komödie: Im bunt blühenden Farbenrausch demoliert Lewis nicht nur sein Labor, er darf auch noch mit allerlei bizarren Masken in die Kameralinse äugen, während der Soundtrack ohne Unterlass zur ganz großen Horrorschau aufspielt. Ein wunderbarer Albtraum in knalligem Technicolor – wie überhaupt der ganze Film in satten Farben nur so badet. Neben den Melodramen von Douglas Sirk und den Horrorfilmen von Mario Bava zählt Der verrückte Professor ganz sicher zu den schönsten Technicolor-Filmen!

Eine tolle DVD

Glücklicherweise ist die Special Edition des Films exzellent restauriert, sodass man sich an diesem quietschbunten Film auch wirklich satt sehen kann. Auch die Bonusmaterialien sind absolut sehenswert: Hauptattraktion ist natürlich der (deutsch untertitelte) Audiokommentar von Jerry Lewis selbst. Dass sich Lewis hier nicht die Wurst vom Brot nehmen lässt und noch haufenweise Gags anbringt, versteht sich von selbst. Daneben gibt es zwei ausführliche Features, die ebenfalls richtig viel Spaß machen: In Perfecting the Formula erzählen Lewis und noch viele weitere Beteiligte auf sehr lebhafte Weise von den Umständen der Produktion. Jerry Lewis at Work wiederum befasst sich sehr ausführlich mit Jerry Lewis’ Karriere – dass dabei viele Archivmaterialien Verwendung finden, macht das Feature besonders wertvoll. Unter “Archival Materials” findet sich schließlich allerlei Ausschussware – von deleted scences über Versprecher bis hin zu privaten Aufnahmen.

Kurz: Eine rundum großartige DVD eines echten Hollywood-Klassikers – ideal für eine Neu- oder Wiederentdeckung! In diesem Sinne: Happy Birthday, Mr. Lewis!

Abschließend der Trailer

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Die Special Edition von Der verrückte Professor ist bei Amazon für 13,99 Euro erhältlich.

Thomas Groh lebt in Berlin, arbeitet für die Programmvideothek Filmkunst im Roderich und schreibt über Filme, zum Beispiel für die Filmzeitschrift Splatting Image, die taz und das Onlinekulturmagazin Perlentaucher. Wenn er nicht gerade sein Blog aktualisiert, verfasst er wöchentliche DVD-Kolumnen für den moviepilot, in denen er Filme von etwas jenseits des Radars empfiehlt, zuletzt etwa Die dritte Generation von Fassbinder, den Experimental-Giallo Amer und David Lynchs Elefantenmensch.

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