Was, wenn dein Navigationssystem dir den Weg zur Liebe zeigen könnte? Dieser Frage geht der Film A Big Bold Beautiful Journey nach, der am 2. Oktober 2025 in den deutschen Kinos startet. Nur, lohnt sich der Fantasy-Abstecher an der Seite der Megastars Margot Robbie (Suicide Squad) und Colin Farrell (The Lobster)?
Neuer Fantasy-Film A Big Bold Beautiful Journey: Die unglaubliche Reise in einem verrückten Auto
Auf einer Hochzeit begegnen David (Farrell) und Sarah (Robbie) sich als Fremde, verpassen aber die Chance, sich besser kennenzulernen. Erst das sprechende GPS ihrer Mietautos zwingt sie auf dem Rückweg doch noch zusammen. Gemeinsam sagen sie "Ja" zur vom Wagen vorgeschlagenen Big Bold Beautiful Journey – woraufhin das Navi sie zu Türen abseits der Route lotst, durch die sie noch einmal ihre jeweiligen Vergangenheiten betreten.
Schaut hier den Trailer zu A Big Bold Beautiful Journey:
Als Filmemacher begann Kogonada seine Karriere mit Video-Essays, bevor er seinen Stil in den Filmen Columbus und After Yang sowie der Serie Pachinko irgendwo zwischen Bodenständigkeit und Träumerei einpegelte. Wenn Sarah und David einen Berg besteigen und von dort, wie aus dem Weltall, auf die ferne Erdhalbkugel herabblicken, während sie Beziehungen diskutieren, zieht sich Kogonadas Handschrift auch durch seinen neusten Film. In A Big Bold Beautiful Journey steht allerdings der künstlerische Anspruch der Romanze immer wieder im Weg, statt sie zu unterstützen.
Eine bestimmte Art von Film findet die überzeugende Schnittstelle zwischen Romantik und Fantasy, wo ein einzelnes übernatürliches Element die Liebesgeschichte herausfordert und bereichert. In Das Haus am See war dafür der verzauberter Briefkasten zuständig, in Für immer Adaline die Unsterblichkeit der Hauptfigur. A Big Bold Beautiful Journey hingegen verliert trotz GPS immer wieder das Herz seiner Geschichte aus dem Blick.
Schrullig und witzig, aber romantisch? Colin Farrell und Margot Robbie fügen sich schwer als Paar zusammen
A Big Bold Beautiful Journey besticht anfangs durchaus mit seiner eigenwilligen Idee. Nicht umsonst schaffte das Drehbuch von Seth Reiss (The Menu) es 2020 auf Hollywoods renommierte Black List der beliebtesten, noch unverfilmten Geschichten. Wenn die gut aufgelegten Gaststars Kevin Kline und (eine mit russischem Akzent sprechende) Phoebe Waller-Bridge als schrullige Autovermieter:innen David den Wagen mit GPS aufschwatzen, geben sie damit den charmanten Tonfall aberwitziger Schicksalswendungen vor.
Wie Jim Carreys Ja-Sager stimmt David bald allem zu, was sein Navi ihm vorschlägt. Nach überzeugenden, aber düsteren Paraderollen wie The Penguin oder The Banshees of Inisherin darf Colin Farrell sich hier mal wieder gelöster zeigen. Die Zeitsprünge des Films schenken ihm echte Highlights wie eine Highschool-Musical-Nummer auf der Bühne seiner Jugend. Wer sich nach Farrells zehn Jahren Romantikabstinenz seit Winter's Tale sprühende Herzen erhofft, wird allerdings enttäuscht.
Auf dem Papier sieht die Zusammenführung des irischen Schufts mit Dreitagebart und der umwerfend hübschen Barbie-Darstellerin traumhaft aus. Nur leider fehlt A Big Bold Beautiful Journey unter der schönen Oberfläche dieser Idee das entscheidende Element: Es existiert kein romantischer Funken zwischen den Hauptfiguren. Die polierten Megastars Colin Farrell und Margot Robbie allein reichen nicht aus, wenn dabei ihre Leinwandchemie fernbleibt. Egal, wie stur sie ihrem vorgezeichneten Weg zum Liebesglück folgen.
Absurder ist höchstens noch, dass ihre Gefühle unter dem Banner der offensiven Burger King-Schleichwerbung erblühen sollen.
A Big Bold Beautiful Journey verfährt sich trotz GPS zwischen Fantasy und Realismus
Neben dem nicht einrastenden Casting trägt auch die Inszenierung Schuld an der fehlenden Gefühlstiefe. A Big Bold Beautiful Journey verfolgt die eigene Fantasy-Idee nicht stringent genug: Einmal tritt David bei der Reise in die Vergangenheit in seine eigene Schulzeit, wobei andere den Erwachsenen als Jugendlichen sehen. Anschließend nimmt er plötzlich die Rolle eines Fremden ein, als er seinem eigenen Vater Mut zuspricht. Dann wieder mutiert David zu seinem eigenen Erzeuger und spricht mit seinem jüngeren Selbst. Wo bleibt da hinter der Türschwelle der rote Faden? Auch Fantasy braucht Logik. Der Anime Suzume machte die Reise durch Zeit und Raum mittels Türrahmen vor ein paar Jahren schon so viel besser vor.
Hier zeigt der GPS-gesteuerte Film, dass ihm die klare Richtung fehlt. Die unterschiedlichen Etappen wechseln so schnell zwischen Davids und Sarahs Backstorys, dass gar keine Gefühle aufkommen können. Wenn Sarah im Krankenhaus vom Tod ihrer Mutter erfährt, bleibt kein Platz für Empfindungen, wenn wir im nächsten Moment schon zur Folgestation weiterhetzen. Statt innezuhalten, um wichtigen Momente im Leben seiner Figuren wirken zu lassen, steckt A Big Bold Beautiful Journey sein Paar lieber wiederholt in leere Sets. So bleibt die Idee einer Liebe bühnenhaft und erwacht nie vollständig zum Leben.
Kogonada will in seinem Film zu viel auf einmal, neben der Lovestory auch noch Elternbeziehungen ausloten, Vergangenheiten bewältigen und realistische Beziehungshürden ausdiskutieren. Dadurch kommt der glaubwürdige Unterbau der zentralen Romanze zu kurz, während Wirklichkeitsanspruch und Fantasy-Setting sich gegenseitig kannibalisierten. Kogonadas Film findet leider nie die richtige Gangart und schaltet hin und her zwischen Pop-Song-geschwängertem Leuchtturmkitsch und avantgardistisch grauen Hallen, die das menschliche Innenleben abbilden sollen. Glückskeksweisheiten wechseln sich mit unbequemen Wahrheiten verblassender Gefühle ab.
Schön anzusehen bleibt der Film trotzdem, wenn sich etwa bunte Regenschirme sich über einer Hochzeit aufspannen. Am Ende ist A Big Bold Beautiful Journey aber leider nicht die "große, mutige, schöne Reise" geworden, die der Titel so romantisch verspricht. Stattdessen gleicht der Film einem netten bis holprigen Abstecher auf der Autobahn des Lebens, dessen Abfahrt man mitnehmen, aber genauso gut auslassen kann.